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KARLSTADT: Sie hielten am längsten durch

KARLSTADT

Sie hielten am längsten durch

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    Das Ende einer Ära: Harald und Loni Schricker haben das Schild „Gasthaus zur Mühle“ abmontiert. Die Gaststätte war das letzte Überbleibsel der Geschäftswelt, die sich im Umfeld des Siedlungsplatzes Hohenlohestraße/Zahnstraße angesiedelt hatte.
    Das Ende einer Ära: Harald und Loni Schricker haben das Schild „Gasthaus zur Mühle“ abmontiert. Die Gaststätte war das letzte Überbleibsel der Geschäftswelt, die sich im Umfeld des Siedlungsplatzes Hohenlohestraße/Zahnstraße angesiedelt hatte. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Das Gasthaus „Zur Mühle“ in der Karlstadter Hohenlohestraße 8 ist geschlossen. Aus gesundheitlichen Gründen stellten Harald und Loni Schricker den Betrieb ein. Lediglich für private Feiern können die Räume noch angemietet werden. Auch die Pension in der Angerstraße ist geschlossen.

    Damit geht zugleich eine Ära zu Ende. Denn in der Nähe des Gasthauses Schricker war einst in der Siedlung so etwas wie ein zweites Karlstadter Zentrum entstanden. In den 60er Jahren gab es hier die Bäckereien Dietrich und Frisch, die Metzgereien Ehehalt und Dorsch, die Lebensmittelgeschäfte Duttlinger und Schuhmann.

    Als Duttlinger in die Grobenstraße wechselte, zog in das Haus in der Zahnstraße die Drogerie Rehbock ein. Sogar die Hypo-Bank baute an dem Platz zwischen Zahnstraße, Hohenlohestraße und Dükerstraße. Auf dem Platz wurde sogar jedes Jahr ein eigener Maibaum aufgestellt. Nach und nach aber verschwand ein Geschäft nach dem anderen.

    Passend zu dem neuen Stadtteil hießt die Gaststätte ursprünglich „Zur neuen Siedlung“. Die Eltern von Harald Schricker, Heinrich und Lina, hatten sie 1954 von Wolfgang Plötz erworben. Sie hatten zuvor in Kitzingen eine Kantine geführt.

    Mit dem Schiff in der Karibik

    Harald Schricker lernte ab 1963 Koch in der Grundmühle zwischen Versbach und Rimpar. Nach dem Wehrdienst erweiterte er ein Jahr lang seine Kenntnisse im „Waldhotel“ in Arosa (Schweiz). Dort lernte er auch seine Frau Loni kennen, die aus einem Dorf zwischen Zürich und Bern stammt und in Arosa in einem Textilgeschäft arbeitete. Weitere Erfahrung sammelte er 1972 als Koch ein Vierteljahr auf dem Kreuzfahrtschiff „Rotterdam“, mit dem er in der Karibik unterwegs war.

    Nach der Heirat 1973 übernahmen Harald und Loni Schricker 1974 das Gasthaus „Zur neuen Siedlung“. Schon 1965 hatten die Eltern es um einen Flachbau erweitert, um wesentlich mehr Sitzplätze zu schaffen.

    1982 begann Harald Schricker mit der Umgestaltung. Im Hauptraum sorgten nun aufgeschnittene Holzfässer mit Maßkrügen darinnen als Lampen für rustikale Atmosphäre. In einem zweiten Durchgang baute er auch den Nebenraum um, mit Podest und einem kleinen Mühlrad. Fortan sollte die Gaststätte „Zur Mühle“ heißen.

    „Wir waren auf verschiedenen Gebieten Vorreiter“, erinnert sich Harald Schricker. So ließen sich die Schrickers auch kulinarisch etwas einfallen. Ab 1989 war für drei Jahre der chinesische Koch Chung Wong zu Gast. Chinesische Küche war damals weit und breit sonst nirgends zu finden. Dann sorgte für eineinhalb Jahre der indonesische Koch Jojo für Exotik. Zuletzt war die thailändische Köchin Riem seit September 2009 bis fast zum Schluss in Karlstadt.

    Das Gasthaus hatte eine breite Stammkundschaft. Beliebt war der Mittagstisch. Lehrer und Schüler der umliegenden Schulen kamen, wobei die Schüler sich vorzugsweise mit Pommes und Cola begnügten. Abends war „der Schricker“ Anlaufpunkt für Sportgruppen nach dem Training. Der Skatclub „Kreuzbube“ und die Drachenflieger waren diejenigen, die der Gastwirtschaft mit am längsten die Treue hielten.

    25 Jahre Treue

    Kurz vor Schließung ehrten die Schrickers ihre langjährige Mitarbeiterin Edeltraud Schneider. Sie hatte 25 Jahre lang im Service in dem Gasthaus gearbeitet.

    In der Angerstraße hatten die Schrickers 1989 ein Wohnhaus gekauft, um ein Jahr später dort eine Pension mit sechs Zimmern und acht Betten zu eröffnen. Im Sommer waren vor allem zahlreiche Radfahrer zu Gast, das ganze Jahr über außerdem Monteure.

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