Als erste Kommune im Landkreis Main-Spessart überträgt die Stadt Rieneck zum 1. Januar die Aufgaben ihres Standesamtes einer anderen Kommune: die Verwaltungsgemeinschaft Burgsinn. Bürgermeister Wolfgang Küber und VG-Gemeinschaftsvorsitzender Peter Paul (Mittelsinn) besiegelten in Burgsinn die Vereinbarung.
Rieneck habe schon 2008 Überlegungen angestellt, das Standesamt an benachbarte Kommunalverwaltungen abzugeben, sagte Küber. Und die VG Burgsinn habe Bereitschaft signalisiert, das Amt aufzunehmen. Diese Gedankenspiele angestoßen habe der Gesetzgeber, erläuterten Peter Schwagerus und Michael Schnall, die Leiter der Standesämter Rieneck und VG Burgsinn. So werde die Einführung der elektronischen Registerführung im Standesamtswesen aufwendig und sei mit Kosten verbunden.
Außerdem habe der Staat den Rathausverwaltungen gesetzliche Fortbildungen auferlegt. Unabhängig von der Größe des Standesamts sind zwei jährliche Dienstbesprechungen der Mitarbeiter vorgeschrieben. Außerdem müssen alle fünf Jahre einwöchige Auffrischungsseminare besucht werden, ergänzte die Burgsinner Standesbeamtin Melanie Welzenbach.
Geschäftsstellenleiter Schnall erläuterte, dass ab Januar alle standesamtlichen Beurkundungen wie Geburten, Eheschließungen, Sterbefälle, Kirchenaustritte und Namensänderungen, die bislang im Rathaus Rieneck vorgenommen wurden, nur noch im Standesamt Burgsinn erfolgen. Für andere Verwaltungsangelegenheiten wie Pass-, Melde- und Friedhofswesen gibt es für die Rienecker Bevölkerung keine Veränderung, merkte Schwagerus an.
Künftig wird Melanie Welzenbach als Ansprechpartner in allen standesamtlichen Fragen im Rathaus Burgsinn (Tel. 0 93 56/99 10 18) zur Verfügung stehen. Urkunden können auch telefonisch angefordert werden. Das Standesamt besitze heute nicht mehr die Bedeutung wie vor 30 Jahren, erklärte Küber. Geburten erfolgen fast ausschließlich in Krankenhäusern größerer Städte, und Beerdigungsinstitute wickeln in der Regel die Formalitäten bei Sterbefällen ab, sodass die Bürger kaum gefordert sind. Bei Eheschließungen, sagte Küber, fahren die Brautleute oft bis nach Hamburg, um die passenden Schuhe zu finden, – da sei die Fahrt zum Burgsinner Standesamt wohl zu verkraften.
Nicht zuletzt gaben die Überlegungen zur interkommunalen Zusammenarbeit aller sechs Sinngrundkommunen den Ausschlag für eine Entscheidung zugunsten der VG Burgsinn. Schnall freute sich, dass die Stadt Rieneck den Nachbarn Burgsinn als Partner gewählt hat. Trauungen kann Küber nach wie vor in Rieneck im Bürgerzentrum oder im Rittersaal der Burg vornehmen.
Zum Schluss schritten die Verwaltungsleiter im dunklen Zwirn zur Tat: Da die Rienecker einen Teil ihrer Beurkundungsbücher gleich mitgebracht hatten, unterzeichneten die Bürgermeister Wolfgang Küber und Peter Paul unter dem Applaus der Beteiligten die Übertragungsurkunde.