"Wir haben gerne die Einladung für den Auftritt beim Rock over Wiesthal (ROW) angenommen", bestätigt Tom Glas. Der Radiomoderator und Redakteur der Sendung Bayern-1-Classic-Rock spielte zusammen mit seiner Band Hotwire ohne Gage beim Festival in Wiesthal – wie übrigens auch die anderen sechs Rockbands. Lediglich die Kosten werden vom Veranstalter, dem Openairclub Wiesthal (OAC), gedeckt.

Das Motto des dreitägigen Spektakels unter freiem Himmel lautet schließlich: rocken und feiern für den guten Zweck. "Dieses unterstützen wir Herzblut", so der prominente Gast aus Ingolstadt. Den Kontakt zu ihm hatte Roland Ehrlich (58 Jahre) aus Wiesthal hergestellt und den Gig am Judekirfich schmackhaft gemacht.
Kultstatus erlangt
Das Rockfestival hat sich in den letzten 26 Jahren Kultstatus erarbeitet. Treffend bringt es Dauergast Bernd Geist (50) aus Wiesthal auf den Nenner. "Das ROW ist ständig gewachsen und professioneller geworden. Früher war es ein Insidertipp und jetzt bürgt es vor allem auch für eine tolle musikalische Qualität." Die vielen guten Bands aus ganz Deutschland haben auch Katharina Bug (25) und Fabian Binkert (27) aus Großostheim animiert, das Festival zu besuchen. Ihnen gefällt dazu besonders der Veranstaltungsort am Waldrand. Sie sind voll des Lobes für die junge Vorstandschaft des OAC. Auch schmecken ihnen der Äppelwoi und die "besten Pommes ever".
Jedoch waren heuer auch Improvisationskünste gefragt. Der Freitag begann mit einer schlechten Nachricht. Um 11 Uhr sagte die Band Darcy's Fault kurzfristig ab. Sie hätten ab 20 Uhr das Festival eröffnen sollen, doch eine Erkrankung ihrer Sängerin zwang die Fuldaer zu der knappen Absage. So setzte sich der Vorsitzende des OAC, Sebastian Büdel, ans Telefon und klapperte rund 30 Bandkontakte für einen Ersatz ab.

Erleichtert war er, als sich spontan Slingshot aus Lohr bereit erklärten, einzuspringen. Allerdings konnten sie erst gegen 20 Uhr am Open-Air-Gelände in Wiesthal sein. Dies bedeutete schon von vornherein ein Umdisponieren des Ablaufs und ebenso eine leichte Verzögerung. Hinzu kam die Information der Gruppe Night Laser, die auf ihrem Weg von Hamburg in den Spessart den Verkehr unterschätzt hatten und auch erst gegen 21.30 Uhr ankommen würden. Letztlich ging aber doch alles gut.
Kracher auf Kracher
Wie der Musikkenner und ehrenamtlicher Helfer bei der SV Viktoria Aschaffenburg Roland Ehrlich berichtete, begannen so gegen 19.30 Uhr The One un die Annern mit Klassikern aus der Rockgeschichte. So konnten die inzwischen eingetroffenen Slingshot ihr Equipment auf der Hauptbühne aufbauen, und nach einem kurzen Soundcheck starteten sie mit "Hard To Handle" von den Black Crowes in ihr etwas verkürztes Set. Nun folgte Kracher auf Kracher. Bei "Highway Star" von Deep Purple riss dem Drummer das Fell der Snare Drum, worauf der Schlagzeuger der nächsten Band, Vibes o' Five, in das Backstage sprintete und mit einer Ersatz-Snare aushalf.
Mit einer "Party Setlist" legten Vibes o' Five los. Sie coverten sich durch die durchaus auch jüngere Geschichte des Rock und Metal und trieben das Stimmungslevel vor rund 500 Konzertbesuchern weiter nach oben. Die Headliner Night Laser aus Hamburg glänzten mit unbändiger Spielfreude und brachten jede Menge Energie auf die Bühne. Ihr Bassist hatte es nicht nach Wiesthal geschafft, er war noch irgendwo in Salzburg, doch auch mit einem mehr als würdigen Ersatzmann am Tieftöner überzeugte die zwischen den beiden letzten Alben neu formierte Band vollends. Die super Performance endete gegen 1.45 Uhr in der lauen Sommernacht.
Rockfeuerwerk bis in die Nacht
Bei sommerlichem Traumwetter startete auch der zweite Tag. Vier spektakuläre Bands mischten das ROW auf und entzündeten ein Rockfeuerwerk bis 1.30 Uhr in der Nacht. Den Auftakt machten Van Groover. Das Power-Trio aus Hessen brachte die Dynamik ihrer Musik brachial auf die Bühne. Hybrid Heart aus München schaffte es, die Leichtigkeit des Pop-Rocks mit schwermetallischen Elementen zu verknüpfen. Der Headliner kam mit Hotwire und Tom Glas an den Drums aus Ingolstadt. Hotwire spielte zur Begeisterung des Publikums melodischen Hardrock.
Schon 2023 begeisterten sie die Rockfans auf dem Wiesthaler Open-Air: Sons of Eternity aus Würzburg. Sie beschlossenen das Live-Programm am zweiten Festival-Tag mit einem spannenden breitbandigen Stilmix resultierend aus mehr als drei Jahrzehnten Live-Erfahrung und dem gemeinsamen Nenner des klassischen Metal der 80er- und 90er-Jahre.
Bunt gemischt feierte das Publikum den sonntäglichen Frühschoppen mit Weißbier und Weißwürsten. Für die stimmungsvolle musikalische Unterhaltung sorgte die Werkvolkkapelle. Für die Kinder war ein Spieleparcours vorbereitet.