Bisher kam "automatisch" zweimal im Jahr die Sperrmüllabfuhr. Seit Jahresbeginn müssen die Haushalte nun die Abfuhr mit einer Bestellkarte anfordern. Otto Brätz, der im Landratsamt für Abfallwirtschaft zuständig ist, hatte schon zum Jahreswechsel prognostiziert, dass das Sperrmüllaufkommen zunächst extrem niedrig sein werde, um dann wieder anzusteigen.
"Überall wo das System auf individuelle Abholung umgestellt wurde, geht der Sperrmüll zunächst deutlich zurück", weiß er aus anderen Landkreisen. Bei der letzten gemeinsamen Abfuhr sei jeweils eine Torschlusspanik zu beobachten. Anschließend dauere es eine Weile, bis die Leute sich auf das neue System besinnen. "Da wir in einem ländlichen Bereich wohnen, gibt es auch überall genug Stauraum, wo die Sachen zwischengelagert werden."
So hatten im Januar nur 129 Haushalte die Sperrmüllabfuhr angefordert. Im Februar waren es 217 Haushalte. Einen deutlich Anstieg gab es im März: 402 Anforderungen.
Bei der Entsorgungsfirma Kirsch rechnet man damit, dass Mitte des Jahres der "Normalwert" erreicht sein wird. Dann werde man wohl rund 800 Haushalte pro Monat anfahren müssen, schätzt der kaufmännische Betriebsleiter Jürgen Steigerwald.
Außer einzelnen Anfangsschwierigkeiten sei alles problemlos gelaufen, berichtet Brätz. In Einzelfällen hatten die Bürger nicht erkannt, dass sie auf der Rückantwortkarte ihre eigene Adresse eintragen müssen.
Ein kleiner Abschnitt dieser Karte bleibt beim Entsorgungsunternehmen Kirsch, damit die Müllwerker wissen, bei wem sie den Sperrmüll abzuholen haben. Außerdem hat der Antragsteller darauf angekreuzt, um welche Art von Müll es sich handelt. Der größere Teil kommt als Rückantwortkarte zurück zum Antragsteller. So erfährt er, an welchem Datum ab 6 Uhr bei ihm der Sperrmüll abgeholt wird.
Im Höchstfall kann es passieren, dass erst nach einem Monat die Müllwerker kommen. In der Regel geht es schneller. Das hängt davon ab, wann der Ort an der Reihe ist. Denn zwölfmal im Jahr fährt die Firma Kirsch den kompletten Landkreis ab. Es wird also nicht extra zu einem Haushalt gefahren, um nur dort Sperrmüll abzuholen.
"Jetzt meckern manche, dass sie gerade zum nächsten Abfuhrtermin in Urlaub sind und ihre Sachen nicht 'rausstellen können", berichtet Brätz. Er gibt aber zu bedenken, dass bisher nur an zwei Terminen im Jahr die Chance bestand, den Sperrmüll loszuwerden. Wer wegen Urlaub einen verpasste, musste also sogar ein halbes Jahr auf den nächsten warten.
Nach wie vor gilt, dass kein Bauschutt - auch keine Türen, Fenster oder Bodenbeläge - und auch keine Kleinteile, die in die Restmülltonne passen, mitgenommen werden. In Gemünden wird der eingesammelte Sperrmüll umgeladen. Zu einem maßgeblichen Teil ist Holz im Sperrmüll. Rund 2600 Tonnen Holz wandern jährlich aus Main-Spessart ins Gemeinschaftskraftwerk nach Schweinfurt. Metallschrott wird an die Firma Preuer in Würzburg-Zell geliefert. Damit wurden im vergangenen Jahr 42 000 Euro erlöst. Elektrogeräte nimmt die Lebenshilfe Augsfeld/Haßberge auseinander. Kühlgeräte zerlegt und entsorgt die Firma Pfahler in Dinkelsbühl.
Durch die Sperrmüllsammlung auf Abruf haben die Trupps von Sperrmüllsammlern, die sonst die große Sammlung begleiteten, keine Chance mehr. So manches, was sie sonst vor der Zerstörung gerettet hätten, wandert nun in die Verbrennung. Andererseits sind die Gemeinden froh, nach der Sperrmüllsammlung keine Müllhalden mehr im Ort beseitigen zu müssen. In den letzten Jahren habe man auch verstärkt Rivalitäten unter den Sammlern beobachten können, berichtet Brätz.