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LOHR: Tolles Theater mit Gruseleffekten

LOHR

Tolles Theater mit Gruseleffekten

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    Von wegen nur gespielt! Licht und Schatten, Blitz und Donner, Dunkelheit und Gruseleffekte. . . wer am Freitagabend in Lohr auf die Bühne sah, dem verging schnell Hören und Sehen. Schon bei der ersten Geschichte, einer Lesung von Matthias Hahn, die den harmlosen Namen „Schokohäschen“ trug, kam die makabre Seite des Autors zum Tragen: Der Empfänger eines überraschenden Pakets mit einem Schokoladenhasen als Inhalt stellt sich im Laufe seines Monologs als Serienmörder heraus, der die Schädel seiner Geliebten allesamt in einem Koffer aufbewahrte.

    Drastische & Blutrünstige Details

    Während er noch überlegt, wer ihm das unerwartete Geschenk gemacht haben könnte, geht er seine sämtlichen Liebschaften durch, von denen nur eine Einzige die Nacht mit ihm lebend überstanden hatte.

    Etwas makaber dann schon die Namensaufzählung bei der Betrachtung der Schädel: „Dieser zierliche gehörte Stine, dies ist Renate, dies Sylvia und dies Marion“. Die hätte ihm besonders gut gemundet, und „habe ich nicht noch einen Schinken von ihr im Keller hängen. . .?“ Der Knaller am Schluss: Als er versucht, die eine am Telefon zu erreichen, lädt er die Person, die zufällig rangeht, zu einem „ganz besonderen Essen“ ein, das ein „einmaliges Erlebnis“ werden wird.

    Ganz anders und viel romantischer mutet da schon die zweite Geschichte an, die sich „Liebeslied“ nennt. Der etwas unscheinbar wirkende Martin Fink (wunderbar echt gespielt von Andreas Protte) versucht, seine schöne Angebetete für sich zu gewinnen, muss aber ständig mitansehen, wie sie mit anderen Typen verschwindet. Dass sie mit ihnen nur Sex haben möchte, kann er noch akzeptieren, aber als sie sich wirklich verliebt, sinnt er auf Abhilfe. Als „ausgebildeter klassischer Pianist und Komponist“ fällt ihm nur Eines ein: Er muss sich einen „ultimativen Liebessong“ ausdenken, bei dem sich jede Frau, die ihn hört, in den Komponisten verlieben wird.

    So setzt er sich ans Klavier und tüftelt. Zuerst kommt seine ältliche Vermieterin (sehr lustig: Michael Franz als weibliche Schattenfigur) noch zu ihm und beschwert sich über den Lärm („Da bekommen ja die Katzen Dünnpfiff!“), aber als sie mit Blumen kommt, und ihm eindeutige Avancen macht, steht für ihn fest: Der Song steht! Als er sich jetzt im Spiegel betrachtet, sieht er nicht mehr den unscheinbaren Mann, sondern einen tollen Typen. Seine Traumfrau Zoe (Michelle Küster) erscheint dann auch wirklich und er versucht es gleich mit seinem Lied, wird aber von ihrem Liebhaber abermals ausgebootet. Der Zurückgewiesene versucht, sein Stück noch einmal zu verbessern. Plötzlich klingelt es, und diesmal steht wirklich die ultimative Traumfrau vor der Tür: Eine Fremde, die das Lied durchs offene Fenster gehört, und sich nun unsterblich verliebt hat. Sie kommen auch gleich zur Sache, aber da klingelt es schon wieder!

    Und nun wurde es lustig: Der Liebhaber seiner Angebeteten Zoe namens Kai (Matthias Hahn) hat sich ebenfalls in den Komponisten verliebt. Zu zweit bedrängen sie den armen Komponisten und hatten damit die Lacher auf ihrer Seite. Und als sich dann noch die ältliche Vermieterin dazugesellte und auch etwas von dem „tollen Mann“ haben will, blieb kein Auge trocken. Ein Riesenkontrast zu dieser lustigen Geschichte waren dann noch die eingestreuten „Notizen einer bedrängten Seele“, gruselig erzählt von Matthias Hahn. Unterstützt wieder von Schattenbildern hinter einer Wand, eine richtige Horrorgeschichte mit Dämonen und unheimlichen Gemäuern, Albträumen und einem „Tor zur Unterwelt“. Genauso gruselig die vierte Geschichte, die dem Abend ihren Namen gegeben hatte: „Die Bestie von Bangstedt“. Bereits gefasst und im Gefängnis sitzend „erzählt“ die „Bestie“ seiner Pflichtverteidigerin (wunderbar unnahbar: Michelle Küster), wie es zu den Morden, die er verübt hat, gekommen ist. Ausdruckstark und mit unnachahmlicher Mimik berichtet Michael Franz als „Bestie“ über seine Arbeit in einem Tierversuchslabor, wo er anfangs Probleme hatte, Mäuse zu töten, dies ihm aber immer mehr Spaß machte. Mit drastischen, blutrünstigen Einzelheiten und seinem ganzen Körpereinsatz beschreibt er den Mord an zwölf Schäferhunden, bei dem auch sein Chef Dr. Diabolicus durch einen unglaublichen Unfall ums Leben kommt.

    Als ihm das Töten der Tiere nicht mehr genügt, bringt er wahllos Menschen um. Dann schildert er mit skurriler Begeisterung seine Arbeit in einer Truthahnschlachterei, tötet dort einen Kollegen und wirft seine Leiche in eine Pastetenmaschine, um sich am nächsten Tag eine „Dose Carlo“ zu kaufen. Dieser Mord sei sein Meisterstück gewesen. Ausgerechnet bei einem impulsiv verübten Mord an einem Jogger wird er überführt. Später bereut er nur diese Dummheit und nicht die restlichen Morde. Wohlweislich hatte das Omega-Theater die Stücke nicht hintereinander gespielt, sondern in einzelne Szenen geteilt, sodass sich gruselige und makabere Momente mit lustigen und romantischen abwechselten. Die Geschichte des „Liebeslieds“ kam in drei Fortsetzungen, sodass sich die Zuschauer prima zwischen den drastischen „Gruselszenen“ entspannen konnten.

    Die Mitwirkenden:

    Schauspiel: Michelle Küster, Michael Franz, Andreas Protte und Matthias Hahn.

    Regie: Matthias Hahn

    Dias: Stefanie Scherbel.

    Technik: Cornelia Wagner

    Plakat und Folder: Peter Hellmund

    Umschlagsbild: Kristin Zebisch

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