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SCHWEINFURT: Tatort Schweinfurt

SCHWEINFURT

Tatort Schweinfurt

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    Keine Leiche auf dem Denkmal: Krimiautor Lothar Reichel (links) mit Radiomoderator Christian „Blacky“ Schwarz, der die Hauptrolle im Schweinfurt-Krimi „Kindertotenlieder“ spielt.
    Keine Leiche auf dem Denkmal: Krimiautor Lothar Reichel (links) mit Radiomoderator Christian „Blacky“ Schwarz, der die Hauptrolle im Schweinfurt-Krimi „Kindertotenlieder“ spielt. Foto: Foto: Peter Hellmund

    Kann man nachts eine Leiche auf den Schoß von Friedrich Rückert legen, ohne dass es die Taxifahrer mitkriegen? Sitzt die ehemalige Oberbürgermeisterin wirklich so gerne in der Kaffeebar in der Judengasse und hofft, gesehen zu werden? Tragen Radiomoderatoren immer schwarze Lederjacken? Kann ein Faschingsprinz Feinde haben und warum heißt der jetzt erschienene Schweinfurt-Krimi von Lothar Reichel „Kindertotenlieder“? Lauter existenzielle Fragen, die bei der Vorstellung des Krimis leider nicht beantwortet wurden.

    Dafür wurde die spannende Geschichte über den extrem kurzen Werdegang des Buches erzählt. Lokale Krimis erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, Bamberg hat einen, Würzburg auch. Da sollte Schweinfurt doch mithalten, dachten sich die Geschäftsführerinnen von Hugendubel und sprachen darüber mit Christian Schwarz, genannt „Blacky“, Moderator bei Radio Primaton. Blacky hat einen Kollegen, der seit vielen Jahren das Radioprogramm für die Diözese Würzburg bei verschiedenen Privatsendern macht und nebenbei Bücher schreibt. Einen Krimi wollte dieser Lothar Reichel eigentlich nicht schreiben, aber bei einem Glas Aperol wurde aus der Schnapsidee schnell ein richtiges Konzept: warum nicht Blacky zum Titelhelden machen.

    Kurz darauf fiel Reichel im Urlaub die Handlung ein, die hier nur angedeutet werden soll: der Schweinfurter Faschingsprinz wird ermordet (und auf dem Rückert-Denkmal abgelegt), ein türkisches Mädchen wird entführt und ein besessener Industriemanager sammelt alles, was mit den „Kindertotenliedern“ von Friedrich Rückert zu tun hat. Später hat Reichel deswegen den Rückert-Experten Rudolf Kreutner angerufen und um Rat gefragt.

    Wieder zurück aus dem Urlaub klopfte der 54-jährige Radiojournalist die Geschichte herunter. Anders kann man es nicht nennen, denn nur wenige Monate nach der ersten Idee liegt der Krimi nun vor. Reichel hat zwar die meisten Namen leicht abgewandelt, aber viele Schweinfurter wissen natürlich, dass der Joe vom Viva Porcellino in der Judengasse der Mike vom Viva Barista ist. Und natürlich trifft man dort den Theaterleiter auch in Wirklichkeit. Die Radiostation hat zwar den fiktiven Namen Mainradio, aber Christian „Blacky“ Schwarz gibt es wie gesagt wirklich.

    Das alles klingt erst einmal sehr witzig, aber Lothar Reichel betont, dass es im Verlauf durchaus eine Wandlung zum Düsteren gebe und dass er auch in menschliche Untiefen vordringe. Auf einen „running Gag“ verzichtet der Autor aber nicht. So taucht er selbst immer wieder als gestresster Schreiber auf, der aus Irland zur Stippvisite in seine Heimatstadt kommt. Journalisten werden nicht umhin kommen, dabei an ihren freien Kollegen Thomas Starost zu denken. Die Frage, ob diesem Erstling weitere folgen werden, lässt der Autor sein Alter Ego selbst beantworten. Am Ende des Buches lässt er Lothar eine SMS schicken: „Bitte nicht stören. Habe alten Krimi verworfen und neuen begonnen. Sehr vielversprechend. Wird eine ganze Serie werden. Tatort immer Schweinfurt. Fortsetzung folgt.“

    Kindertotenlieder

    Lothar Reichel, 1957 in Schweinfurt geboren, ist Radiojournalist. Der Krimi „Kindertotenlieder“ ist als Taschenbuch im Würzburger Verlag Peter Hellmund erschienen (10,90 Euro.) Als „Kindertodtenlieder“ bezeichnete der Dichter Friedrich Rückert die 428 Gedichte, die er nach dem plötzlichen Tod seiner Kinder geschrieben hat. Rückerts sechs Kinder erkrankten im Dezember 1833 an Scharlach. Luise und Ernst starben.

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