In der Pfarrkirche beeindruckt den Besucher auf der rechten Seite des Langhauses ein stattlicher etwa zwei Meter hoher mehrstöckiger Epitaph mit einer figurenreichen Darstellung. Üblich waren solche Gedächtnismale für Verstorbene seit dem 14. Jahrhundert.
Dargestellt sind in der Mitte Christus am Kreuz, der sich zwischen den beiden Schächern befindet, außerdem Johannes und Soldaten. Flankiert wird das Relief seitlich von den beiden Halbfiguren "Glaube" und "Liebe", stehend vor den beiden Säulen, die den zweiteiligen Aufsatz tragen.
Darüber ist in einem Medaillon die Dreifaltigkeit zu sehen. Unter dem Kreuz betet die Stifterfamilie. Auf einem Spruchband steht die Mahnung: "Wie ir seid warn wir auff erden. Wie wir sid werdet ir auch werden." Es dürfte sich dabei um den Verstorbenen mit seiner Familie handeln. Dafür sprechen auch die vier Wappenschilde. Die beiden mittleren zeigen wohl das Wappen der Familie Hügel. Rechts außen sind die Initialen SH eingemeißelt und auf dem linken könnte es sich um ein Steinmetzzeichen, das von einem S umschlungen wird, handeln.
Die Inschrift erinnert an Simon Hügel und seine Ehefrauen Margerta und Barbara Hügel: "Anno 1601 den 1. 7br. ist in Gott Verschiede Der Erbar Achbar Und Fursicdig Siymund Hügell Burger Alhie zu Gemind: Und Zuvor Anno 1572 Auff Sand Veidus dag um halber 7 vor mittag Ist in Gott Verschiete die Ehrbar Und thugendhafft fraw Margerta Hügellin ein geborn seufferin: und mer Anno 1600 Den 1. Aug. Ist in Gott Verschieden Die Erbar und thugend hafft fraw Barbara Hügellin Ein Geborne breinin: Deren Sehlen Gott Genad Amen."
Die Familie unterhielt enge Beziehungen zu den Adelsfamilien der Region. Doch ist sie noch aus einem anderen Grund bedeutsam. Dieser Simon Hügel, oder auch Judokus, ist der Urgroßvater von Elias, Jacobus und Gallus Hügel. Alle drei erlernten das Steinmetz-Handwerk. Während Jacobus in Gemünden blieb, wandern Elias und Gallus aus. Gallus zog es nach Österreich und ließ sich in Eggenburg nieder.
Elias Hügel fand Arbeit im kaiserlichen Stainbruch am Leithaberg in Ungarn, heute im Burgenland gelegen. 1706 heiratet er in Stainbruch die Witwe des Steinmetzmeisters Martin Trumler, Maria Elisabeth. Diese Zweckheirat war notwendig geworden, denn nach einem Vertrag von 1682 musste eine Witwe die Ausübung des Gewerbes einstellen, es sei denn, sie heiratete nach einem Jahr einen Steinmetzmeister oder einen tauglichen Gesellen. "Die Zusammenarbeit mit den größten Künstlern dieser Zeit beim Bau der Karlskirche in Wien und die Verbindung zu seinem Schwager dem Hofsteinmetzmeister Johann Carl Trummer bestimmten maßgeblich sein weiteres berufliches Leben", schreibt Helmut Furch aus Kaisersteinbruch in seinem Buch über Elias Hügel.
Seine Werke finden sich vor allem in der Region um Kaisersteinbruch. 1713 fertigt er mit seiner Werkstatt die Dreifaltigkeits- oder auch Pestsäule für Neusiedel am See. Der Hoch-, der Marien- und der Kreuzaltar in der Wallfahrtskirche von Kaisersteinbruch, geschaffen von 1720 bis 1738, sind weitere Belege dafür, dass Elias Hügel mehr als nur ein bloßer Steinmetz war. So wird er 1727 zum ersten Mal als "Hofbauambts Steinmez in Kayser Stainbruch" erwähnt. In diesen Jahren arbeitet Hügel auch bei Neubauten am kaiserlichen Palast und der Bibliothek mit.
Sein künstlerisches Testament schuf Hügel durch seinen Hochaltar in der Pfarrkirche "St. Johannes der Täufer" von Stotzing. Am 23. August 1755 wurde "der ehrenwerte und kunstreiche Herr Elias Hügel, Steinmetzmeister, 79 Jahre alt" beim Heilig Kreuz- Altar in der Kirche von Kaisersteinbruch begraben.