Knapp 30 000 Gäste besuchten 2018 die Lohrer Stadthalle. Doppelt so viele wie Lohr Einwohner hat. Die genauen Zahlen liegen zwar noch nicht auf dem Tisch, doch mit 850 000 Euro ist das Defizit erneut geringer ausgefallen als veranschlagt. Ein Grund zufrieden zu sein, obwohl nicht alle Veranstaltungen ausverkauft waren. "Aber welche Stadt", so Stadthallenmanager Thomas Funck, "eröffnet schon zwei Hallen gleichzeitig." Bespielt werden muss schließlich auch die Alte Turnhalle.
Insgesamt gab es 91 Veranstaltungen, ohne die Tage, die für Auf- und Abbau nötig waren. 52 davon wurden von der Wirtschaft genutzt, an den restlichen 39 Tagen fanden kulturelle Veranstaltungen statt. "Das ist steigerungsfähig", sagt Funck. Gerade im Bereich Wirtschaft und Tagungen. Der Seminarbereich wird immer besser angenommen, daher wird hier im nächsten Jahr investiert. In Akustik, Licht und Konferenztechnik. Budget ist vorhanden, denn es sind noch immer Gelder aus dem Vermögensplan von 2016 übrig. "Eine vernünftig geplante Technik spart Personalkosten", davon ist Funck überzeugt. Personell wird sich im neuen Jahr nichts verändern. Acht Mitarbeiter umfasst das Team derzeit für Stadthalle und Kulturamt.
Russian Circles als persönlicher Höhepunkt
Soweit die Zahlen. Doch die Stadthalle ist mehr als nur ein Rechenmodell. Es geht auch um Inhalte. Wenn Funck darüber spricht, leuchten seine Augen. "Das Jahr 2018 war superspannend und abwechslungsreich." Sein persönliches Highlight war die Band Russian Circles aus Chicago. Dass es ihm gelang sie zu engagieren, ist nicht selbstverständlich. Sie machten auf einer Tour in Lohr Station, die sie von Moskau nach Paris führte. 1100 Fans besuchten die Veranstaltung. Doch es gibt auch noch andere Events, die ihn davon überzeugen, dass die Kulturpolitik in Lohr den richtigen Weg geht. Zum Beispiel die Lesung von Harald Lesch und Maximilian Imgrund, die von der Kulturinitiative initiiert wurde. Gerade Veranstaltungen, die Lohrer für Lohr veranstalten, liegen ihm am Herzen. Dreamscapes mit den Hot Potatoes war viermal ausverkauft. Auch die Ballettveranstaltung "Farben des Glücks" von Cornelia Hoffmann war mit drei Veranstaltungen ein voller Erfolg, sagt der Stadthallenmanager. 172 Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf der Bühne und Backstage zu erleben, das ist nicht der Alltag. "Da sind hinter dem Vorhang schon mal Tränen geflossen."

Doch die Stadthalle soll nicht nur für Lohrer sein. Auf 40 Prozent schätzt Funck den Anteil der Besucher, die von außerhalb kommen. "Aus Würzburg könnten es mehr sein." Denn noch fährt die Straßenbahn mit dem schwarz-türkisen Logo der Stadthalle. Das bedeutet Werbung 365 Tage rund um die Uhr für ein Budget von 12 000 Euro. Den richtigen Weg für das Marketing zu finden, ist nicht einfach. "Die Jugend ist schwierig", sagt Funck. "Sie haben ihre eigenen Gesetze." Sie überlegen sich nicht Monate vorher, was sie an einem bestimmten Tag machen wollen. Da geht viel über Mundpropaganda, über Influencer in den sozialen Netzwerken, so Funck. Überhaupt ist die Bandbreite der Veranstaltungen und Besucher weit. Als Stadthallenmanager muss er vielen gerecht werden. "Und die Leute, die am lautesten schreien, gehen dann nicht hin."
Nachholbedarf beim Parkhaus
Natürlich gibt es auch Probleme, über die sich Funck den Kopf zerbricht. Für das Café Klinker hat er einen Weg gefunden. Das Café wird bei Events drinnen und draußen gut angenommen. Und als Ort für das Catering bei Tagungen ist es nicht mehr wegzudenken. Die Veranstalter zeigen sich durchweg zufrieden, wenn nicht sogar begeistert.
Und was ist mit dem Parkhaus? Bei Veranstaltungen sei es immer gut belegt, aber da gäbe es noch Nachholbedarf. "Ich bin dran", sagt er nachdenklich.
Bleibt noch die Frage, wie die Planungen für 2019 sind. "Wir wollen als Team kreativ sein und Dinge immer wieder neu machen." Dabei bewegt sich Funck zwischen zwei Polen: Internationale Künstler nach Lohr holen und regional etwas bewegen. So werden einerseits beim Festival Umsonst & Drinnen 2019 Künstler aus Australien, USA, Schweden, Frankreich, Russland zu Gast sein. Andererseits wird das Café Klinker sich zum ersten Mal beim Honkey Tonk in Lohr beteiligen. Und sein Highlight für 2019? In jedem Fall das Kinder- und Jugendliteraturfestival vom 24. bis 27. Oktober und das Novosibirsk Philharmonie Orchestra am 8. November mit Thomas Sanderling, der im Verlauf seiner Karriere an vielen bedeutenden Opernhäusern dirigierte, unter anderem am Bolschoi Theater in Moskau.