"Bei den momentanen Preisverhältnissen ist es uns nicht möglich, das abzufangen," erklärt Evelyn Fischer, die zusammen mit ihrem Bruder ein Speditionsunternehmen in Lohr und Gemünden leitet. Aus diesem Grund würden sie die höheren Kosten auf ihre Kunden weitergeben. "Im Endeffekt führt das zu einer Verteuerung aller Produkte," meint sie.
Vor acht Jahren noch, sei die Situation eine ganz andere gewesen. Damals habe die Regierung den Zugang zum Markt durch Ausgabe von Konzessionen beschränkt. Im Rahmen der Globalisierung sind diese allerdings weggefallen. "Jetzt kann jeder fahren," klagt Evelyn Fischer. Die Preise sind in den Keller gefallen. "Gleichzeitig wurden aber die Kosten vom Staat erhöht."
Die bisherige Vignette für die Autobahn konnte das Unternehmen noch tragen, erneute Zusatzkosten stellen ein ernstes Problem dar. "Das führt zu einem Sterben von Schwachen in der Branche," prophezeit Evelyn Fischer.
Das Sterben hat jedoch bereits begonnen. "Allein im letzten Jahr gab es 3600 Insolvenzen im Güterkraftverkehr," weiß Armin Lachmann, der Geschäftsführer der gleichnamigen Spedition aus Lohr. "Heute weiß man nicht, ob man nächstes Jahr noch da ist."
Sein Unternehmen hat zur Zeit genug mit der Erhöhung der Ökosteuer und sinkenden Frachtpreisen zu kämpfen. Mit den Plänen für die LKW-Maut hat er sich deswegen noch gar nicht auseinander gesetzt. "Das wird jetzt im Wahlkampf aufgebauscht," meint er. "Wir müssen auch erst mal abwarten was die geplanten Steuerermäßigungen bringen."
Doch mit dem Kurs der Regierung ist er sehr unzufrieden, fühlt sich gar als "Steuereintreiber für den Staat" missbraucht. Zusätzlich fürchtet er die steigende Konkurrenz nach der EU-Osterweiterung. "Der Transitverkehr wird um 65 Prozent ansteigen," erklärt Lachmann.
Aus diesen Gründen fordert auch Rolf Dieter Helmke-Spies, Geschäftsführer der Spedition Spies in Karlstadt, "eine europaweite Harmonisierung." Seiner Meinung nach würden die Lasten ungleich auf den deutschen Unternehmer verteilt.
Mit den Plänen für die LKW- Maut ist er deswegen natürlich nicht einverstanden. "Wir werden die zusätzlichen Kosten nicht tragen, sondern unserem Auftraggeber weiter berechnen," erklärt er. So ist das Unternehmen auch schon bei den Gebühren für die Autobahn-Vignette verfahren.
Deutliche Worte findet die Disponentin Jutta Welzenbach-Kreser von der Rienecker Spedition Welzenbach. "In der Speditionsbranche herrscht ein ruinöser Wettbewerb," klagt sie. "Die Preise sind himmelschreiend." Dementsprechend habe sie die Pläne für die LKW- Maut "mit Entsetzen" aufgenommen.
Besonders ärgert sie dabei das Argument, die LKWs würden auch entsprechend Kosten verursachen. "Dabei überschreiten wir mit den Mineralölsteuern schon den Deckungsbetrag für Wegekosten um über 150 Prozent."
Wieviel zusätzliche Kosten auf die Spedition zukommen, weiß Jutta Welzenbach-Kreser noch nicht, fest steht allerdings, dass sie in Zukunft noch genauer rechnen muss, um ihre Existenz zu sichern.