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THÜNGEN: Therapeut mit dem Schwert

THÜNGEN

Therapeut mit dem Schwert

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    Ist sie in ihrer Mitte? Helmut Konrad demonstriert auf diesem gestellten Bild, wie er mit seinen Klienten Schwertarbeit betreibt.
    Ist sie in ihrer Mitte? Helmut Konrad demonstriert auf diesem gestellten Bild, wie er mit seinen Klienten Schwertarbeit betreibt. Foto: Foto: Günter Roth

    „Schwertarbeit“ bietet der Thüngener Helmut Konrad an. Hört sich gefährlich an, ist aber genau das Gegenteil. Konrad ist Heilpraktiker für Psychotherapie beziehungsweise Coach und benutzt Samuraischwerter aus Holz (Bokuto), um das Innere einer Person nach außen sichtbar und erlebbar zu machen.

    Ein Beispiel: „Nehmen Sie das Schwert und führen Sie es langsam nach oben über Ihren Kopf und dann nach hinten“, sagt Konrad. Der Klient glaubt, es in einer geraden Linie nach hinten zu führen. In Wirklichkeit weicht das Schwert nach einer Seite aus. „Daran sieht man schnell, ob ein Mensch in seiner Mitte ist oder eine Seite dominiert und Spannungen bestehen“, kommentiert der Coach.

    Vor fünf Jahren ist er bei seinem Lehrer Winfried Wegner (Schweinfurt) auf die Arbeit mit dem Schwert gestoßen. „Ich dachte nur: Wow! Warum eigentlich nicht eher?“ Der Thüngener fand etwas, was er schon länger gesucht hatte: etwas Bodenständiges, am Bedarf orientiert.

    Repertoire an Möglichkeiten

    Das mit der Körpermitte klingt simpel. Konrad hat jedoch ein ganzes Repertoire an Möglichkeiten, damit sich Klienten durch die Arbeit mit dem Schwert selbst erkennen. Oft ist er mit einem zweiten Schwert Partner dafür. So fordert er dazu auf, dass sich beide Schwerter in Nähe der Spitzen berühren. Er reibt mit seiner Schwertspitze ganz leicht an der des Klienten. Hier lässt sich schon spüren, wie sich der Mensch gegenüber verhält – ob ausweicht oder standhaft ist.

    Spannend sind auch Vor- und Rückwärtsbewegungen. „Schieben Sie mich von sich weg“, fordert er auf. Das andere Mal geht es darum, jemanden mit der Schwertspitze zu „ziehen“. Die Aktionen der Klienten fallen hier höchst unterschiedlich aus. Manche laufen gar nicht los, wenn sie folgen sollen.

    Die Zunge kann verletzen

    Der Thüngener Therapeut sagt, in der heutigen Zeit sei die „scharfe Zunge“ das Schwert der Menschen, mit dem andere verletzt werden. Habe man tatsächlich ein Schwert in der Hand, werde manche Haltung aber viel deutlicher als nur durch Gespräche. Häufig geht es bei den Übungen darum, ob jemand im rechten Moment nach-, aber nicht aufgibt. „Nützlich ist das zum Beispiel für Frauen, die ihre Durchsetzungskraft entwickeln oder stärken wollen.“

    Konrad berichtet von einem Klienten, der einen Konflikt mit seinem Arbeitgeber hatte, weil er an einem anderen Ort arbeiten, dort eine für ihn belastende Tätigkeit ausüben und zugleich nicht mehr verdienen sollte. Der Klient wusste nun nicht, wie er damit umgehen sollte. „Dabei hatte er alle Trümpfe in der Hand, hat sie aber nicht ausgespielt.“ Durch die Schwertarbeit sei es möglich gewesen, die Perspektive dieses Menschen zu ändern. „Und wenn ich die Perspektive kläre, ändere ich auch den Konflikt in Richtung einer Lösung.“

    Teilweise kommen die Klienten alleine zu dem Therapeuten. Manchmal arbeitet er als Coach aber auch mit beiden Kontrahenten gleichzeitig. Klassisches Beispiel: Ein junger Manager – beste Noten, viel Wissen – stößt zu einem Team mit einem älteren Mitarbeiter mit einem reichen praktischen Erfahrungsschatz. Reibung zwischen den beiden ist vorprogrammiert. „Im Coaching wird ihnen klar, dass sie sich auf zwei unterschiedlichen Ebenen befinden.“

    Das Ziel ist, dass beide am Ende nicht mehr als Konkurrenten gegeneinander, sondern miteinander für das Unternehmen arbeiten. Wie schnell dieses erreicht wird, hänge stark davon ab, wie veränderungsbereit Klienten sind. In der Regel seien zwei bis fünf Sitzungen nötig, bei denen etwa zur einen Hälfte mit dem Schwert gearbeitet wird und zur anderen Gespräche geführt werden. Konrad hat auch schon ganze Teams gecoacht, die gegeneinander aufgestellt waren. Dann widmet er sich vor allem den „Rädelsführern“.

    Führungsteam als Kutschgespann

    Konrad: „Man stelle sich die Führungsmannschaft einer Firma als Kutschgespann vor. Wenn Einzelne im Gespann sich beißen und der Chef als Kutscher die Pferde an zu langen Zügeln gehen lässt, kann es schwer werden, ein Rennen zu gewinnen.“ So willkommen Wettbewerb im Unternehmen sein mag – er müsse dem Unternehmen dienen. Hier könne die Arbeit mit dem Schwert entscheidend zur Teambildung und der Stabilität des Betriebs beitragen.

    Der 59-Jährige berät seit 20 Jahren. Er hat sich zum Heilpraktiker in Psychotherapie ausbilden lassen, nachdem er früher eine Werbeagentur hatte. Dort habe er viel Kontakt mit Menschen gehabt und häufig erst herausfinden müssen, was sie wirklich wollen. Über die Auseinandersetzung mit einem eigenen Burnout habe er 2001 eine Ausbildung in systemischer Familientherapie begonnen und nach weiteren Stufen 2010 am Würzburger Gesundheitsamt die Prüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie abgelegt.

    Konrads Hauptbetätigungsfeld ist Coaching, also die Arbeit mit Menschen, die gesund sind, aber Klärungsbedarf in besonderen Lebenssituationen haben. Oft hänge dies zusammen mit neuen Aufgaben in der Firma, mit der Familie, mit dem Zeitmanagement . . . Die Schwert-Klienten kommen hauptsächlich aus Unterfranken.

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