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Neuendorf: Skurrile Figuren im Forst

Neuendorf

Skurrile Figuren im Forst

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    Hoch zu Ross: eine der letzten Original-Figuren von Gustav Albert – dem Herrn des Nantenbacher Märchenwaldes.
    Hoch zu Ross: eine der letzten Original-Figuren von Gustav Albert – dem Herrn des Nantenbacher Märchenwaldes. Foto: Martina Imhof

    Sonntagmorgen in Nantenbach an der Mariengrotte. Während die Pfarrgemeinde noch ihren Open-Air-Gottesdienst feiert, parken bereits die ersten auswärtigen Autos am Waldrand. Familien bahnen sich ihren Weg durch die Gottesdienstbesucher mit dem Ziel, das im Laufe des Tages noch viele weitere Familien verfolgen: dem Märchenwald.  Rund 20 Jahre ist es her, seit Gustav Albert aus Neuendorf mit Erlaubnis des damaligen Bürgermeisters die erste Figur auf der Höhe des Gippelsbergs aufstellte.

    Bis zu seinem 90. Geburtstag im Jahre 2010 wuchs die Anzahl der Figuren auf dem kleinen Gemeindestück stets weiter an, der Platz entwickelte sich zu einem zauberhaften Ort, an dem es immer Neues zu entdecken gab.

    Material aus dem Wald

    Jäger, Indianer, Waldarbeiter, Bauer, eine Nordic-Walking-Sportlerin, spielende Kinder und allerlei Tiere gab es zu bestaunen. Und die Figuren hatten alle eines gemeinsam: Sie waren aus Ästen und Holzresten geschaffen, die Albert auf seinen täglichen Spaziergängen im Neuendorfer Wald entdeckte. "Es ist alles Natur", betonte Albert immer, der sich mit dem Wald sehr verbunden fühlte und der ihm sehr wichtig war: "Es sind ausschließlich Dinge von hier".

    Ein knorriger Ast am Wegesrand? Ein kantiges Stück, ein großer Holzkorpus? Albert hatte einen Blick für kreative Gestaltungsmöglichkeiten. Zu Hause in der Werkstatt setzte er seine Ideen um, malte liebevoll Gesichter und überlegte sich mit viel Fantasie originelle Details für seine besonderen Kunstwerke. Die Figuren stellte er alleine auf, eine nach der anderen fand ihren Platz im "Märchenwald".

    Ein Junge aus dem Ort fragte ihn nach Musikanten. Es dauerte nicht lange, bis Albert eine ganze Musikgruppe aufgebaut hatte. Den Kindern eine Freude zu machen, war ihm selbst eine Freude, eine Bestätigung. Auf ein Lob lächelte er nur bescheiden. Alberts Weg führte täglich hinauf in den Märchenwald, er sorgte sich stets um sein Werk, verschaffte den Figuren im Winter wetterfesten Schutz, renovierte und ergänzte neu.

    Die Originale haben gelitten

    Für die Familien aus Neuendorf und Nantenbach entwickelte sich der Märchenwald zu einem festen Ausflugsziel. Nach Alberts Tod im Jahre 2013 verfielen die Figuren witterungsbedingt über die Jahre. Vandalismus trug ebenfalls seinen Teil dazu bei, dass der ursprünglich so sorgfältig gepflegte Ort im Laufe der Zeit von seinem Charme verlor. Der Neuendorfer Verein Bürgerwerkstatt hat es sich seit 2015 zur Aufgabe gemacht, den Märchenwald aufzubereiten und instand zu halten. Viele Figuren Alberts hatten bereits zu schwer gelitten, die Anzahl der Originalwerke hat sich sehr reduziert.

    Ähnliche, in alternativer Bauweise erschaffene Modelle wurden ergänzt. Der Märchenwald ist ein gern genutztes Ziel für Ausflüge von Kindergarten- und Schulgruppen, auch auf Terminplänen von Wandergruppen und in Ferienprogrammen ist er zu finden. Coronabedingt suchen 2020 viele Daheim-Gebliebene nach Freizeitmöglichkeiten.

    Andrang mit negativen Folgen

    Ähnlich wie es in Südbayern in Urlaubsregionen der Fall ist, haben sich auch in Main-Spessart Ausflugsziele zu Touristen-Hochburgen entwickelt. Der Märchenwald scheint mittlerweile weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt zu sein, das Besucheraufkommen an den Sonn- und Feiertagen ist stark angestiegen.

    Als Parkplätze werden unerlaubt der Waldrand und der Bereich rund um die Mariengrotte genutzt, das Verbotsschild am Ende der hinführenden Dorfstraße nicht beachtet. Ebenso fiel das Verhalten der Besucher in unmittelbarer Nähe der Madonna mehrfach negativ auf, ein Schild der Pfarrgemeinde weist nun auf die religiöse Bedeutung hin.

    Der Märchenwald auf dem Gippelsberg ist nach einem rund 1,5 Kilometer langen, konstant ansteigenden Fußweg zu erreichen. Parkmöglichkeiten finden sich an den Straßen innerhalb des Ortskerns der Gemeinde Neuendorf.

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