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URSPRINGEN / BURGSINN: Sprechstunde für Massai: Zwei Ärzte in Tansania

URSPRINGEN / BURGSINN

Sprechstunde für Massai: Zwei Ärzte in Tansania

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    Prächtiger Schmuck: In ihrer traditionellen Tracht kamen die Massai zum Gottesdienst nach Malambo.
    Prächtiger Schmuck: In ihrer traditionellen Tracht kamen die Massai zum Gottesdienst nach Malambo. Foto: Fotos: M. Brack (2), M. Schmidt (1)

    Es war alles anders, als wir es erwartet hatten“, fasste Dr. Michael Brack aus Urspringen die Zeit in Tansania zusammen. Er und sein Burgsinner Kollege Dr. Matthias Schmidt hatten sich zur Vorbereitung auf die Reise mit dem evangelischen Pfarrer Gunnar Zwing aus Mittelsinn nach Afrika intensiv mit Tropenmedizin befasst. Doch meistens mussten die beiden Fachärzte für Allgemeinmedizin in den zwei Wochen ihres Aufenthalts Infektionen, Fieber, Mangelernährungen, Bindehautentzündungen, Schlangenbisse und Brandverletzungen behandeln.

    Bereits im Vorfeld war die Ankunft der beiden deutschen Ärzte in den Gottesdiensten angekündigt worden, und so machten sich die Hilfesuchenden teilweise aus 80 Kilometer Entfernung zu Fuß auf den Weg nach Malambo und später nach Oldony Sambu, um behandelt zu werden. Dazu muss man wissen, erläutert Pfarrer Zwing, dass es bis zum nächsten Arzt meist 150 Kilometer sind, und die Menschen nicht über Autos verfügen. Gunnar Zwing arbeitete von 1991 bis 1999 für die evangelische Kirche in Tansania, und seitdem reist er in jedem Jahr für einige Wochen in das afrikanische Land.

    Bei der Arbeit war es nötig, das einheimische Hilfspersonal zu integrieren, sagen Brack und Schmidt. Zum einen, um von diesen akzeptiert zu werden, zum anderen waren sie auch als Dolmetscher wichtig, da Pfarrer Zwing zwar Kisuaheli perfekt beherrscht, nicht aber die Sprache der Massai. Schnell bildeten sich vor dem Behandlungszimmer lange Schlangen; die deutschen Ärzte behandelten etwa 100 Patienten am Tag.

    Jede Behandlung wurde dokumentiert, allerdings nicht am PC oder auf einer Karteikarte, sondern auf Papier. „Wir mussten den Patienten ja auch notieren, wie viel sie von welchem Medikament einnehmen müssen“, erläutert Schmidt. „Erschwert wurde die Behandlung oft dadurch, dass keine exakte Diagnose gestellt werden konnte“, erklärt Brack: „Stuhlproben konnten nicht genommen werden, MRT und CT gab es nicht, so blieb bei einem Blähbauch die Wahrscheinlichkeit einer Wurmerkrankung, die Behandlung wurde dann auch entsprechend von uns vorgenommen.“ Ein unklares Fieber ließ auf Malaria schließen, fährt Schmidt fort.

    Teilweise waren die Zustände bei den Behandlungen chaotisch. „Mit dem Patienten kamen manchmal vier, fünf Leute der Familie mit ins Zimmer, und jeder hatte irgendein Problem. Diskretion gab es nicht, und die Konzentration fiel schwer. Am Abend waren wir ziemlich fertig“, berichten die Ärzte. Was für die Einheimischen besonders wichtig war: Außer der Behandlung erhielten sie auch die Arzneimittel kostenlos. „Medikamente sind meist vorhanden, und obwohl diese dort bedeutend billiger sind als bei uns, können die Leute diese nicht bezahlen“, erzählen Brack und Schmidt. Daher hatten sie von Apotheken geschenkte Arzneimittel im Gepäck sowie 1600 Euro, die die Patienten in den Praxen in Urspringen und in Burgsinn gespendet hatten. Mit diesem Geld konnten sie in Tansania Medikamente einkaufen.

    Ein Fall, erzählt Schmidt, macht deutlich, wie hilflos die Menschen in Tansania manchmal sind. In allen Hütten der Massai gibt es eine Feuerstelle, und deswegen ziehen sich gerade Kinder oft Brandverletzungen zu. Darauf hatte Pfarrer Zwing die Ärzte vorbereitet. So kam ein Elternpaar mit seinem Kind in die Krankenstation, mit einer einige Tage alten Brandwunde, die die Eltern abwechselnd mit Sand und Öl eingerieben hatten. Die Wunde zu reinigen und anschließend richtig medizinisch zu versorgen, war nicht ganz einfach.

    Das Ultraschallgerät ließ sich nur bedingt einsetzen, da die Stromversorgung dafür nicht konstant genug war. Die Station will mit dem Ausbau der Photovoltaikanlage auf Dauer Abhilfe schaffen. „In dieser Zeit, in der wir in Tansania waren, konnten wir allen Menschen, die zu uns kamen, helfen. Es gab lediglich den Fall einer HIV-infizierten Frau, für die wir, außer schmerzlindernde Medikamente zu verabreichen, nichts tun konnten. Es war eine große Herausforderung und diese Tage haben mir wichtige Erkenntnisse gebracht“, sagt Dr. Schmidt. „Es war vielleicht ein Abenteuer, eine große Anstrengung und wie ein Leben in einem anderen Zeitalter. Jeder Tag brachte etwas Unvorhergesehenes, doch die Dankbarkeit, Gastfreundschaft und Bedürfnislosigkeit der Menschen war beeindruckend“, lautet Dr. Bracks Fazit. (Ein Bericht über Pfarrer Zwings Mission in Tansania folgt.)

    Engagement in Afrika

    Der Verein „Hilfe für die Massai“ betreibt in Nordtansania ein Entwicklungs- und Bildungsprojekt, das mit Spenden und Patenschaften aus Deutschland finanziert wird. Schwester Angelika Wohlenberg und Elisabeth Merz leiten die Projekte in Arusha und Malambo. In dem kleinen Dorf in der Massai-Steppe liegt das Zentrum der Vereinsarbeit, dort werden die Einsätze der mobilen Klinik geplant. 2005 wurde eine Grundschule gegründet, die etwa 250 Schüler besuchen. „Hilfe für die Massai“ arbeitet eng mit der evangelischen Kirche zusammen und unterstützt Massai-Evangelisten. Das evangelische Dekanat Lohr fördert den Verein und unterhält eine Partnerschaft mit der Gemeinde Oldony Sambu, einer Stadt im Nordosten des Landes.

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