Nach Angaben aus Polizeikreisen steht die Überprüfung eines Fahrzeuges in Unterfranken auf der Raststätte Spessart-Süd am Sonntag in Zusammenhang mit einem vereitelten Anschlag auf iranische Oppositionelle in der französischen Hauptstadt Paris.
Hinweise vom Geheimdienst
Das Auto, in dem die vier Männer saßen, war am Sonntagabend auf der Autobahn A 3 an der Rastanlage Spessart-Süd kontrolliert worden. Ermittler berichteten, es habe zuvor einen deutlichen Hinweis aus Geheimdienstkreisen darauf gegeben, dass sich Sprengstoff in dem Wagen befinden könnte.
Raststätte gesperrt
Deshalb wurde die Raststätte bei Rohrbrunn (Lkr. Main-Spessart) von einem Großaufgebot der Polizei gesperrt und die vier Insassen in Gewahrsam genommen. Spezialisten des bayerischen Landeskriminalamtes untersuchten das Auto. Erst nach mehreren Stunden gaben sie am Sonntagabend Entwarnung. „Es wurde festgestellt, dass von dem Auto keine Gefahr ausgeht“, sagte Polizeisprecher Björn Schmitt vom Polizeipräsidium Unterfranken am Montag auf Anfrage.
Iraner mit europaweitem Haftbefehl gesucht

Auffallend war aber, dass einer der Insassen dennoch festgenommen wurde. Die Polizei hielt sich über die Gründe zunächst bedeckt. Am Montag bestätigte dann Oberstaatsanwalt Matthias Huber von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg auf Nachfrage dieser Redaktion: „Bei der Person handelt es sich um einen iranischen Staatsangehörigen, der von den belgischen Behörden mit Europäischen Haftbefehl gesucht wird“, Aus welchem Grund, wollte Huber aufgrund laufender Ermittlungen nicht sagen. Über eine „Festhalteanordnung“ sei vom Ermittlungsrichter noch nicht entschieden. „Ich bitte um Verständnis, dass weitere Informationen zu diesem Zeitpunkt nicht erteilt werden können.“
Der inhaftierte Mann ist – wie der Pressesprecher der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft bestätigte – iranischer Staatsangehöriger und kein Asylbewerber. Warum die Polizei auch die anderen drei Männer in Gewahrsam behält, sagte ein Polizeisprecher zunächst ebenfalls nicht.
Anschlag vereitelt
Am späten Montagnachmittag hieß es dann in Polizeikreisen, der Einsatz in Unterfranken stehe in Zusammenhang mit einem vereitelten Anschlag auf iranische Exil-Oppositionelle in Frankreich. In Brüssel wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Paar festgenommen, in dessen Auto Sprengstoff sichergestellt wurde. Die Festnahme in Bayern wurde damit ausdrücklich in Zusammenhang gebracht. Ein iranischer Diplomat aus Österreich sei in Deutschland „vernommen“ worden, hieß es in Medienberichten. Drei weitere Festnahmen erfolgten nach Aussage der Ermittler in Frankreich.
Diplomat und Geheimagent
Laut einem Bericht von „Bild“ soll es sich bei dem Festgenommenen in Unterfranken um Assadollah A. handeln. Der Mann sei ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter iranischer Diplomat, der in Österreich stationiert war. Er sei ein Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes. Er soll den Anschlag auf ein Treffen der iranischen Oppositionsbewegung MEK in Paris geplant haben. Weitere im Auto befindliche Personen sollten das Attentat demnach ausführen.
Vorwürfe gegen Teheran
Die im Pariser Exil ansässigen Volksmudschahedin warfen der Regierung in Teheran vor, hinter den mutmaßlichen Anschlagsplänen zu stecken. Die „Terroristen des Mullah-Regimes“ seien dafür verantwortlich, heißt es in einer Erklärung. Darin wird die Schließung der iranischen Botschaften in Europa gefordert, die das Vorhaben unterstützt hätten.
Die Volksmudschahedin wurde 1965 als Oppositionspartei gegründet und ist seit 1981 verboten. An dem Treffen in Villepinte nordöstlich von Paris am 30. Juni nahmen nach belgischen Angaben 25 000 Menschen teil.