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VOLKACH: Sich beim Pflegen helfen lassen

VOLKACH

Sich beim Pflegen helfen lassen

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    Hilfsbedürftig: Mehr als jeder zweite Bundesbürger (52 Prozent) macht sich Sorgen, bei Pflegebedürftigkeit finanziell nicht genug abgesichert zu sein. Mehr als drei von vier Bürgern (77 Prozent) sehen die Pflegeversicherung dafür grundsätzlich als nicht ausreichend an. 82 Prozent meinen laut einer vergangene Woche in Berlin veröffentlichten Allensbach-Umfrage vom September weiter, die Politik müsste in Sachen Pflege mehr tun.
    Hilfsbedürftig: Mehr als jeder zweite Bundesbürger (52 Prozent) macht sich Sorgen, bei Pflegebedürftigkeit finanziell nicht genug abgesichert zu sein. Mehr als drei von vier Bürgern (77 Prozent) sehen die Pflegeversicherung dafür grundsätzlich als nicht ausreichend an. 82 Prozent meinen laut einer vergangene Woche in Berlin veröffentlichten Allensbach-Umfrage vom September weiter, die Politik müsste in Sachen Pflege mehr tun. Foto: Foto: dpa

    Einen Angehörigen in den eigenen vier Wänden pflegen und gleichzeitig einen Beruf ausüben – dieser Spagat ist für pflegende Angehörige durchaus möglich, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt die notwendige Entlastung und Unterstützung auch in Anspruch nehmen. Die vorhandenen Angebote jedoch würden leider nicht von allen angenommen, die sie benötigen, sagte Gerlinde Martin vom Familienbund der Katholiken (FDK) beim Schlossgespräch auf Schloss Hallburg bei Volkach (Lkr. Kitzingen).

    „Die häusliche Pflege ist ohne das Engagement der Familie nicht denkbar und ein wichtiges Zukunftsthema der Familienpolitik“, so die Leiterin des Arbeitskreises der Familie des FDK. Auch müsste das Netz der vorhandenen Angebote zum einen engmaschiger und zum anderen auch bekannter werden.

    Zum Beispiel durch Anlaufstellen, in denen die pflegenden Angehörigen konkrete Hilfe erhalten. Wie etwa im Landratsamt Kitzingen, bei dem die Pflege der alten Menschen eine Pflichtaufgabe ist. Im Amt existiert eine Fachstelle, in der die Angehörigen konkrete Hilfestellungen erhalten, sagte Landrätin Tamara Bischof. „Bei unseren stationären Angeboten sind wir mittlerweile überversorgt, aber im Bereich der Tages- und Kurzzeitpflege sind wir noch unter dem tatsächlichen Bedarf“, sagte sie und verwies darauf, dass auch viele private Anbieter Pflegeplätze anbieten würden, „die müssen noch bekannter werden“. Grundsätzlich müsse die Gesellschaft für das Thema der Pflege sensibilisiert und die Weichen für die ältere Generation gestellt werden.

    Plädoyer für eine Pflegezeit

    Seit Oktober 2011 gibt es das Gesetz über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, erklärte Professorin Anne Lenz. Dieses Gesetz ermögliche es pflegenden Angehörigen, bis zu zwei Jahre ihre Arbeitszeit unbezahlt zu verringern, allerdings ohne Rechtsanspruch auf diese Zeit. Leider würden gerade die kleineren Betriebe nur ungern auf diese Arbeitnehmer verzichten und scheuten zudem noch den hohen bürokratischen Aufwand. „Im Bereich der Kindererziehung gibt es die Elternzeit, warum nicht auch bei der Pflege von Angehörigen?“, fragte Lenz rhetorisch.

    Bürgerversicherung als Lösung

    „Um die soziale Sicherung der älteren Generation zu sichern, sollten wir über eine Bürgerversicherung nachdenken, so etwas ähnliches wie den Solidaritätszuschlag“, sagte die Professorin von der Hochschule Darmstadt. Die Belastung durch Sozialbeiträge sinke nämlich mit steigenden Einkommen, und Beamte würden gar nicht zur Kasse gebeten. „Die Kosten für die Pflege können durch eine Bürgerversicherung, die von allen bezahlt werden müsste, besser aufgefangen werden“, fügte Lenz hinzu.

    Georg Sperrle, Fachbereichsleiter für Gesundheit und Alter des Diözesancaritasverbandes Würzburg, bemängelte die in seinen Augen zu geringe Anhebung der Pflegeversicherung von 0,1 Prozent. „Damit ist niemandem wirklich geholfen“, sagte er, „die Beträge sind verschwindend gering.“

    Auch er appellierte an die Angehörigen, rechtzeitig die Angebote in Anspruch zu nehmen, bevor es bei ihnen zu einem Burn-Out-Syndrom käme. „Wir kommen oft genug in Haushalte, die ein bis zwei Jahre zu spät um Hilfe gebeten haben“. Zum Teil würden die Angehörigen aus falscher Scham nicht um Hilfe bitten, „weil sie glauben, nicht genug für den Pflegebedürftigen getan zu haben“. Früh genug um Hilfe gebeten hatte der Volkacher Udo Schindler, der seitens der Caritas bei der Pflege seiner Frau unterstützt wird, „und auch aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis erfahre ich Unterstützung“.

    Diese Unterstützung bietet zum Beispiel auch Wiltrud Klapheck in Volkach mit „Eine Stunde Zeit“ an. Sie und 40 ehrenamtliche Helfer bieten zwar keine direkte Pflege, aber Unterstützung im täglichen Leben an, etwa durch Einkäufe oder auch Gespräche. „Einige unserer Mitarbeiter werden gerade als Alltagsbegleiter ausgebildet“, sagte sie.

    Im Internet finden sich viele Angebote für pflegende Angehörige. Beispiele: www.kitzingen/de, www.pflege-unterfranken.de (Caritas), www.wohnen-im-alter.de, diakonie-kitzingen.de

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