Wer denkt, dass die gute, alte Postkarte in Zeiten von SMS, Facebook und Co. ausgedient hat, der irrt. Noch immer ist das bunte Kärtchen mit den schönsten Motiven aus dem Urlaub oder vom Tagestrip ein begehrtes Mitbringsel oder zaubert – verschickt auf dem Postweg – bei Daheimgebliebenen ein Lächeln ins Gesicht. Wichtig ist natürlich ein attraktives Motiv. Der Künstler Sergey Bakir hat nun gleich zwei Postkartenserien über Lohr, seine schönsten Gebäude und natürlich Schneewittchen entworfen.
Sergey Bakir steht in seinem Atelier in der Meistergasse. Nicht ohne Stolz präsentiert er die kunterbunte Auswahl an Postkarten. Hier ziert das Gesicht Schneewittchens eine Karte, dort verbiegen sich die Sieben Zwerge zum Wort „Lohr“, auf der nächsten Karte grüßt der Absender mittels großem 3-D-Schriftzug aus Lohr, in dem Bilder der schmucken Fachwerkhäuser der Innenstadt verewigt sind. Wer sich mit Erinnerungsstücken eindecken oder den Daheimgebliebenen einen Gruß über den Postweg schicken will, hat die Qual der Wahl. 36 verschiedene Motive gibt es. Und Sergey Bakir ist der Mann, der diese entworfen hat. Geboren in Moskau studierte er dort an der Hochschule für Kultur. Vor fünf Jahren zog er gemeinsam mit seiner Frau Yulia, die eine Stelle bei Bosch Rexroth bekam, nach Lohr. Vor drei Jahren hat der Künstler sein kleines aber feines Atelier „ArtBakir“ in der Meistergasse 1a, neben der Blumenhalle Hutzel, eröffnet.
Einen Namen gemacht hat sich der 42-Jährige, als er vor einem Jahr die vierteilige Bilder-Serie „Meine Stadt – Lohr am Main“ veröffentlichte. „Die Bilder waren sehr populär“, sagt Bakir. Die Zeichnungen – mit Tusche von Hand gemalt und mit Aquarellfarben komplementiert – zeigen beispielsweise in simpler Schrift den Städtenamen Lohr. Interessant macht Bakir das Bild, indem er den Bayersturm an das große „L“ anlehnt, aus dem „o“ lässt er einen Apfel werden, das Schneewittchen lässt er durch das „h“ wie durch einen Torbogen schreiten, einen Zwerg lässt er auf dem „r“ balancieren. Auf einem weiteren Bild lässt er Radfahrer den Schriftzug entlang brausen. „In Russland gibt es nicht viele Radfahrer. Hier jedoch ist das Radfahren Kult.“ Die beiden weiteren Bilder zeigen Lohrs wichtigste Gebäude – aneinandergereiht auf der Mainbrücke oder auf einer Wetterfahne.
„Bei mir gibt es im Kopf viele Ideen für Lohr“
Sergey Bakir, Künstler
Sergey Bakir hat mittlerweile viele weitere Motive rund um das Thema Lohr entwickelt und diese nun als Postkartenserien herausgebracht. Zum einen entstanden zwölf Karten, die verschiedene Sehenswürdigkeiten zeigen – als Computergrafiken. Das Schloss, das Alte Rathaus, der Bayersturm sind ebenso darauf zu sehen wie die Realschule oder auch Maria Buchen. Der aufgedruckte gezahnte Rahmen verpasst den Postkarten einen retro-ähnlichen Stil, lässt sie wie überdimensionale Briefmarken wirken.
Auf der zweiten Serie springen dem Betrachter 3D-Buchstaben entgegen. Fotos von Fachwerkhäusern in der Innenstadt und viele Sehenswürdigkeiten hat Bakir in die Worte „Lohr“ oder „Spessart“ integriert. Sechs verschiedene Motive hat er hier entworfen.
„Ich habe einfach festgestellt, dass es in vielen Städten zwar Postkarten mit Fotos gibt, aber keine solchen Art-Postkarten.“ Schneewittchen und die Sieben Zwerge sind selbstverständlich auch mit von der Partie. Das schlichte Portrait der hübschen Märchenfigur ist ebenso auf den Karten zu finden wie die Zwerge, die sich verbiegen, um gemeinsam das Wort „Lohr“ zu bilden. Zur Serie gehören auch Magneten mit verschiedenen Motiven und auch Schlüsselanhänger werden in Kürze verfügbar sein.
„Der Run auf die Postkarten ist groß“, berichtet Bakir. Gerade einmal seit einem Monat sind sie erhältlich, verschiedene Motive waren schon gleich zu Beginn ausverkauft, so dass der Künstler flugs für Nachschub sorgen musste. Verkauft werden die Karten und Souvenirs in mehreren Lohrer Geschäften wie bei Fassnacht, in der Bücherecke, im Schloss oder auch auf der Franziskushöhe. Und in seinem Atelier in der Meistergasse, das er Dienstag bis Freitag ab 15.30 und Samstag ab 9.30 Uhr öffnet.
„Bei mir gibt es im Kopf viele Ideen für Lohr“, verrät der Mann, der in einer Moskauer Firma als Marketingdirektor gearbeitet hat. Was genau das ist, will er allerdings noch nicht verraten.
Nur eines kündigt er schon jetzt an: Im Rahmen des Lohrer „Spessart-Winters“ zeigt Sergey Bakir seine Werke in einer Ausstellung im Alten Rathaus. „Da möchte ich ein großes Projekt für Lohr präsentieren.“ Momentan arbeitet er nämlich an einem großen 3D-Stadtplan, der die Lohrer Altstadt aus der Vogelperspektive zeigt. „Das wird dann der Hauptfokus der Ausstellung sein“, sagt der Künstler.