Die Hoffnung auf ein besseres Leben – das ist es, was Christina Matreux gemeinsam mit dem von ihr gegründeten Verein „Kisima“ den Menschen in einem kleinen Slum in Mombasa in Kenia geben möchte. Ein gutes Jahr engagiert sich die 25-jährige Rechtenbacherin nun schon für die Menschen, deren Leben geprägt ist von Armut und Elend, von Kriminalität, Drogenmissbrauch und Alkoholismus. Nun können die ersten Erfolge gefeiert werden.
Wie berichtet, hatte Matreux den kleinen Slum in Mombasa erstmals im September 2011 zusammen mit dem Einheimischen Jimmy Mandano, der seitdem ein wichtiges Bindeglied zwischen dem fernen Kenia und dem Verein ist, besucht. „Es war ein Kulturschock ohne Ende“, erinnert sie sich an den ersten Eindruck. Damals war für die junge Frau schnell klar: Ich muss was machen. Zurück in Deutschland gründete sie den Verein „Kisima – Hilfe für die Slums in Afrika“, im Dezember folgte der zweite Besuch in Kenia, Pläne für die Zukunft wurden geschmiedet.
Ganz oben auf der Liste stand der Kauf eines neuen Grundstücks, der im März diesen Jahres unter Dach und Fach gebracht werden sollte. Dort sollten die 150 Menschen ihre neue Heimat finden. Denn die Slumbewohner lebten auf einem Privatgrundstück in Mombasa, der Grundstücksbesitzer hatte bereits die Räumung des Slums angeordnet. Als erstes großes Projekt sollte auf dem neuen Grundstück der Bau eines Brunnens angegangen werden. Matreux sammelte für die beiden Großprojekte bereits eifrig Spenden. Doch dann kam die überraschende Wende.
Nachdem Matreux' Engagement publik geworden war, meldete sich ein Geschäftsmann bei der jungen Frau. Der, so erzählt sie, habe eh für die Zukunft ein Grundstück für geschäftliche Zwecke in Kenia gesucht. Wenn sich der Verein nun um die Abwicklung des Grundstückskaufes kümmern würde, würde er das Grundstück kaufen und die Slum-Bewohner könnten kostenlos auf seinem Grund und Boden leben. Ein Glücksfall.
Doch damit nicht genug. Auch eine Dame aus Lohr war auf den Verein und das Projekt aufmerksam geworden und entschied sich dazu, den Brunnen gänzlich zu finanzieren. Mit diesen frohen Botschaften im Gepäck reiste Christina Matreux zusammen mit ihrem Cousin Frederik Geist aus Sendelbach im April erneut nach Kenia. Für Geist war es der erste Besuch im Slum. „Er war total geschockt von den Zuständen“, erinnert sie sich. Denn die Slum-Bewohner leben nach der Zwangsräumung nun auf engstem Raum unter ärmlichsten Verhältnissen: 150 Menschen in 20 Wellblechverschlägen in einer 25 Meter langen und drei Meter breiten Gasse.
Im Laufe der fünftägigen Reise wurde unter anderem das neue, 1,2 Hektar große Grundstück in Mombasa-Likoni begutachtet und der Kauf unter Dach und Fach gebracht. Auch der Brunnen-Bau auf dem neuen Grundstück wurde damals in Auftrag gegeben. „Aktuell sind wir bei zehn Metern Tiefe. Die Erde ist schon feucht und Wasser kommt bald“, freut sich Matreux über die ersten sichtbaren Erfolge. 3000 Euro kostet das Brunnen-Projekt.
In Handarbeit ist ein Brunnenbauer damit beschäftigt, den Trinkwasserbrunnen in die Tiefe zu bringen. „Ein Brunnen rettet dort unten Leben“, sagt sie. Für die Arbeitsmaterialien wurde auf dem Grundstück zudem ein Lagerhaus gebaut. Dies soll nach Abschluss der Brunnenbauarbeiten in eine Toilettenanlage samt Duschmöglichkeit umgewandelt werden. „Es war die Auflage der Stadt, dass unsere Leute nur umgesiedelt werden dürfen, wenn Wasser und Toiletten da sind.“ Dies wird Ende Oktober/Anfang November passieren.
Unsere Leute. Immer wieder spricht die junge Rechtenbacherin von „unseren Leuten“. Die sind ihr so sehr ans Herz gewachsen, dass sie schon viel weiter denkt. „Jetzt planen wir ein Krankenhaus“, sagt sie fast beiläufig, aber doch mit etwas Stolz. Immerhin hatte Matreux sowohl für den Kauf eines Grundstückes als auch für den Brunnenbau Gelder gesammelt – doch durch die beiden großzügigen Spenden musste dieses Geld nicht angerührt werden. Das nächste Großprojekt kann somit geplant werden. 30 000 Euro, so schätzt Matreux, wird die Krankenstation kosten. Wenn das Gebäude steht und eingerichtet ist, wird die Regierung das Personal wie Ärzte und Krankenschwestern stellen.
Um weitere Spenden für das Krankenhaus zu sammeln, hatte die 25-Jährige eine ungewöhnliche Idee. Matreux ist Fan der „Böhsen Onkelz“. Bei einem Meet & Greet hatte sie einmal deren Schlagzeuger Pe Schorowsky kennengelernt. Ihm hatte sie nun eine E-Mail geschickt und ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, den Verein zu unterstützen, indem er vielleicht Drumsticks zur Verfügung stellt, die der Verein dann versteigern könnte.
Matreux erhielt eine Antwort, mit der sie nicht gerechnet hatte: „Was hältst'n davon, wenn ich Euch mein Schlagzeug geb'? Das könnt ihr versteigern“, schlug er der verdutzten Rechtenbacherin vor. „Da hätts mich fast vom Bürostuhl gehaun'“, lacht sie. „Ich hab mich gefreut wie ein Schnitzel.“ Schorowsky hat Wort gehalten und so konnte Matreux sein Schlagzeug, das er 2004 bei der letzten Tour der ein Jahr später aufgelösten Band spielte, im Juli versteigern. Die Spannung stieg natürlich während der zweiwöchigen online-Versteigerung von Tag zu Tag, ehe das gute Stück für 3000 Euro seinen Besitzer wechselte.
Im November wird sie nun erneut für drei Wochen nach Kenia fliegen. Zu diesem Zeitpunkt wird sich für die Slum-Bewohner schon einiges geändert haben. Sie werden bereits auf dem neuen Grundstück leben. Und dann wird Christina Matreux erstmal mit „ihren Leuten“ feiern. Die Einweihung des Brunnens und das, was bislang erreicht wurde.
Kisima – Hilfe für die Slums
Gegründet wurde der Verein „Kisima – Hilfe für die Slums in Afrika" am 23. Oktober 2011. Vorsitzende ist Christina Matreux, ihre Stellvertreter sind Mario Matreux und Anne-Sophie Kunze. Ziel des Vereins ist es, den Menschen in dem Slum in Mombasa Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben. Der Name „Kisima“ („Brunnen“) in der Landessprache Suaheli soll auf das erste Projekt des Vereins hinweisen, den Bau eines Brunnens. Spendenkonto: Sparkasse Mainfranken, Bankleitzahl 790 500 00, Kontonummer 46 98 33 18. Weitere Infos: Christina Matreux, Tel. (0178) 6 13 40 20 oder Tel. (0 93 52) 6 05 71 60, kisima.e.v@gmail.com.