Bei der Steinbacher Ortsdurchfahrt, die im südlichen Bereich Lohrer Straße und im nördlichen Steinbacher Straße heißt, handelt es sich um eine Staatsstraße. Das bedeutet, dass die in diesem Jahr erfolgte Erneuerung der Fahrbahn voll auf Kosten des Freistaates Bayern geht.
Anders verhält es sich allerdings bei den Gehsteigen entlang der Ortsdurchfahrt. Dafür ist die Stadt Lohr zuständig. Diese ließ im Zuge der Fahrbahnerneuerung durch das staatliche Bauamt von den insgesamt 1264 Metern zugehöriger Gehweg 601 Meter für rund 100 000 Euro erneuern. 60 Prozent dieser Kosten will die Stadt auf die Anlieger umlegen.
Bürger müssen Gehsteig mitzahlen
Weil einigen der Betroffenen das nicht gefiel und weil nach Ansicht etlicher Steinbacher auch zu viel Verkehr durch den Ort rollt, organisierte Manfred Goldbach eine Bürgerversammlung mit Vertretern der Stadt Lohr, die am Dienstagabend im „Adler“ stattfand. Alles in allem waren rund 35 Leute vor Ort.
Frieder Wolf, bei der Stadt Lohr zuständig für das Beitragsrecht, erläuterte, dass die von der Stadt erneuerten Gehwege nach dem kommunalen Abgabegesetz in Verbindung mit der Satzung der Stadt Lohr abzurechnen seien. Voraussetzung sei, dass der Ausbau mindestens ein Viertel der Gesamtstrecke umfasst und die erneuerten Gehwege „in die Jahre gekommen“ sind. Beides sei im Steinbacher Fall gegeben, so Wolf. Die Gehwege stammten aus den 1960er Jahren und seien „augenscheinlich nicht mehr die besten“ gewesen, das Ausbauvolumen liege bei knapp 50 Prozent.
Ganz zufrieden waren nach dieser Rechtsbehelfsbelehrung aber immer noch nicht alle. Aus den Reihen der Bürger wurde kritisiert, dass die neuen Bordsteinkanten nur noch 1,5 bis zwei Zentimeter hoch seien. Dies, so die Befürchtung, werde dazu führen, dass der Schwerlastverkehr drüberrollt und die neu gemachten Gehsteige gleich wieder ramponiert. Ferner soll an einer anderen Stelle der Gehsteig nun so schräg sein, dass die Anliegerin ihre Hecke nicht mehr schneiden kann. Bürgermeister Ernst Prüße versprach, den Hinweisen nachzugehen. Nichtsdestotrotz kündigte ein Bürger den Gang vors Verwaltungsgericht an.
Mario Paul, der Bürgermeisterkandidat von Grünen und SPD, stellte sich auf die Seite der von Zahlung betroffenen Bürger. Die Gehsteige seien vor ihrer Erneuerung „relativ intakt“ gewesen. Dem widersprach der städtische Bauamtsleiter Thomas Samfaß. Nicht nur die Fahrbahn der Steinbacher Ortsdurchfahrt sei in einem katastrophalen Zustand gewesen, sondern auch Bereiche des Gehsteigs. Insgesamt profitierten die Steinbacher Bürger von dem Ausbau, meinte Samfaß und erinnerte an zwei neue Querungshilfen und die neue Bushaltebucht.
Manfred Goldbach regte an, dass bei der Endabnahme der erneuerten Ortsdurchfahrt ein paar Bürger dabei sein könnten. Davon hielt Samfaß jedoch nichts, da es dabei auch um interne Angelegenheiten zwischen Baufirma und staatlichem Bauamt gehen werde. Bürgermeister Prüße schlug vor, sich zusammen mit den betroffenen Bürgern im Vorfeld der Endabnahme die Gehsteige anzuschauen und deren Aussagen dann in die Besprechung miteinzubringen.
Deutlich mehr Lkw-Verkehr
Mit Blick auf die Verkehrsbelastung in der Steinbacher Ortsdurchfahrt erinnerte Peter Helfrich an die Verkehrszählungen vor drei und acht Jahren. 2010 habe man 8000 Fahrzeuge am Tag gezählt, darunter 700 Lkw; 2005 seien es nur 300 Lkw gewesen. Die starke Zunahme beim Lkw-Verkehr ist seiner Meinung nach der Autobahnmaut geschuldet. „Was können wir unternehmen, um den Mautausweichverkehr wieder auf die richtigen Strecken zu bringen?“, fragte er.
Zweite Bürgermeisterin Brigitte Riedmann, die als Steinbacherin unter den Bürgern saß, schlug vor: in der Ortsdurchfahrt parken, Banner aufhängen. „Wir müssen was tun, wir werden noch mal laut werden“, meinte Bürgermeister Prüße, der sich einen „Streiktag von Arnstein bis Rechtenbach“ vorstellen konnte.
Das Fazit von Organisator Manfred Goldbach lautete am Ende des Abends: Die Veranstaltung sei „sehr informativ“ gewesen. Vielleicht seien nicht alle, aber doch viele Fragen geklärt worden.