Am Feiertag der vergangenen Woche sollte nicht nur die Wiedervereinigung von Ost und West gefeiert werden, sondern auch die Einheit der verschiedenen Religionen in Deutschland. Denn der Tag der Deutschen Einheit ist gleichzeitig auch der Tag der offenen Moschee. Er ist deutschlandweit längst zu einem offiziellen Anlass geworden.
Der muslimische Bildungs- und Kulturverein in Karlstadt nutzte den Tag, um anderen Menschen "den Islam in der richtigen Form näherzubringen", sagt Fatih Tasdemir, der Vorstandsvorsitzende des Vereins. Denn oft werde ein falsches Bild der Religion vermittelt, vor allem in den Medien. Die Moscheengemeinde möchte solche Vorurteile beseitigen. Deshalb wurde im Vorfeld im Anzeigenblatt und mit Plakaten für das Herbstfest geworben, um möglichst viele Interessierte darauf aufmerksam zu machen. Etwa die Hälfte der Besucher und Besucherinnen seien selbst nicht muslimisch, vermutet Tasdemir.

Am ersten Tag des Festes habe es die meisten Besucher und Besucherinnen gegeben. Tasdemir schätzt, dass über den Tag verteilt zwischen 500 und 700 Nachbarn und Nachbarinnen, Mitbürger und Mitbürgerinnen da gewesen seien. Zur Eröffnung am Donnerstag kam außerdem Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach und die Landrätin des Landkreises Main-Spessart, Sabine Sitter. Vier Tage lang konnten sich Besucher und Besucherinnen durch das Angebot an traditionellen herzhaften Speisen, süßem Gebäck und verschiedenen Getränken probieren. Neben Führungen durch die Moschee wurde auch für Unterhaltung für die Kinder gesorgt, etwa mit Ponyreiten oder einer Hüpfburg.
Die Sultan-Süleyman-Moschee umfasst zwischen 30 und 40 Mitglieder. Der Verein wird nicht staatlich organisiert, sondern von ehrenamtlichen Mitwirkenden. Er ist Teil des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), einem Dachverband, der viele Moscheengemeinden deutschlandweit vereint.
Der Verein freut sich immer über Interessierte und ist offen für Austausch und Kommunikation. Auch außerhalb des dritten Oktobers werden gerne Führungen durch die Moschee angeboten. Viele Schulklassen seien bereits zu Gast gewesen. "Die Menschen können jederzeit auf uns zukommen", betont Emre Kaya, der stellvertretende Sprecher des Würzburger Moscheenbündnisses. Der Tag der offenen Moschee ist allerdings ein besonderer Anlass für die Begegnung mit einer fremden Religion, weiß Tasdemir: "Die Hemmschwelle ist niedriger. Die Leuten trauen sich mehr, wenn sie Teil einer Gruppe sind."
