Als willkommenes "Schmankerl" nach den Weihnachtsferien kamen Karlstadter Schüler in den Genuss einer jeweils für ihre Altersstufe maßgeschneiderten Inszenierung des international renommierten englischsprachigen "White Horse Theatre".
Wie in den vergangenen Jahren war es Gymnasiallehrerin Anja Oliver gelungen, hierfür die organisatorischen Weichen zu stellen, sodass am Ende insgesamt 700 Karlstadter Schüler in der Aula des Gymnasiums drei unterschiedliche Theaterstücke aus der Feder von Theatergründer Peter Griffith präsentiert wurden.
Als begeisterungsfähige Zuschauer ligt waren 110 Karlstadter Mittelschüler beteiligt, 100 Realschüler und 470 Gymnasiasten. Und ganz in der Tradition von zwei Damen und zwei Herren kam mit den "native speakers" Jessie-Grace Griffin (21) aus Redditch, Stephanie Neill (27) aus Manchester, Adam Beck (26) aus London sowie Joe Donnison aus Newcastle erneut ein leidenschaftlich aufspielendes Profi-Quartett nach Karlstadt.
Zunächst wurde für 335 Schüler der 8. bis 10. Klassen "Move to Junk" inszeniert, bei der es um das brandaktuelle Thema Cybermobbing ging. Kernbotschaft hierbei: Man soll sich im Internet nicht jeden Mist reinziehen und getrost immer wieder die Löschtaste tätigen. Opfer bei diesem auf einem authentischen Fall mit tragischem Ausgang beruhenden Stück ist Amanda, die als neue Schülerin auch deswegen schnell zur Außenseiterin wird, weil sie mit dem hohlen Tussi-Getue ihrer Mitschülerinnen, insbesondere der zickigen Kylie nichts anfangen kann.
Dazu trägt nicht zu ihrer Popularität bei, dass sie besser Fußball spielt als Donny, der alle Mitschüler – außer Amanda – zu seiner Geburtstagsparty einlädt. Als die Online-Anfeindungen immer mehr eskalieren und die Stufe einer Aufforderung zum Selbstmord erreichen, ist die verzweifelte Amanda heilfroh, in Klassensprecher Stuart einen mitfühlenden Fürsprecher zu haben. Ironisch, dass am Ende ausgerechnet die Oberzicke und Hauptverdächtige Kylie den feigen "Scherzkeks" Donny als wahren Übeltäter entlarvt, ihre eigene Mitschuld eingesteht und somit das Schlimmste verhindert.
Ebenfalls brandaktuell war das Unterstufenstück "A Slug in the Shoe" (Die Nacktschnecke im Schuh), bei dem es um alleinerziehende Eltern mit jeweils einem 13-jährigen Kind geht und um emotionale Verwerfungen bei der Entstehung einer Patchwork-Familie. Die Teenager-Fraktion hierbei bilden Luke und Megan, die das Alter, in dem man das andere Geschlecht für mega blöde hält, noch nicht absolviert haben.
Mit Befremden stellen die Teenager fest, dass sich zwischen ihren Eltern Jack und Nina eine Liebschaft anbahnt, weshalb Luke und Megan trotz ihrer gegenseitigen Antipathie zu Zweckkomplizen werden und alle Register ziehen, um die Beziehung zu sabotieren. Hierbei wird beim lauschigen Candle-light-Dinner Essig in den Wein gekippt und der Schokoladenkuchen mit Pfeffer gewürzt.
Hinzu kommen als wirkungsvolle de-erotisierende Kampfmittel Stinkbomben und ein "Furzkissen" zum Einsatz und schließlich auch eine fette Nacktschnecke, die der Mutter Nina in den Schuh gelegt wird und –zumindest für kurze Zeit – die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Freilich rufen gerade diese Szenen beim jungen Publikum reichlich Lachsalven hervor. Auch war die Schülerbeteiligung an der anschließenden Fragerunde so rege, dass dem Ensemble nur wenig Zeit übrig blieb, die Kulisse für das anschließende Oberstufenstück zu erstellen, die diesmal in Form einer gut verständlichen und sehr engagiert und phantasievoll inszenierten Bühnenfassung des Romanklassikers "Jane Eyre" aus der Feder von Charlotte Bronte serviert wurde und die 185 Gymnasiasten der 11. Und 12. Klasse ebenfalls regelrecht in den Bann zog.