(bs) Die Napoleonischen Kriege (1792 bis 1815) hatten im Sinngrund deutliche Spuren hinterlassen. Insgesamt quartierten sich in den Dörfern 23-mal durchziehende Truppen ein, mal kaiserliche, mal französische oder auch russische. Die Bewohner mussten ihre Häuser und Ställe zur Verfügung stellen und die Soldaten mit Nahrungsmitteln versorgen. Oft wurden die Bürger ausgeplündert und von den „Schutztruppen“ finanziell erpresst, wie die Forschungen des Historischen Vereins Gemünden und Umgebung zeigen.
Drückende Steuerlast
Wenn auch 1815 das Schlimmste überstanden war, so litten die Burgsinner Hofbesitzer wegen ihrer Armut und der Kriegsschulden im letzten Kriegsjahr besonders unter der drückenden Steuerlast. So zahlten sie beispielsweise in monatlichen Raten insgesamt 1086 Gulden und 27 Kreuzer an Steuern an das zuständige Rentamt in Gemünden. Zusätzlich mussten aber 510 Gulden für Kriegsfuhren nach Remlingen, nach Zeitlofs und Rossbach aufgebracht werden.
279 Gulden fielen für Hafer, Branntwein und zusätzliche Militärfuhren nach Rossbach an. 24 „Steuersimpla“ mit einem Gesamtbetrag von 342 Gulden und 21 Kreuzer hatten die Burgsinner zur Bestreitung der Kriegskosten im Oktober zudem nach Gemünden zu liefern. 489 Gulden und vier Kreuzer wurden an Umlagen zur Bestreitung der Gemeindeausgaben erhoben. Deutlich werden die Anstrengungen der verarmten Bevölkerung durch einen Vergleich mit einigen Preisen. Für einen Gulden bekam man zu dieser Zeit drei Pfund Butter, vier Laib Brot oder 7,5 Pfund Käse.
Ein Kuriosum ist in diesem letzten Kriegsjahr die Erhebung der „Spatzensteuer“. Leider ist nur das „Verzeichnis über die gelieferten Sperlingsköpfe und eingehobenen Strafen“ in der Burgsinner Gemeinderechnung von 1815 erhalten. Ein Grund für die Steuer wird nicht genannt. Sie wurde offensichtlich auch nur einmal erhoben, da in den Vorjahren und danach keine Verzeichnisse mehr aufgeführt sind. Da die Protokollbücher der Gemeinde aus dieser Zeit nicht mehr vorhanden sind, bleiben über die näheren Umstände nur Vermutungen.
Getreideernte in Gefahr
Offensichtlich hatten die Spatzen während der Kriegsjahre so zugenommen, dass die Getreideernte in Gefahr war. In der Steuerliste sind die „Namen der Individuen, die Sperlingsköpfe zu liefern haben,“ mit Hausnummer und Anzahl der abgelieferten Sperlingsköpfe eingetragen. Jeder Nachbar hatte drei Sperlinge zu schießen oder zu fangen.
Ihre Köpfe musste er bei Bürgermeister Jacob Kenner oder bei Bürgermeister Georg Alsheimer vorzeigen, die dies in der Liste bestätigten. 96 Nachbarn waren bei der Spatzenjagd erfolgreich und lieferten insgesamt 306 Köpfe ab. 27 „Individuen“ blieben sie schuldig. Sie konnten entweder keine fangen oder hatten einfach genug Geld, um die als Strafe fälligen neun Kreuzer zu entrichten.