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UETTINGEN: Tier-Physiotherapie: Auf einen Schlag zwei glücklich machen

UETTINGEN

Tier-Physiotherapie: Auf einen Schlag zwei glücklich machen

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    Anke Kuhn aus Homburg ist Physiotherapeutin und Osteopathin für Pferde und Hunde. Zu Beginn der Behandlung prüft sie die Beweglichkeit des Patienten (Bild unten), insbesondere der Gelenke.Fotos: Daniela Arndt
    Anke Kuhn aus Homburg ist Physiotherapeutin und Osteopathin für Pferde und Hunde. Zu Beginn der Behandlung prüft sie die Beweglichkeit des Patienten (Bild unten), insbesondere der Gelenke.Fotos: Daniela Arndt Foto: Daniela Arndt

    Arthrose, Verspannung, Gelenkprobleme – für Menschen ein Grund, zum Physiotherapeuten zu gehen. Doch die wenigsten wissen, dass auch Tieren mit den gleichen Beschwerden eine Therapie helfen kann; und dass es diese auch gibt.

    Anke Kuhn aus Homburg ist Physiotherapeutin und Osteopathin für Pferde und Hunde. Die gelernte Röntgenassistentin wollte schon immer mit Tieren arbeiten und hat sich ihren Traum erfüllt. Statt zu studieren und Tierärztin zu werden, lag ihr mehr daran, etwas Praktisches zu machen. „Tierheilpraktik war vor 15 Jahren, als ich mit der Ausbildung begonnen habe, noch sehr esoterisch. Physiotherapie war da einfach etwas Handfestes“, sagt sie. Ab 2001 lernte sie Physiotherapeutin für Pferde in Ingolstadt, seit 2015 behandelt sie auch Hunde.

    „Wenn es dem Tier besser geht, ist der Besitzer auch glücklich.“

    Andrea Kuhn über das Ergebnis einer erfolgreichen Behandlung

    Kuhn reizt es besonders, herauszufinden, wie der Körper funktioniert, wie alles zusammenspielt. Sie bilde sich gerne fort. Deshalb habe sie auch ein paar Jahre nach ihrer ersten Ausbildung festgestellt, dass Physiotherapie alleine ihr nicht ausreichte.

    Also ließ sie sich 2008 auch noch zur Osteopathin ausbilden. „Die Osteopathie setzt da an, wo die Physiotherapie ihre Grenzen hat“, erklärt sie.

    Für die 44-Jährige bedeutet einem Tier zu helfen gleich doppeltes Glück, denn: „Wenn es dem Tier besser geht, ist der Besitzer auch glücklich.“ In ihrem kleinen Praxisraum in der Pfeiffermühle in Uettingen behandelt sie die Hunde. Zu den Pferden fährt sie raus. Diese teilweise langen Anfahrtszeiten seien auch das einzig Negative an dem Job.

    Die Behandlung startet immer mit einer Diagnose. Dafür schaut sie sich das Tier in Bewegung an, um festzustellen, wo das Problem liegt. Nicht bei allen Beschwerden kann die Therapeutin helfen. Ist ein Gelenk entzündet, eine Sehne gerissen oder ein Knochen gebrochen, muss der Tierarzt ran. Bei Arthrose, Gelenkschmerzen oder Verspannungen etwa kann die Homburgerin jedoch Linderung verschaffen.

    In der Praxis legt sich der Hund dann auf die Behandlungsmatte – manchmal ist er dabei nicht allein. Ist er zum Beispiel zu ängstlich, muss sich laut Kuhn der Besitzer dazulegen. Dann tastet sie die Muskulatur des Tieres ab und prüft die Beweglichkeit der Gelenke im einzelnen.

    Da im Körper alles miteinander verbunden ist, wie die 44-Jährige erklärt, sei die Diagnose manchmal schwierig. „Ein Schulterproblem kann auch schon mal von einem verletzten Fuß stammen. Man muss sich dann Schicht für Schicht zur Ursache vorarbeiten.“ Der Körper kompensiere eine schmerzende Stelle, indem er eine Schonhaltung einnehme und so andere Muskeln und Gelenke übermäßig beanspruche. Das könne er lange durchhalten, „doch irgendwann macht dann die Muskulatur dicht und das Tier hat Schmerzen.“

    Um Verspannungen zu lösen, bekommt der tierische Patient zunächst eine Massage. Dann werden – wenn nötig – Gelenke wieder eingerenkt. Dafür ist die Osteopathie eine behutsame Herangehensweise, ganz im Gegensatz zur Chiropraktik.

    Statt Kraft brauche ein Osteopath eher Feingefühl: „Wenn man sich zum Beispiel eine Schublade vorstellt, die verrutscht ist, dann kann man die natürlich einfach einmal reinhauen und sie läuft wieder – das macht der Chiropraktiker. Der Osteopath ruckelt vorsichtig daran und versucht, sie so wieder in die Schiene zu bekommen“, erklärt Kuhn.

    Nach der Behandlung muss das Tier noch einmal laufen, sodass die Homburgerin feststellen kann, ob die Grundprobleme behoben sind. Dann erstellt sie einen individuellen Trainingsplan. Die Krankengymnastik macht der Besitzer mit dem Haustier, weshalb die Übungen bei Kuhn einmal geprobt werden. Oft sei außerdem mehr als eine Behandlung nötig. Die 44-Jährige stellt daher bei der ersten Sitzung eine Prognose, wie lange die Therapie dauern könnte.

    „Man muss sich dann Schicht für Schicht zur Ursache vorarbeiten.“

    Andrea Kuhn über ihre Vorgehensweise

    Neben ihren Fortbildungen probiert Kuhn auch neue Methoden an sich selbst aus, etwa das Tapen mit Kinesiotape. Auch mit Faszientechnik und einer Magnetfeldmatte hat sie sich beschäftigt und wendet diese nun auch an.

    Wie man feststellen kann, ob ein Tier Schmerzen hat? Laut Kuhn funktioniert das am besten durch Beobachten. Verhaltensänderungen gäben oft einen Hinweis darauf. „Springt der Hund nicht mehr auf das Sofa oder läuft das Pferd beim Reiten nicht mehr rund? Das sind Anzeichen für Schmerzen.“

    Wenn die Homburgerin keine Hunde oder Pferde behandelt, arbeitet sie Teilzeit im Juliusspital. Die vierbeinigen Patienten zu therapieren bereite ihr aber besondere Freude. „Wenn man die Leidenschaft zum Beruf machen kann, dann bringt das Erfüllung“, sagt sie.

    Weitere Anlaufstationen für Tierhalter im Landkreis sind die Tiertherapie Main-Spessart und die Hundetherapie bei Little Friends in Marktheidenfeld. Physiotherapie für ihre Patienten würden die meisten Tierärzte zwar noch nicht empfehlen, sagt Kuhn. Die Akzeptanz aber steige stetig an. So kann sie wohl noch mehr Hunde und Pferde sowie deren Besitzer glücklich machen.

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