Viele Mitbürger kennen die meisten nur mit ihren Spitznamen, zum Beispiel die "Hunde-Ingrid", wie Ingrid Dittmeyer bei Groß und Klein heißt. Sie ist sozusagen ein "Prachtexemplar" von Original. Man hört sie lange, bevor ihr mächtiger Körper auf nackten Füßen ins Bild kommt. Unverwechselbar "ein guter Turm auf festem Fundament", wie sie "ihre Wasserbeine" mit kritischer, aber liebevoller Selbsterkenntnis nennt. Ingrid Dittmeyer akzeptiert sich wie sie ist. Und sie nimmt bei sich wie bei anderen kein Blatt vor den Mund.
Vater hieß "Blumenkohl"
Schon ihren Vater Erwin Dittmeyer, Berufsmusiker, der wegen seiner weißen Kräusellocken in Karlstadt den Spitznamen "Blumenkohl" trug, konnte man getrost als Karschter Original bezeichnen.
Tochter Ingrid, am 16. Februar 1951 geboren, legt keinen Wert auf Äußerlichkeiten. "Dass mich manche Mannweib nennen, ist mir völlig egal."
Bis zu seinem Tod vor drei Jahren lebte ein treuer Freund an ihrer Seite: Samy - ein einst von einem Zuhälter in Frankfurt zum Töten abgerichteter Kampfhund. Sie adoptierte ihn. Samy wurde bei ihr lammfromm. Beide, die mit schwerem Körper daher stampfende "Hunde-Ingrid" und der ihr hinterher tapsende Samy, gehörten zum täglichen Bild in Karlstadt. Einen neuen Hund möchte sie nicht mehr in ihrer Wohnung haben. Sie hat fast täglich mit Fundhunden und ausgesetzten Vierbeinern zu tun.
Die Natur/Umwelt, das Tier und der hilflose Mensch (in dieser Reihenfolge) liegen der "Hunde-Ingrid" am Herzen. Sie führt einen Hunde-Salon in der Hauptstraße, in dem die Vierbeiner getrimmt und manikürt werden. Ihre Kunden, ob Pinscher oder Schäferhund, lassen alles gelassen über sich ergehen. Ob die Ingrid wohl mit den Hunden spricht?
Von Kindheit an von ihrer Mutter Irmgard dazu erzogen, die Natur zu schützen und sich für die zwei- bis mehrbeinige Kreatur einzusetzen und sie zu achten, engagiert sich Ingrid Dittmeyer beruflich und in ihrer Freizeit auf mehreren sozialen Ebenen und überschreitet gern alle Konventionen.
Kein Respekt vor Amt und Würden, sieht sie immer den Menschen, der sich gefälligst auch als solcher in der Gemeinschaft zu benehmen habe. Sie mischt sich überall ein, brutal-ehrlich, laut, hemmungslos und mit allen fränkischen Schimpfkanonaden vertraut.
Auf sie passt der Spruch: Raue Schale, weicher Kern. Das Herz immer auf der Zunge, gibt es kein Tabuthema, über das sie nicht an der Wursttheke beim "Kupsch" und mitten auf der Hauptstraße lauthals schwadronieren würde.
Ingrid Dittmeyer betreut alte, kranke und demente Leute. Sie ist Gründerin und Vorsitzende des Freien Tierschutzvereins, Sitz Karlstadt. Und nichts kann sie mehr in Rage bringen als wehrlose Kinder, die von Erwachsenen verletzt oder missbraucht werden. Ihre Kinder- und Jugendarbeit als staatlich geprüfte Fachübungsleiterin im Sportschießen ist ihr deshalb wichtig. "Mancher meint, ich hätt' was in der Klatsche", aber das gebe ihr lediglich die Narrenfreiheit, offen und ehrlich jedem die Meinung zu sagen, manchmal bis hin zur Peinlichkeit. Schließlich soll auch jeder mit ihr reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. "Ehrlich wärt doch immer noch am längsten, oder?"