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Lohr: Thema Biosphärenreservat: Eine Exkursion wider die Fehlinformation

Lohr

Thema Biosphärenreservat: Eine Exkursion wider die Fehlinformation

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    Exkursion durch den Lohrer Stadtwald: Eine rund 30-köpfige Delegation der Freien Wähler Main-Spessart ließ sich vor dem Hintergrund der Diskussion um ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart von Betriebsleiter Michael Neuner zum Thema Waldwirtschaft und Naturschutz informieren.
    Exkursion durch den Lohrer Stadtwald: Eine rund 30-köpfige Delegation der Freien Wähler Main-Spessart ließ sich vor dem Hintergrund der Diskussion um ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart von Betriebsleiter Michael Neuner zum Thema Waldwirtschaft und Naturschutz informieren. Foto: Johannes Ungemach

    Nein, Hubert Aiwanger war nicht dabei. Dabei wäre es naheliegend gewesen, dass sich der Frontmann der Freien Wähler bei seiner Parteibasis vor Ort über die Stimmungslage zu einem möglichen Biosphärenreservat informiert. Doch die Exkursion des Freie-Wähler-Kreisverbandes Main-Spessart durch den Lohrer Stadtwald zum Thema Biosphärenreservat ging am vergangenen Freitag ohne Aiwanger über die Bühne – obwohl dieser am Vorabend einen Termin im Landkreis hatte.

    Doch offenbar wollte ihn die Parteibasis auch gar nicht dabei haben. Man sei, so sagte der Kreisvorsitzende Christoph Vogel vor rund 30 Teilnehmern gleich zu Beginn, an sachlich-neutralen Informationen interessiert. Grundsätzlich sehe man in einem Biosphärenreservat "eher Chancen als Risiken". Dabei lasse man sich "keine Denk-Leitplanken vorgeben", so Vogel. Er dürfte dabei an Aiwanger gedacht haben. Der hatte vor wenigen Wochen mit einem Besuch im Spessart und deftigem Gepolter gegen ein Biosphärenreservat für Aufregung und heftigen Widerspruch auch aus seinen eigenen Reihen gesorgt.

    Während der Niederbayer Aiwanger ein Biosphärenreservat im Spessart für eine "Schnapsidee" hält, stehen die Freien Wähler Main-Spessart einer solchen, auf nachhaltige Regionalentwicklung abzielenden Gebietskulisse aufgeschlossen gegenüber. "Die Meinung aus München interessiert uns da erst mal nicht", so Vogel.

    Was nicht heißen soll, dass es keine kritischen Fragen gibt. Die kamen bei der rund dreistündigen Exkursion denn auch zur Sprache, von der Brennholzversorgung über die Jagd bis hin zur Zukunft der Spessarteiche.

    Den Halbwahrheiten Fakten entgegen setzen

    Antworten gaben Michael Neuner, der Leiter des städtischen Forstbetriebs, sowie Sebastian Kühl. Er ist als Mitarbeiter des Landratsamtes Main-Spessart federführend für die von den drei Landkreisen Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg sowie der Stadt Aschaffenburg angestoßenen Prüfung der Machbarkeit eines Biosphärenreservats zuständig.

    Sowohl Neuner als auch Kühl mühten sich, den ihren und auch Vogels Worten zufolge bei dem Thema im Umlauf befindlichen Halb- und Unwahrheiten Fakten entgegenzusetzen. Ein Biosphärenreservat werde mit Ausnahme eines Wegegebots für die lediglich drei Prozent der Fläche umfassenden Kernzone keine Einschränkungen bringen, lautete Kühls Kernbotschaft.

    Dem entgegen stünden etliche Chancen der Regionalentwicklung, beispielsweise hinsichtlich Tourismus, ÖPNV oder auch einer Dachmarke für den Spessart. In welche Richtung die Reise gehen solle, könne die Region selbst bestimmen.

    Lohrer Stadtwald als positives Beispiel

    Neuner verdeutlichte am Beispiel des Lohrer Stadtwaldes, dass sich Wirtschaftlichkeit und Naturschutz im Wald keineswegs ausschlössen. Der Lohrer Stadtwald sei nachweislich einer der ertragsstärksten Forsten in Bayern, weise auf der anderen Seite aber auch bei der für die Artenvielfalt wichtigen Menge etwa an Biotopbäumen oder Totholz weit überdurchschnittliche Werte auf.

    Die Entnahme von durch den Borkenkäfer befallenen Bäumen sei in einem Biosphärenreservat selbst in der Kernzone ebenso möglich wie im Fall des Eichenprachtkäfers. Dass der Eichenanteil im Spessart schwinden könnte, liege nicht an einer eventuellen Kernzone eines Reservats, sondern daran, dass viele Waldbesitzer die hohen Investitionen für das Begründen neuer Eichenbestände scheuten, so Neuner. Auch für die Jagd oder die Verkehrssicherung entlang von Wegen gebe es in einem Biosphärenreservat keine Einschränkungen.

    Brennholz nicht gefährdet

    Neuner sprach von viel Unwissen, Falschinformationen und Populismus in der Diskussion. Das gelte auch für die Erzählung, wonach durch ein Biosphärenreservat die Brennholzversorgung gefährdet würde. "Durch ein Biosphärenreservat würde kein Holzrechtler kein Holz mehr kriegen", so Neuner. Er ließ durchblicken, dass das Thema in seinen Augen nur vorgeschoben ist. Schließlich hätten vor etlichen Jahren, als im Staatswald des Spessarts Flächen stillgelegt worden seien, auch keine Holzrechtler protestiert oder hinterher Einschränkungen hinnehmen müssen.

    Wie die Diskussion um ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart ausgeht, ist offen. Vogel brachte seine Hoffnung auf eine "offene Diskussion und eine vernünftige Entscheidung" zum Ausdruck.

    Nach Ansicht des Lohrer Bürgermeisters Mario Paul wäre die vernünftigste Entscheidung die für ein Biosphärenreservat. Bei der Begrüßung der Exkursionsteilnehmer hatte er jedenfalls gesagt, dass man Veränderungen und Entwicklungen anstoßen müsse, wenn man wolle, dass es im Spessart auch in Zukunft so schön ist wie derzeit.

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