Ein Kult-Film, der vor allem in der Weihnachtszeit die Menschen begeistert, könnte bald ein Kult-Musical werden – und eine junge Dame aus Lengfurt ist dabei: Julia Kohlhepp begeistert derzeit in der Hauptrolle von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Seit Anfang November läuft dieses Musical von Christian Berg im GOP Varieté-Theater Hannover, und seit Anfang November heißt es dort: „Täglich gespielt – immer ausverkauft“.
Musikalisches Talent hat Kohlhepp mit in die Wiege gelegt bekommen: Ihr Vater Bernhard, der in Lengfurt seit vielen Jahren die Singgruppe Kohlhepp leitet, ist seit den frühen 1960er Jahren bis heute auf Bühnen und unterwegs, sei es mit der Band „The Earls“, den Geschwistern Kohlhepp, dem Kohlhepp-Trio oder beim Wirtshaussingen mit den Schneesengern. Julia Kohlhepp spielte viele Jahre bei der Musikkapelle Lengfurt Klarinette. Nach dem Fachabitur absolvierte sie in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) eine Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik. Ihr Hauptfach: Klarinette; Nebenfach: Klavier. Dazu kam noch Gesang.
Als Kind ein Musical sehen, fasziniert sein und dann sagen: „Das will ich auch mal machen“ – bei Julia Kohlhepp war es anders. Eigentlich war es das Schauspiel, das sie besonders reizte. Erst später kam die Perspektive hinzu, Schauspiel, Musik und Tanz für sich selbst zu dem zu verbinden, was sie künftig machen will. „Für mich auch eine Herausforderung“, sagt die 25-Jährige im Telefonat mit der Main-Post.
Erfolg beim Casting
Seit knapp vier Jahren hat sie jetzt in Osnabrück den Studiengang „Musical“ belegt, in den sie auch dank der bereits gut ausgebildeten Fähigkeiten in Musik und Gesang aufgenommen wurde. Im Sommer hörte sie von einer Ausschreibung für die Rollen im Musical „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Hannover. Sie bewarb sich, wurde in einer große Schar anderer Bewerber zum Casting eingeladen, sang vor – und bekam die Hauptrolle.
Nun galt es, Texte zu lernen, die Gesangsstücke zu üben, Tanz-Passagen zu studieren. Dann ging es ab nach Cuxhaven. Dort bereitete sich das Ensemble, von deren Mitgliedern sich vor dem Casting keines gekannt hatte, im Team vor. Schließlich folgte noch eine knappe Woche mit ständigen Proben.
Viel selbstständig gelernt
Wichtig war, sich alles selbstständig anzueignen, erzählt Kohlhepp. Kein Orchester liefert die Musik, sondern ein fertiger Musik-Track, der ja erst recht punktgenau getroffen werden will. „Ich habe in dem eineinhalb Stunden langen Stück sehr viel Gesang, da konnte ich mir viel selbst beibringen.“
Die Musik von Christian Berg unterscheidet sich sehr von der bekannten Filmmusik des Komponisten Karel Svoboda. Berg und Mirko Bott haben die Geschichte der tschechischen Autorin Božena Nemcová auf die Bühne geholt – als Musical für die ganze Familie. So sind derzeit auch Nachmittagsvorstellungen für Kinder und Schulklassen angesagt. Dabei legen die Macher großen Wert darauf, die Filmvariante nicht nachzuspielen.
Der große Unterschied zu Aschenputtel: bei Aschenbrödel sind auch die Eule Rosalie und ihr Pferd Nikolaus dabei. In der Musical-Version können diese auch sprechen und die Geschichte mit dem Knecht Valentin erzählen. Das ist im Film nicht so. Mit diesem möchte Berg sein Musical nicht verglichen wissen.„Ich wollte nicht den Film nachmachen,“ grenzt er sich ab, „sondern ich halte mich an das Märchen von Nemcová, das das Grimm’sche Motiv Aschenputtel variiert.“
Der Charakter von Aschenbrödel sei völlig anders als etwa der von Cinderella, die Haselnüsse kommen bei Aschenputtel überhaupt nicht vor. Nur dass die Titelfigur recht arm ist, fügt Julia Kohlhepp hinzu, und das Motiv mit dem Schuh sei noch erhalten. Trotzdem habe das Ensemble eigene Ideen eingebracht, die der Regisseur auch ernst nehme. Er sei nicht absolut starr fixiert auf eine ganz penibel festgelegte Darstellung.
Training im Fitness-Studio
Wie in jedem Stück gibt auch beim Aschenbrödel Situationen, vor denen jeder Schauspieler Respekt, wenn nicht Angst hat. „An einer Stelle müssen wir sehr viel auf der Bühne herumrennen und gleich danach ein Lied singen. Wenn man da nicht fit ist, wird’s schwierig,“ sagt Kohlhepp. Training im Fitness-Studio zählt daher für sie zum Alltag. „Es macht unheimlichen Spaß und die kritischen Kinder als Publikum fordern und fordern heraus,“ sagt Julia.
Bewerben, beim Casting durch Können und Ausstrahlung überzeugen, auf der Bühne das Beste geben – das soll auch weiterhin so sein. Vorher aber will sie noch ihre schriftliche Abschluss-Arbeit für den „Bachelor of Arts“ fertigstellen und: Täglich auf der Bühne gut zu spielen.