Noch kennen wir nicht die Hintergründe, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag zur Tragödie in einer Arnsteiner Gartenlaube geführt haben. Aus Respekt vor den sechs jugendlichen Opfern und den Gefühlen ihrer Angehörigen wird sich die Redaktion nicht an Spekulationen über die mögliche Todesursache beteiligen. Denn dadurch bestünde die Gefahr, dass die von einem solchen Unglück Betroffenen ein zweites Mal zu Opfern werden.
Dies bedeutet einen schwierigen Spagat zwischen notwendiger Informationsvermittlung und unserer Verantwortung für mögliche Folgen der Berichterstattung. Denn die Öffentlichkeit hat selbstverständlich ein Recht darauf, alles Wesentliche über ein solches Unglück zu erfahren, wenn dessen Umstände eine ganz besondere Aufmerksamkeit erregt haben – wie beim furchtbaren Tod der Jugendlichen.
Richtschnur für die journalistische Arbeit sind die Leitlinien der Redaktion. Darin verpflichten wir uns unter anderem, nur Informationen aus zuverlässigen Quellen zu verbreiten und diese auch zu nennen sowie sie ausschließlich auf rechtlich zulässige und ethisch korrekte Art und Weise zu beschaffen. Und: Es gehört ferner zu unserem publizistischen Grundverständnis, die Wirklichkeit korrekt abzubilden.
Dennoch ist diese Zeitung natürlich genauso wenig vor ethisch-moralisch angreifbaren Veröffentlichungen gefeit wie andere Medien. So haben wir uns, entgegen den Vorgaben unserer Leitlinien, in ersten Berichten über das tragische Geschehen angreifbar gemacht. Wir haben nämlich von der Möglichkeit geschrieben, dass die Jugendlichen durch gemeinsam eingenommene Drogen zu Tode gekommen sein könnten. Als Grundlage für diese These haben wir Spekulationen in sozialen Netzwerken genannt. Dies entspricht eindeutig nicht unserem Grundsatz, lediglich Informationen aus zuverlässigen Quellen zu veröffentlichen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir darauf hingewiesen haben, dass der Polizeipressesprecher dieses Gerücht „nicht kommentieren wollte und konnte“.
Wir haben uns in unserer Redaktionskonferenz am Montag ausführlich mit diesem Punkt beschäftigt. Einhelliges Fazit der Teilnehmer: Es gibt derzeit keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür, dass Drogen im Spiel waren – schon gar nicht dafür, dass sie für den Tod der jungen Leute verantwortlich sein könnten. Wir hätten das vor diesem Hintergrund so nicht schreiben dürfen.
Deshalb entschuldigen wir uns an dieser Stelle in aller Form für die Veröffentlichung dieser Mutmaßung.