„Tut doch den Zettel bitte wieder weg!“, fordert ein Kunde die Chefin Claudia Steinmetz auf, denn die Nachricht vom Ende des Stettener Metzgerei-Hofladens in der Brückbergstraße überraschte die Kunden und löste allgemeines Bedauern aus. Doch Winfried Steinmetz und seine Frau sind der Meinung, dass es nun nach 50 Jahren in ihrem Beruf Zeit für den Ruhestand wird.
Fast 20 Jahre lang war der Hofladen Steinmetz zwar ein Geheimtipp – zumal der Eingang zum Laden fast versteckt in einer Hofeinfahrt in der Brückbergstraße lag. Doch über Kundenmangel konnte sich das Ehepaar Steinmetz nie beklagen. „Zeitweise standen die Leute noch vor der Ladentüre im Durchgang an“, sagt Claudia, und das, obwohl man es nie nötig hatte, aufwendig Werbung zu betreiben. Der Ruf des Hofladens entwickelte sich ausschließlich über Mundpropaganda.
Seine Wurzeln hatte der Hofladen 1968 in der Metzgerei von Franz Müller, der damals noch seinen Betrieb in der Thüngener Gastwirtschaft „Schwarzer Adler“ hatte. Dort lernten sich Winfried und Claudia kennen: Er war Metzger, sie Verkäuferin. Er übte seine Tätigkeit außerdem in Form von Hausschlachtungen aus, wobei er jeweils vor Ort arbeitete.
Ab 1984 wurde in der Brückbergstraße geschlachtet, wobei die Leute die Tiere anlieferten und später Braten, Hausmacher-Wurst und Schinken fix und fertig wieder abholen konnten. In dieser Zeit arbeitete Winfried noch in der Karlstadter Papierfabrik Frankonia.
Im Jahr 1997 wagten die Steinmetzens den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnete ihren Hofladen. 2004 nahmen sie die Mühen der offiziellen europäischen Zertifizierung für Schlachthäuser auf sich, denn sie legten unbedingt weiterhin größten Wert auf eigene Schlachtung. „Da wussten wir immer, wo die Tiere herkamen und waren auf der sicheren Seite“, so der Chef Winfried, zumal die Schlachttiere bis 2015 fast ausschließlich im eigenen Stall groß wurden.
Jahrelang haben Winfried und Claudia Steinmetz als Familienbetrieb zusammen geholfen. Der Sohn Martin führt die Familientradition in einem großen Betrieb in Starnberg als Techniker und Meister fort, die Tochter Nicole war lange Zeit für die Verwaltung und die Büroarbeiten zuständig.
„Doch jetzt ist Zeit aufzuhören, denn 50 Jahre in diesem anstrengenden und anspruchsvollen Beruf sind genug“, meint der Chef Winfried. Seine Frau Claudia sieht das Ende allerdings etwas wehmütiger: Sie wird den Kontakt mit den Kunden, die aus der ganzen Region und sogar aus Würzburg kamen, sehr vermissen. Doch bis zum Jahresende können diese Kunden noch bei Steinmetz in der Stettener Brückbergstraße einkaufen.