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GEMÜNDEN: Spiegelbild der digitalen Welt

GEMÜNDEN

Spiegelbild der digitalen Welt

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    „Touch the screen – touch my soul“ – in großen weißen Lettern schieben sich diese beiden Sätze auf der schwarzen Leinwand übereinander. Berühre den Bildschirm, berühre meine Seele. Lutz pokert hoch. Nicht nur mit den selbst verfassten Texten, die bruchstückhaft wie Puzzlestücke auf dem Monitor erscheinen und unverzichtbarer Bestandteil seiner Installationen sind. Auch den Betrachter fordert der Künstler heraus. Dieser nämlich wird befördert, vom einfachen Zuschauer zum interagierenden Medium, zu einem Teil des Kunstwerks selbst. Indem er über den Computer eingreift, kann er Texte auf verschiedenen Ebenen hervorbringen, verschieben oder selbst kreieren. Bilder und Installationen stehen im Zusammenhang mit den Textebenen. „Es geht um assoziatives Denken, welches nie linear ist. Die Interaktion ist dabei ein Spiegelbild unserer aktuellen Welt, in die wir mit Medien wie Handys oder Internet eingreifen“, sagt Lutz.

    Einmal New York und zurück

    Die digitalisierte, kommunikative Welt ist Dreh- und Angelpunkt im künstlerischen Schaffen des Gemündeners. Seit seinem Studium hat der 48-Jährige sich diesem Bereich konsequent angenähert. Studierte er 1980 zunächst Germanistik, schloss sich 1984 ein klassisches Kunststudium an. Vom Zeichnen und Malen kam Lutz zu Videoinstallationen, anschließend zu Computerinstallationen und schließlich zu dem Moment der Interaktion. „Ich habe schon bei der Malerei mit seriellen Arbeiten begonnen. Dann fingen die Bilder allmählich an zu laufen“, sagt Lutz, den neue und innovative Dinge immer interessiert haben. Für seine Arbeiten gewann er mehrere Preise und Stipendien, Projekte wurden von namhaften Medienfirmen gesponsert. Unter anderem verbrachte er als 32-Jähriger ein Jahr in New York – mit einem Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der School of Visual Art (SVA). „Im Bereich Computerkunst konnte ich dort eigene Projekte machen und zum Schluss auch eines ausstellen. Das war ein grandioses Jahr“, erzählt Lutz. Sein künstlerisches Schaffen war in dieser Zeit auf einem Hochpunkt. Die Medienbranche boomte und die Stadt, die niemals schläft, hätte eine bessere Muse für den Künstler nicht sein können.

    Neue Internetprojekte

    Zurück in Deutschland führte Lutz sein bewegtes Leben fort: Er zog mindestens 50-mal um, wohnte in Städten wie München, Frankfurt, Nürnberg oder Bremen, stellte in Cannes oder Budapest aus. Jetzt in Gemünden kehrt zum ersten Mal so etwas wie Stille ein in das Leben des 48-Jährigen. Hier konzentriert er sich auf seine neuen Arbeiten: interaktive Internetprojekte wie Live-Reiseberichte oder Online-Tagebücher. Freilich, es ist ein hartes Leben als freischaffender Künstler und der Einbruch der Medienbranche traf auch Lutz. Die Gelder für künstlerische Prestigeobjekte sitzen nicht mehr so locker wie früher. Hat es Lutz also nie bereut, damals in New York nicht doch Ja gesagt zu haben?“ – „Ich hätte für New York meine eigene Arbeit aufgeben müssen und das kam für mich nie in Frage.“ Er wollte eben nicht einer von vielen sein, in einem Büro mit lauter Computeranimateuren an einem Film arbeiten. „Meine Arbeit ist nicht außerhalb von mir. Ich kann mir das nicht aussuchen. Sie kommt aus mir heraus“, sagt Lutz. Touch the screen – touch my soul.

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