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LOHR: Sehnsucht nach einfachem Leben

LOHR

Sehnsucht nach einfachem Leben

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    Einblick in das künstlerische Schaffen des Partensteiner Unternehmers Hans Günther (1936-2006) gibt derzeit eine Ausstellung im Lohrer Fischerhaus – hier ein Aquarell mit Meer und Himmel.
    Einblick in das künstlerische Schaffen des Partensteiner Unternehmers Hans Günther (1936-2006) gibt derzeit eine Ausstellung im Lohrer Fischerhaus – hier ein Aquarell mit Meer und Himmel. Foto: Foto: Wolfgang Dehm

    Einblick in das künstlerische Werk des Partensteiner Unternehmers Hans Günther (1936- 2006) gibt derzeit eine Ausstellung im Fischerhaus, die am Freitagabend mit rund 80 Besuchern eröffnet wurde. Veranstalterin ist seine Witwe Helga Günther.

    Der in Ludwigshafen geborene Hans Günther wurde als Kind von seinen Eltern zur Verwandtschaft nach Partenstein, dem Geburtsort seiner Mutter geschickt, weil Industriestädte wie Ludwigshafen im Zweiten Weltkrieg oftmals bombardiert wurden.

    Nach dem Krieg kehrte er zunächst zu seinen Eltern zurück, doch als der Vater starb, ging seine Mutter mit ihrem Sohn dauerhaft zurück nach Partenstein, wo dieser eine Lehre in der Schreinerei Joa begann. Doch schon nach einem Jahr war damit Schluss, denn er hatte sich bei der Arbeit an der Kreissäge Teile der Finger seiner rechten Hand abgesägt. Er bekam eine andere Lehrstelle als Großhandelskaufmann bei der Lohrer Baustofffirma Scherg.

    Während dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Helga kennen, die in Lohr bei der Firma Krug Einzelhandelskauffrau lernte. Obwohl beide unterschiedliche Konfessionen hatten – er war evangelisch, sie katholisch – setzen sie ihre Heirat durch, was in der damaligen Zeit nicht selbstverständlich war.

    Durch einen firmeninternen Wechsel vom Handelskaufmann zum Handelsvertreter verdiente Hans Günther gut, kaufte sich ein Motorrad, dann einen VW Käfer und 1961 wurde ein Haus gebaut. 1961, 1964 und 1968 wurden die Kinder Karin, Jürgen und Frank geboren.

    Als Hans Günthers Arbeitgeber pleite ging, war er zunächst arbeitslos. Dann schlug er sich als Adressbuchvertreter durch, bis er schließlich eine Stelle bei Rexroth im Aggregatebau ergatterte.

    Die Lücke erkannt

    Wirklich glücklich wurde er mit dieser Arbeit zwar nicht. Allerdings hatte er festgestellt, dass bei Rexroth fertige Maschinen tagelang nicht ausgeliefert werden konnten, weil das von einer Berliner Firma produzierte Kennzeichnungsschild fehlte.

    Hans Günther wusste, dass es im Unternehmen eine Graviermaschine gab, mit der man die Schilder selbst hätte herstellen können. Allerdings kannte sich keiner damit aus. Also erarbeitete er sich eigenständig die Funktionsweise der Graviermaschine, kaufte sie Rexroth ab, stellte sie bei sich daheim in den Keller – und produzierte Schilder. Zunächst war Rexroth sein einziger Kunde, doch die Firma wuchs kontinuierlich.

    1996 übergab er sein Unternehmen, das heute in Lohr ansässig ist, an seinen ältesten Sohn und bekam die niederschmetternde Diagnose Krebs. Die Ärzte gaben ihm nicht mehr viel Zeit, aber letztendlich waren es noch zehn Jahre, die er hatte. Und die nutzte er, um ausdauernd zu malen.

    „Er malte gegen seine Krankheit an, er malte, um seine Krankheit zu vergessen“, sagte Laudator Michael, der, seinen Nachnamen nicht nennen wollte. Hans Günther habe schon als Kind gut zeichnen und malen können und bei einem Malkurs der Lohrer Künstlerin Margot Krug in den späten 1960er Jahren habe er die „Passion seines Lebens“ gefunden.

    Immer wieder habe Günther an Malkursen teilgenommen und sich auch die Bob-Ross-Videokasetten besorgt, um sich von dessen Ölmalerei etwas abzuschauen. Doch am liebsten habe er mit Aquarellfarben gearbeitet. Darin, so Michael, habe er mit der Zeit eine große Kunstfertigkeit entwickelt und sich zu einem echten Künstler gewandelt.

    Zwar habe Hans Günther abstrakt, naiv, realistisch, impressionistisch, expressionistisch und sogar surrealistisch gemalt, aber im Grunde habe er keinen Stil bevorzugt. „Ich denke, Hans hat sich nie Gedanken darüber gemacht, in welcher Stilrichtung er gerade malte“, meinte Michael. Statt sich in ein Schema pressen zu lassen, habe er seinen Gefühlen freien Lauf gelassen.

    Zwar gebe es auch einige düstere, schwermütige Bilder des „Lebens-Künstlers“ Hans Günther, im Wesentlichen seien seine Werke jedoch dem Leben zugewandt. Sie seien Ausdruck und Zeugnis für seine Lust am Reisen, sie zeigten „seine tiefe Sehnsucht nach einem einfachen und guten Leben in der Idylle seiner Landschaftsmalereien“.

    Die Ausstellung ist geöffnet am Donnerstag, 15. Juni (Fronleichnam), an den Samstagen 17. und 24. Juni und an den Sonntagen 18. und 25. Juni, jeweils von 11 bis 16 Uhr.

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