(mh) Stefan Keller war ein wenig angefressen: „Im Sommer ist das einfach sehr schwierig. Da rennt alles auf die Feste.“ So fasste der Hausherr der Rothenfelser Zigarrenfabrik seinen Frust zusammen, als er erkennen musste, dass nur ein Dutzend Besucher zur Veranstaltung „Von der Poesie der Sommertage“ mit der Frankfurter Autorin Brigitte Bee gekommen war.
Dabei konnte man sich zumindest gedanklich in Urlaubs- und Sommerstimmung versetzen lassen, mit sprachlichem Lavendelduft, sonniger Wortspielerei und wärmender Lautmalerei. Das Gegenprogramm zu Fußball und Festen war ein Rückzug in die Stille, zu Nachdenklichkeit und Sprachgenuss.
Die Musiker Iris Schwarzenhölzer (Blockflöte) und Ulrich Theis (Oboe) unterstrichen den poetischen Wohlfühlfaktor mit konzentrierten, aber gefälligen, zeitgenössischen Klängen von Richard Rudolf Klein, Roland Garscha und Christiane Martini.
Brigitte Bees Lyrik ist rhythmisch. Musik und Poesie sind zwei miteinander gut zu verbindende Fächer. Deshalb wurde Ulrich Theis zur Vertonung der „Haikus“ von Brigitte Bee angeregt. Ein Dutzend Exemplare dieser strengen Kurzform, die aus dem Japanischen herrührt, trug Iris Schwarzenhölzer mit kristallscharfem Sopran zur Begleitung des Komponisten auf der Oboe vor.
Brigitte Bee präsentierte ihre Wortschöpfungen, oft schmucklose Kurzformen, sprachauflösend hin zu Gefühl und neuem Sinngehalt. Da geht es um Blumen, Vegetation, Sommerlicht, alles das, was uns den Sommer zur meist geliebten Jahreszeit macht.