Die Sparkasse Mainfranken Würzburg schließt Ende September fünf ihrer 42 Geschäftsstellen im Main-Spessart-Kreis.
Betroffen sind die Standorte Erlenbach, Gräfendorf, Karbach, Rechtenbach und Schollbrunn.
Die Gründe
Gebietsdirektor Peter Schmitt und Pressesprecher Stefan Hebig informierten die Presse am Mittwoch über die Gründe. Immer öfter würden die Kunden zu digitalen Bankdiensten greifen; der Besuch beim Berater in der Geschäftsstelle beschränke sich auf wenige Male im Jahr. Außerdem zwinge das anhaltende Niedrigzinsniveau die Sparkasse, wie andere Geldinstitute auch, Kosten zu sparen.
Kosten sparen
Die fünf Standorte, die zu den kleinsten im Landkreis gehören, seien ausgewählt worden, weil dort in absehbarer Zeit teure Renovierungen angestanden wären. Diese Investitionen will sich die Sparkasse ersparen. Je nach Filiale wären dort Summen zwischen 130 000 und 240 000 Euro angefallen.
Keine Alternativen vor Ort
Mit der Schließung vollzieht die Sparkasse einen vollständigen Rückzug: In den fünf Gemeinden wird sie in Zukunft auch keine Geldautomaten oder Kontoauszugsdrucker mehr unterhalten. Auch sie würden immer seltener genutzt, erklärten Schmitt und Hebig. Kosten für Miete, technischen Unterhalt, Strom, Online-Anschluss und Versorgung mit Bargeld summierten sich schnell auf bis zu 30 000 Euro pro Jahr.
Chipkarte statt Bargeld
Nicht im Einzelfall geprüft hat die Sparkasse Alternativen wie die Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank oder einem Dorfladen unter einem Dach. Auch Verhandlungen über die Bargeldversorgung der Kunden durch örtliche Supermärkte hat sie nicht geführt. Denkbar erscheint Schmitt dagegen, dass Geschäfte und Gasthäuser vermehrt das Bezahlen durch Chipkarte ermöglichen, so dass die Kunden sich nicht ständig mit Bargeld versorgen müssten. Das falle aber in die Entscheidungshoheit der Gewerbetreibenden vor Ort.
Empfehlung an die Kunden
Den betroffenen rund 2300 Kunden empfahl die Sparkasse in persönlichen Anschreiben, auf Filialen in der Nähe auszuweichen. Für Erlenbach seien die Geschäftsstellen in Marktheidenfeld oder Lengfurt empfehlenswert, für Karbach Marktheidenfeld, für Schollbrunn Hasloch oder Kreuzwertheim, für Rechtenbach Lohr oder Wombach und für Gräfendorf Gemünden oder Burgsinn. Wer nicht mobil ist, dem bietet die Sparkasse Beratung zu Hause und in Härtefällen Bargeldzusendungen an.
Mitarbeiter bleiben bei der Sparkasse
Die Mitarbeiter der betroffenen Geschäftsstellen werden in nahe gelegenen Standorten weiterarbeiten können, erklärte der Gebietsdirektor.
Bis auf Erlenbach mit eineinhalb Stellen sei überall nur ein Kundenberater vor Ort gewesen. Schmitt erläuterte, dass man für qualitative Beratungen größere Einheiten brauche, in denen sich Berater längere Zeit auf einen Kunden konzentrieren können und nicht andere Arbeiten machen müssen.
Langfristig Personalabbau zu erwarten
Nichtsdestotrotz werde die fortschreitende Digitalisierung der Bankgeschäfte über längere Zeit für weniger Personal sorgen. Denn die Sparkasse ist bemüht, zeitgleich die digitalen Zugangswege wie Online-Banking oder den Service übers Telefon auszubauen. Schmitt und Hebig betonten, dass die Sparkasse Mainfranken Würzburg weiter in der Fläche vertreten sein werde. Schließlich habe man fast so viele Filialen in Main-Spessart wie Gemeinden. Zudem mache das Netz im Landkreis etwa ein Drittel der Niederlassungen in Mainfranken aus.
Deutschlandweit rangiere die Sparkasse Mainfranken Würzburg sogar auf Platz 8 der Banken mit dem dichtesten Filialnetz.
Die Schließungen in Main-Spessart werden allerdings nicht die letzten im Geschäftsgebiet der Sparkasse Mainfranken Würzburg in diesem Jahr sein.
Weitere Schließungen stehen bevor
Hebig kündigte an, dass noch heuer weitere Filialen außerhalb des Landkreises dicht gemacht würden. Und Schmitt ergänzte, dass das Filialnetz in Main-Spessart weiterhin auf dem Prüfstand stehe. Konkrete Absichten gebe es derzeit noch nicht, sagte er, „aber ich befürchte grundsätzlich, dass das nicht der letzte Schritt ist“.
Sparkasse MSP in Zahlen
Die Sparkasse hat im Landkreis Main-Spessart 64 000 Kunden. Sie beschäftigt 230 Mitarbeiter. Das Filialnetz wird ab Oktober noch 37 Geschäftsstellen und zwei SB-Filialen (Gemünden und Marktheidenfeld) umfassen.