Bei der ersten und einzigen Aufführung der Kriminalkomödie „Es war die Nachtigall und nicht die Leiche“ (Christine Steinwasser) war der Theatersaal des BNG trotz tropischer Temperaturen bis auf den letzten Platz besetzt.
Zu sehen gab es einen kurzweiligen „Whodunit“-Krimi in bester Agatha-Christie-Manier: Die Marktheidenfelder Bürgermeistern (Selina Rud) engagiert für die eher mäßige Laienspieltruppe der Stadt einen renommierten Regisseur (Johannes Weyer), der mit zwei bekannten Schauspielern (Annika Schreck und Felix Aschauer) dem wenig erfolgreichen Ensemble etwas Glanz einhauchen soll. Geplant ist eine Aufführung von Shakespeares „Romeo und Julia“, doch schon bald führen verletzte Eitelkeiten und Eifersüchteleien unter den Schauspielern (Eva-Maria Wiesmann, Lara Winzenhöler, Anne Bils, Marco Wolf) zu Streit – bis eine der Schauspielerinnen (Eva-Maria Wiesmann) tot am Boden liegt, erstochen, wie die Metzgereifachverkäuferin und Laiendarstellerin Karin Hemmke (Josefa Deivel) fachkundig erkennt.
Was zunächst wie ein Unglück erscheint, entpuppt sich später jedoch als ein Giftmord, dem kurz darauf eine zweite Leiche folgt: Karin Hemmke alias „Julia“ stürzt vom angesägten Balkon. Während Kriminalkommissarin Herta Hinrichter (Monisha Amir) versucht, Licht in das Dunkel zu bringen, bleiben nur zwei gelassen: Der Hausmeister Jeff Boxleitner (Kilian Keppler) und seine Gattin Erna (Klara Schwab) gehen stoisch ihren Pflichten nach, während die anderen Beteiligten sich gegenseitig beschuldigen. Als der Fall geklärt zu sein scheint, erlebt der Zuschauer eine Überraschung.
Angesichts der großen Souveränität, mit der die Schüler des Kurses Dramatisches Gestalten an diesem Abend auf der Bühne standen, ist kaum zu glauben, wie schwierig sich die Vorbereitung des Stücks gestaltet hatte. Wechselte doch die betreuende Lehrkraft des Kurses gleich zweimal innerhalb des Schuljahres.
So ist es nicht zuletzt der zugleich professionellen und gelassenen Arbeit von Johannes Kroschewski zu verdanken, dass die jungen Schauspieler/innen ein kurzweiliges und witziges Theaterstück präsentierten, das vor allem durch ein flottes Timing überzeugte. Kroschewski, der als ausgebildeter Theaterlehrer und mit den Fächern Deutsch und Geschichte im März als Studienreferendar ans Balthasar-Neumann-Gymnasium gekommen ist, inszenierte das Stück mit viel Lokalkolorit und subtilem Humor.
Die Zuschauer lachten herzlich mit, als die in ihrer Rolle als Bürgermeisterin Veleda Delventhal sehr überzeugende Selina Rud ihr Verhältnis mit dem Provinzgigolo Christian Bäcker (Marco Wolf) bedauerte, der „mit etwa der Hälfte der Dorf-Bevölkerung was am Laufen hat“ – die andere Hälfte ist nämlich männlich. Dennoch musste sie sich als Hauptverdächtige abführen lassen, sprachen aus Sicht der Kriminalkommissarin doch alle Indizien gegen sie.
„Aus Versehen“ erstochen
Monisha Amir, die als Herta Hinrichter die Untersuchung des Kriminalfalls leitete, zeigte in beeindruckender Weise, dass sie sich bei den hohen Außentemperaturen auch in einen Mantel gehüllt und von der Bühnenbeleuchtung zusätzlich „gewärmt“ nicht aus dem Konzept bringen ließ. Sie spielte locker und souverän, ebenso wie Lara Winzenhöler in der Rolle der Beate Schmidt, die quasi „aus Versehen“ ihre Konkurrentin erstochen hat.
Nach etwa 45 Minuten konnten sich die Schauspieler mit ihrem Regisseur ihren mehr als verdienten Beifall abholen. Schon jetzt kann man gespannt sein, welches Stück im nächsten Jahr auf die Bühne gebracht wird. Laut Kroschewski soll es etwas „Faustisches“ sein . . .