Fridolin Bils aus Neustadt wird langsam, aber sicher zum versierten Bootsbauer. Der 57-Jährige hat nun schon sein zweites Boot zusammengeschweißt. 3,70 Meter lang ist es und 1,30 Meter breit und schaut nicht wie eine plumpe Nussschale aus, sondern elegant und hydrodynamisch. Ein 10-PS-Motor sorgt für den richtigen Antrieb des „Halbgleiters“, wie der Bootstyp nach der Rumpfform heißt. Gut 20 Kilometer pro Stunde schafft das kleine Sportboot so. „Ein Bulldog, wenn er auf der Straße entlangfährt, da hältst du mit“, sagt Bils scherzend.
Ein Jahr etwa hat er immer wieder daran gebaut, vor allem freitags und samstags, seit vorletztem Jahr ist es fertig. Seine Frau war froh, als er mit der Arbeit am Ende war, erzählt Bils, sie habe aber nichts gegen den Bau gehabt. Es sei zwar nicht so, dass er zu wenig Zeit für sie gehabt habe, vielmehr kamen andere Arbeiten in der Zeit etwas zu kurz. „Man kann kein Boot gegen den Partner bauen“, sagt Bils. Einen Namen hat es nicht, Bils nennt es nur „'s Schüssele“.
Plexiglas, Holz und Teppich
Warum er ein Boot selber baut? Um Geld zu sparen sicher nicht, sagt er, da bekomme man ein schönes gebrauchtes billiger, als wenn man selber baut. „Als kleiner Bub hat man schon Boote gebaut aus Holz und Papier“, das Hobby habe er eben beibehalten. Früher hatte die Familie auch einmal einen Fischernachen. „So hast du halt kein Boot von der Stange“, sagt Bils, der seit 1981 als Straßenwärter bei der Straßenmeisterei Lohr arbeitet, zu seinem Eigenbau.
Bils hat das Boot aus drei Millimeter starkem Alublech komplett selbst konstruiert. Als kleine Stütze hatte er lediglich den Plan eines Modellbootes, den er mal 75 genommen hat. Letztlich übernahm er davon allerdings nur die Maße und Winkel der Spanten, gewissermaßen das Gerippe des Bootes.
Den Aufbau des Bootes mit Scheiben aus Plexiglas und alles andere ersann er selbst. Innen ist es gemütlich mit Teppich ausgekleidet und mit zwei Klappsitzen, die man beliebig im Boot anordnen und durch einen pfiffigen, selbst gebauten Holzunterbau auf zwei Höhen verstellen kann.
Dann wurde das Boot zu Wasser gelassen
Mit der Erfahrung vom ersten Bootsbau im Rücken hat Fridolin Bils das „Schüssele“ mit einer eigens angeschafften Rohrbiegemaschine und damit möglichen Rundungen deutlich eleganter gebaut als das erste, dafür mit einem etwas verbreiterten Kiel, damit es stabiler ist. Nur Motor, Lenkung und Schaltung kaufte der Erbauer dazu.
Und natürlich hat der Bastler auch das Hilfswägelchen, auf dem er das Boot zusammengebaut hat, selbst konstruiert. Ursprünglich war geplant, das Boot zum Transport einfach mitsamt dem Wägelchen auf einen normalen Autoanhänger zu setzen. Beim Zuwasserlassen zeigte sich aber, dass die kleinen Rollen des Wägelchens auf dem Pflaster an der Bootsslipstelle, wo man Boote in den Main lassen kann, nicht gescheit rollten. Genervt von der Plackerei gönnte sich Bils für das flott aussehende blau-weiße 200-Kilo-Boot, mit Motor 250 Kilogramm, dann doch einen Bootsanhänger, den man an der Bootsslipstelle, der ehemaligen Neustädter Fähranlegestelle an der Mainbrücke, einfach ins Wasser fahren kann.
Das Basteln liegt der Familie Bils offenbar im Blut. Während Vater Fridolin in der kleinen Garage am Ortsrand sein Boot baute, machte Sohn Martin in der Halle daneben aus einem VW-Bus einen Campingbus. Und natürlich, schließlich ist Fridolin Bils gelernter Maurer, sind Halle und Garage ebenfalls selber gebaut.
Sohn Martin, Anfang 20, bedauert ein wenig, dass sein Vater früher einmal ein 30-PS-Sportboot mit vier Sitzplätzen hatte und jetzt, wo er erwachsen ist, das kleine Boot. Das erste selbst gebaute Boot, „Tuck-Tuck“ genannt, war für Sohn Martin und seine jüngere Schwester aber eine feine Sache.
TÜV und Zulassung kein Problem
Dieses erste Boot, 2006/2007 gebaut, war zwar noch nicht so elegant wie das jetzige, aber ein Stück größer und breiter und hatte eine richtige Kajüte mit Dach. Auf dem konnten die Kinder herumturnen und von dort ins Wasser springen. Und mit dem machten sie auch mehrtägige Touren.
Bils verkaufte das erste Boot vor ein paar Jahren nach Miltenberg. Der Käufer teilte ihm später mit, dass er es an die Donau weiterverkauft habe. Ob das Bils'sche Boot seine Tour von dort aus womöglich noch weiter fortgesetzt hat, entzieht sich der Kenntnis des Neustädter Bootsbauers.
Für das Bauen eines Bootes gibt es, anders als für Fahrzeuge auf der Straße, laut Bils keine Vorschriften, man müsse für den TÜV und die Zulassung lediglich Bilder machen, dass man es selbst gebaut hat. Eine Versicherung ist ebenfalls nicht nötig und bis 15 PS könne man auf Binnengewässern, außer auf dem Rhein und dem Bodensee, ohne Führerschein fahren.
Wobei das für Fridolin Bils sowieso kein Problem wäre, da er für Sportboote sowohl einen Führerschein für Binnen- als auch für Küstengewässer hat.
An die Küste verschlägt es das kleine Sportboot nicht so schnell. Sein Revier ist bisher zwischen der Steinbacher und der Rothenfelser Schleuse. Seitdem sich Erbauer Bils ein Motorrad gekauft hat, hat das Boot ohnehin seltener Wasser unterm Kiel.
„Als kleiner Bub hat man schon Boote gebaut aus Holz und Papier.“
Fridolin Bils über seine Leidenschaft