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Lohr: Straße wird nach Josef Schloßmann benannt: Wunsch nach Gedenken überwiegt Bedenken

Lohr

Straße wird nach Josef Schloßmann benannt: Wunsch nach Gedenken überwiegt Bedenken

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    Die Stadt Lohr benennt eine der beiden Straßen im neuen Baugebiet in Sendelbach nach Josef Schloßmann. Der Ehrenbürger der Stadt war in der Zeit des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben gekommenen. Die Namenswahl beschloss der Stadtrat mit 13 zu zehn Stimmen, wobei es auch etwas Verärgerung gab.

    Mit seiner Entscheidung für Schloßmann als Namensgeber hatte sich die Mehrheit des Gremiums einer Empfehlung der Verwaltung widersetzt. Diese hatte dafür plädiert, die beiden aus der vorhandenen Bebauung ins neue Baugebiet mündenden Straßen, die Rombergstraße und den Sandweg, namentlich einfach um die neuen Straßen zu verlängern.

    Bauamtsleiter Ingo Schmitt begründete diese Empfehlung mit einer Handreichung des Deutschen Städtetages. Demnach sollen Straßen, in deren Verlauf keine Abgrenzung erkennbar ist, durchgängig den gleichen Namen tragen. Ein Namenswechsel innerhalb eines Straßenzugs könne die Orientierung erschweren, so Schmitt. Er erklärte, dass auch das Bayerische Straßen- und Wegerecht eine sichere Orientierung im Straßennetz verlange. Deswegen solle man Sandweg und Rombergstraße einfach ins Baugebiet hinein verlängern, empfahl Schmitt.

    Schon 2019 gab es entsprechenden Beschluss

    Bei manchen Ratsmitgliedern sorgte dies für Verwunderung bis Verärgerung. Grund: Der Stadtrat hatte bereits 2019 einstimmig beschlossen, im neuen Baugebiet eine Straße nach Schloßmann zu benennen, um an dessen Schicksal zu erinnern. Dass die Verwaltung nun einen anderen Vorschlag unterbreite, sei "nicht nachvollziehbar und inakzeptabel", sagte Brigitte Riedmann (Freie Wähler). Die von Schmitt angeführte Empfehlung des Städtetages habe es auch damals schon gegeben. Der Stadtrat habe sie jedoch mit seiner damaligen Entscheidung überwürdigt und sich bewusst für das Benennen einer Straße nach Schloßmann entschieden.

    Das Sendelbacher Baugebiet sei das letzte für lange Zeit, weswegen es so schnell keine weitere Gelegenheit geben werde, eine Straße nach Schloßmann zu benennen, so Riedmann weiter. Sie könne nur appellieren, an dem Beschluss von 2019 festzuhalten. Wolfgang Weis (Grüne) sah das ebenso. Der Stadtrat solle zu seinem Beschluss von damals stehen.

    Ein Aussichtspunkt wurde bereits nach "Schloßmann" benannt

    Michael Kleinfeller (CSU) war anderer Meinung. Er verwies darauf, dass die Stadt voriges Jahr in Erinnerung an ihren jüdischen Ehrenbürger bereits den Aussichtspunkt "Schloßmann-Blick" am Buchenberg über Sendelbach geschaffen habe. Auch habe die Stadt noch weitere Ehrenbürger, deren Schicksal zwar nicht vergleichbar mit dem Schloßmanns sei, nach denen jedoch keine Straße benannt sei.

    Für ihn, so Kleinfeller, überwiege aber ohnehin der Sicherheitsaspekt. Wenn es in durchgängigen Straßen unterschiedliche Straßennamen oder sonstige Unklarheiten gebe, sorge dies für Verwirrung, nicht zuletzt bei Rettungskräften auf dem Weg zu Einsatzorten. Kleinfeller, von Beruf Polizist, nannte als Beispiel die Rodenbacher Straße, die es in Lohr ebenso wie im Stadtteil Rodenbach gibt. Man könne mit dem Gedenken an jüdische Schicksale solche Argumente "erschlagen", so Kleinfeller. Er halte für das Baugebiet in Sendelbach jedoch die namentliche Fortführung der angrenzenden Straßen für das Sinnvollste.

    Dem widersprach Clemens Kracht (Grüne). Der ehemalige Kommandant der Lohrer Feuerwehr verwies darauf, dass Rettungskräfte heute per Navigationsgerät zu ihren Einsatzorten geleitet würden. Überdies gebe es in Lohr schon jetzt mehrere durchgängige Straßen, die in ihrem Verlauf unterschiedliche Namen tragen.

    Kompromissvorschlag

    Eric Schürr (Bürgerverein) machte einen Kompromiss-Vorschlag: Man könne doch die geplante Zufahrtsstraße zur künftigen Zentralklinik des Landkreises auf dem Areal des Bezirkskrankenhauses nach Schloßmann benennen. Dem hielt Bürgermeister Mario Paul entgegen, dass es sich dabei um eine Privatstraße handle. Für sie liege das Benennungsrecht nicht bei der Stadt, sondern beim Träger, also dem Landkreis.

    Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein) schlug vor, nur einen Teil der längeren Straße im Baugebiet nach Schloßmann zu benennen, und zwar jenen zwischen der Kreuzung und der Steinfelder Straße. Dem hielt Paul entgegen, dass es dann in dem Baugebiet gleich drei Straßennamen gäbe.

    Der Bürgermeister bekannte, dass er die fachlichen Bedenken seiner Verwaltung zwar nachvollziehen könne, aber dennoch nicht glücklich mit deren Vorschlag sei. Er selbst jedenfalls sei weiterhin dafür, eine Straße im Baugebiet nach Schloßmann zu benennen. Paul warnte vor einer "schiefen Diskussion", wonach man Schloßmann ja auch irgendwann später noch mit einem eigenen Straßenzug würdigen könne. Man solle jetzt handeln und am Beschluss von 2019 festhalten.

    Rombergstraße wird verlängert

    Dem schloss sich bei der Abstimmung eine Mehrheit der Ratsmitglieder an. Die Fraktionen von CSU und Bürgerverein sowie Torsten Ruf (ÖDP) und Peter Sander (FDP) votierten gegen die Benennung der unten im Baugebet verlaufenden Straße nach Josef Schloßmann. Einig war sich das Gremium hingegen darin, den oberen Straßenbogen namentlich der Rombergstraße zuzuschlagen.

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