(wde) Vor 25 Jahren, am 3. Oktober 1986, wurde das damals zu Mannesmann Rexroth gehörende neue Indramat-Werk im Industriegebiet Lohr-Süd offiziell seiner Bestimmung übergeben. 90 Millionen Mark (rund 45 Millionen Euro) hatte es gekostet. Stargast des Tages war kein Geringerer als der legendäre CSU-Mann Franz Josef Strauß. Der damalige bayerische Ministerpräsident wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit dem Hubschrauber eingeflogen.
Strauß bezeichnete die seit 1965 in Lohr angesiedelte Indramat GmbH als einen Betrieb, der technische Pionierarbeit leiste und in der Vergangenheit der Konkurrenz stets einen Schritt voraus gewesen sei. Innerhalb des Mannesmannkonzerns sei Indramat eine „echte Perle“, ebenso wie Lohr eine Perle unter den bayerischen Städten sei.
Lohrs Bürgermeister Gerd Graf sprach mit Blick auf das neue Indramat-Werk mit 12 500 Quadratmetern Produktionsfläche von einem entscheidenden Ereignis für die Zukunft der Stadt und ihrer Menschen. Er erinnerte daran, dass Indramat die Stadt im Sommer 1984 mit der Idee eines Werksneubaus konfrontiert habe.
Probleme wie Grunderwerb und Finanzierung habe man nur deshalb so schnell lösen können, weil die Stadträte quer durch alle Fraktionen hinter dem Projekt gestanden hätten. Dabei sei es nicht in erster Linie um künftige Gewerbesteuereinnahmen gegangen, sondern um den Erhalt und die Neuschaffung von Arbeitsplätzen.
Mannesmann-Vorstandsvorsitzen- der Werner Dieter dankte allen, die zur Realisierung des Werksneubaus beigetragen hatten. Seinen Worten nach hat „Indramat in Unterfranken Wirtschaftsgeschichte geschrieben“.
Indramat-Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Ries verwies auf die Bedeutung der Qualifizierung der Kollegen. Geschäftsführer Dieter Diehl freute sich, dass mit dem Neubau „das Problem der Unterkapazität endlich gelöst“ sei und das neue Indramat-Werk „die größte und modernste Fabrikationsstätte für Servo-Drehstromgeräte in der westlichen Welt“ darstelle.
Verbunden mit der Übergabe des Werkes durch den Mannesmann-Vorstandsvorsitzenden Werner Dieter war auch eine Ausstellung mit Bildern von Künstlern aus Lohr und Umgebung, die auf Anregung des damaligen kaufmännischen Leiters der Indramat GmbH, Klaus Fritsch, zustande gekommen war. Der 2004 verstorbene Lev Sigalevitch ließ es sich damals nicht nehmen, Strauß höchstpersönlich eines seiner Bilder zu schenken.
In Lohr angesiedelt ist die 1958 gegründete Firma Indramat bereits seit 1965, nachdem der damalige Rex- roth-Chef Werner Dieter das rheinländische Ingenieurbüro gekauft hatte.
Aus heutiger Sicht waren die Anfänge recht bescheiden. Das in der ehemaligen Wäscherei Zey untergebrachte Unternehmen hatte ganze vier Aufträge mit nach Lohr gebracht. Geführt von Werner Dieter und Dieter Diehl beschäftigte sich die kleine Mannschaft zunächst mit Elektrohydraulik.
Die entscheidende Wende brachte die Verstärkung durch eine Rexroth-Abteilung unter Leitung von Holger Krohn, die sich bis dahin mit elek-trohydraulischen Sonderlösungen beschäftigt hatte. Von da an drehte sich bei Indramat alles um elektrische Antriebe und Steuerungen.
1979 fiel mit der Vorstellung des ersten industriereifen, wartungsfreien AC-Servomotors der Startschuss zu einem raschen Wachstum. Die langjährige Führungsmannschaft um Dieter Diehl, Holger Krohn und Klaus Fritsch formte aus dem Unternehmen einen weltweit aktiven Technologieführer, der ständig neue Märkte eroberte. Das Wachstum schuf in Lohr zahlreiche neue Arbeitsplätze.
1986 bezog Indramat mit 750 Mitarbeitern das neue Werk im Süden der Stadt. Mit dem Zusammenschluss von Mannesmann Rexroth und der Bosch Automationstechnik zur Bosch Rexroth AG wurde Indramat 2001 in den Geschäftsbereich „Electric Drives und Controls“ integriert. Heute sind in dem Werk im Lohrer Süden rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt.