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KARLSTADT: Tonnenweise Aale im Main ausgesetzt

KARLSTADT

Tonnenweise Aale im Main ausgesetzt

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    Aale für den Main: Die Fischerzunft hat in der Koppelstrecke zwischen Veitshöchheim und Harrbach 40 Kilo „Steigaale“ eingesetzt. Hier der Schelch vor der Staustufe Harrbach.
    Aale für den Main: Die Fischerzunft hat in der Koppelstrecke zwischen Veitshöchheim und Harrbach 40 Kilo „Steigaale“ eingesetzt. Hier der Schelch vor der Staustufe Harrbach. Foto: Foto: Willi Wingenfeld

    (josch/hop) Stolze 320 000 Euro hat der diesjährige Besatz mit Aalen im Main auf der 300 Kilometer langen unterfränkischen Strecke zwischen Limbach und Kleinostheim gekostet. Das entspricht knapp sechs Tonnen. Alleine auf der Koppelstrecke zwischen Veitshöchheim und Harrbach wurden 400 Kilo „Steigaale“ in den Main gelassen.

    Der Besatz geht vom Fischereiverband Unterfranken aus, organisiert von Ehrenmitglied Georg Brönner. Finanziert wird er von den Fischerzünften und den Fischereirechtsinhabern. Erhebliche Zuschüsse kommen aus EU-Fördermitteln und aus der Kraftwerksentschädigung.

    Im Main ist der Aal gefährdet, weil er den Weg über die vielen Staustufen und Kraftwerksturbinen nicht mehr schafft. Aale kommen ausschließlich in den Laichgebieten der Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln zur Welt. Nach dem Schlüpfen wandern sie mit dem Golfstrom durch den Atlantik. Auf der Reise nach Europa verwandeln sie sich in rund sieben Zentimeter lange „Glasaale“, Nach einem Jahr werden daraus etwas größere „Steigaale“, die die Flüsse hinaufschwimmen.

    Dort wachsen sie in einigen Jahren zur vollen Größe heran. Wenn sie geschlechtsreif sind, stellen die Fische die Nahrungsaufnahme ein und wandern die Flüsse wieder hinunter und zum Laichen in die Sargassosee zurück. Dort pflanzen sie sich fort und sterben. Sie müssen den Weg durch die Turbinen also zweimal zurücklegen.

    Aale dürfen nicht in den Handel

    Aale aus den meisten deutschen Flüssen, auch aus dem Main, sind mit Pentachlorphenolen (PCP), Chloriden oder leicht mit Dioxinen belastet. Auch Schwermetalle werden bei den regelmäßigen Pflichtuntersuchungen festgestellt. Deshalb dürfen sie auch nicht in den Handel gelangen. Im Lokal oder im Geschäft findet man deshalb ausschließlich Aal aus Aqua-Kulturen, künstlichen Aufwuchs-Stationen.

    „Früher war der Aal sozusagen der Brotfisch für die Mainfischer“, berichtet Dr. Wolfgang Silkenat, der Fischereifachberater für Unterfranken. Kraftwerke und Staustufen hätten aber ihre Zahl dezimiert, weil der schlangenförmige Fisch in den Turbinen oft ums Leben kommt. Energieversorger wie das die Rhein-Main-Donau AG legen Fisch-Abstiegshilfen an. Eine besteht an der Staustufe Rothenfels.

    Der Aal ernährt sich von Muscheln und kleinen Wassertieren. Die findet er im Schlamm. Und dieser lagert sich besonders vor Kraftwerksturbinen ab. In diesem Schlamm sammeln sich auch Giftstoffe und Schwermetalle, die der Aal dann mit seiner Nahrung aufnimmt.

    „Die Belastung durch Schwermetalle geht glücklicherweise zurück“, informiert Thomas Lermann von der Fischerzunft Marktheidenfeld. Er hofft, dass durch die verstärkte Klärung von Abwässern in einigen Jahren wieder Main-Aale verkauft werden dürfen.

    Der Arterhaltung dienen

    Die im Main ausgesetzten Aale dienen in erster Linie der Arterhaltung. Sie stammen aus einer Fischzucht im hessischen Gersfeld. Dort kamen sie aber nicht zur Welt, weil man Aale nicht züchten kann. Der Zuchtbetrieb holt seine Aale aus Aqua-Kulturen in Holland. Die fangen die jungen Glasaale auf dem Weg in die europäischen Flüsse in der Nordsee ab, ziehen sie bis zu einer bestimmten Größe und geben sie über Händler an Fischereiberechtigte ab. In Mastbetrieben wachsen die „Glasaale“ in einem Jahr auf rund zwölf bis 15 Zentimeter lange „Steigaale“ heran.

    Wenn die jetzt ausgesetzten Aale große sind, werden sie beispielsweise in Harrbach aus dem Main in großer Zahl abgefischt. Von dort geht es per Lkw zum Rhein, der keine Staufstufen und Kraftwerke hat. So enden sie nicht in den Turbinen und können ihren Weg in die Laichgründe fortsetzen.

    Über die Aale hinaus setzten Karl-Heinz Schlereth und Erwin Ziegler, unterstützt von Christian Schätzel und dem Kreisbeauftragten Willi Wingenfeld, zwischen Veitshöchheim und Harrbach heuer für weitere 19 000 Euro weitere neun verschiedenen Fischarten aus. Darunter waren auch sechs Kilo „Glasaale“, die momentan besonders preisgünstig sind.

    Kosteten diese in manchen Jahren schon 1200 Euro pro Kilo, so liegt der Preis derzeit bei 300 bis 400 Euro. Der Grund ist das Exportverbot aus der EU nach Asien.

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