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GEMÜNDEN: Tag des offenen Denkmals: Eine Lehrstunde für Geschichtsfreunde

GEMÜNDEN

Tag des offenen Denkmals: Eine Lehrstunde für Geschichtsfreunde

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    Stadtführerin Lotte Bayer erklärte interessante Einzelheiten zur Geschichte des 500 Jahre alten Gasthauses „Zum Koppen“.
    Stadtführerin Lotte Bayer erklärte interessante Einzelheiten zur Geschichte des 500 Jahre alten Gasthauses „Zum Koppen“. Foto: FOTO F. Heilgenthal

    Nicht nur über die Besitzer und Wirtsleute, auch über die Funktion des Gebäudes in den Zeiten der Postkutschen, von denen heute noch die zu Garagen umfunktionierten Stallungen zeugen, wusste Bayer zu berichten. Sie schuf mit Anekdoten und Aussagen von Zeitzeugen, die sie selbst noch kannte, eine Welt der betriebsamen Wirtshauskultur, wie sie landauf landab üblich war, bis Radio, Fernseher und Internet die Kommunikationswelt grundlegend veränderten. Wer etwas wissen wollte, musste ins Wirtshaus.

    Im Koppen trafen sich Leinreiter, Flößer, Schiffsleute und Reisende. Sie brachten die Neuigkeiten in die Kleinstadt. In einem stündlich wiederholten Lichtbilderbeitrag ging Kreisheimatpfleger Bruno Schneider im Kaminzimmer näher auf das Wirtshausleben in Gemünden ein, wobei der „Jubiläums-Koppen“ natürlich im Vordergrund stand. Leider ist im Zweiten Weltkrieg ein großer Teil der historischen Schriftstücke über die Stadtgeschichte im Rathaus vernichtet worden. Das älteste noch vorhandene Archivstück ist das Wirtsbuch aus dem Jahr 1619.

    Halsgericht im „Wurzgarten“

    Im „Verzaichnuß der Burger und Mahnschafft in der Statt Gemunden und Ambbt“, die – wie zu darin zu lesen ist – an Lichtmess 1574 ihrem Fürsten und Herrn zu Würzburg Erbhuldigungen leisten mussten, wird auch der Gemündener Ratsherr Cunrodt Wurzgarth aufgeführt. Er war wohl der Besitzer des Hauses „Wurzgarten“, in dem das Halsgericht abgehalten wurde, haben Schneiders Recherchen ergeben.

    In dieser Urkunde ist neben dem „Weißen Ross“ auch der „Koppen“ erwähnt, dessen 500-jähriges Bestehen aus anderen Unterlagen bestätigt ist. Interessant waren für die zahlreichen Gäste auch die Geschichten, die sich im Laufe der Jahre im typisch fränkischen Gasthof zugetragen haben. Da gehört die von Lotte Bayer zitierte Tragödie dazu, über die der für seine Stadt- und Pfarreichronik bekannte Pfarrer Heckelmann im Jahr 1786 mit folgenden Worten berichtete: „1607 hat Joannes Seiz, Mitnachbar und Senior in Wayersfeld, als er mit seinem Mitnachbarn sich hierher verfügte, um das Mesgeleit von Frankfurth nacher Würzburg zu begleiden im Gasthaus, zum Koppen genannt, nachts auf der Stiegen den hals gebrochen und ist gleich todt verbliben.“

    200 Jahre nach den vom Historischen Verein im vergangenen Jahr neu aufgelegten Aufzeichnungen Heckelmanns berichtet der Lokalanzeiger für Gemünden und Umgegend, der Vorläufer der Main-Post, in seiner Ausgabe vom 7. Juni 1898: „Am vergangenen Sonntag fand im Koppensaale dahier eine Versammlung der Centrumspartei statt, welche auch aus der Umgegend sehr zahlreich besucht war. In derselben hielt Herr Domprediger Dr. Winterstein aus Würzburg eine fast zweistündige Rede, in welcher er das Programm der Centrumspartei darlegte, wobei auch an den entgegenstehenden Parteien Kritik geübt wurde. Die geistreichen Ausführungen endigten mit einem Hoch auf Seine kgl. Hoheit, den Prinzregenten Luitpold“.

    Ruhiges Kirchweihfest

    Es ging allerdings nicht nur politisch zu im Koppen, auch das Kirchweihfest wurde „begünstigt von guter Witterung“ – man staune – in „ruhigster Weise“ 1898 im Koppen gefeiert. Bei den Fischern, deren Zunftherberge das Traditionshaus ist, ging es dem Vernehmen nach dem offiziellen Teil des Jahrestags nicht immer so ruhig zu. Aufregend waren für die Leute in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur die Filmvorführungen im Saal, sondern auch die Faschingsbälle des ADAC und anderer Vereine. So vielfältig wie die Geschichte des Hauses ist heute die Speise- und Getränkekarte der Familie Richter.

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