Der Festwochenwirt aus Landshut ist von März bis Oktober und somit zwei Drittel des Jahres mehr unterwegs als zuhause. Zu Spitzenzeiten betreuten die Widmanns in dieser Zeit bis zu 17 Volksfeste – nun sind es zehn. Hinein in diesen Lebensrhythmus kam Franzl am 10. Juni vor 26 Jahren; er wurde in Würzburg geboren. Vor der Schulzeit „war ich immer bei meinen Eltern dabei“, erzählt Franz Widmann junior.
Damals waren die Widmanns mit zwei Wohnwagen auf Achse, denn es reiste auch ein Kindermädchen mit, das sich um den Bub und später um die jüngere Schwester kümmerte. Als Spielplatz der Kinder diente der Festzeltbetrieb der Eltern, die „mich bespaßt haben“, wie sich Franz Widmann erinnert.
Mit Beginn der Schulzeit änderte sich das. Franzl kam während der Festsaison zu Pflegeeltern nach Wallersdorf bei Straubing, sonst hätte er alle paar Monate die Schule wechseln müssen. Er besuchte Grundschule und Gymnasium.
„Zunächst habe ich lange Einhockey gespielt“, so bis zur 7./8. Klasse. Doch dann war eine Entscheidung zu treffen: Geht der Teenager zu den Mannheimer Jungadlern, um eine Spielerkarriere anzupeilen, oder macht er die Schule fertig und beginnt eine Ausbildung?
Franz Widmann machte die Schule fertig und orientierte sich in eine Richtung, die zum Geschäft von Vater und Mutter passte. Er lernte Koch bei den Augustiner Bräustuben in München und hatte dort „einen wirklich guten Lehrmeister“. Zu einer seiner weiteren beruflichen Stationen gehörte auch die Speisemeisterei in Stuttgart. Der Eintritt in den elterlichen Betrieb lief über die Weihnachtspyramide, die die Widmanns in der Vorweihnachtszeit in Landshut betreiben. Dort konnte sich der junge Mann beweisen. Nun steht die Weihnachtspyramide „seit drei Jahren unter meiner Leitung“, sagt Franz Widmann junior.
Mittlerweile hat sich im Festzeltbetrieb eine Aufgabenverteilung derart etabliert: Vater Franz Widmann kümmert sich um Repräsentation, Organisation und die Bier-Sparte als zentralen Umsatzträger. Mutter Jutta Widmann besorgt alle Personalangelegenheiten. Und Sohn Franz Widmann ist für die Küche im Festzelt zuständig, in der er neuerdings mit Meistertitel zugange ist.
„Jedes Fest ist unterschiedlich“, sagt der Küchenchef. Das betreffe die Menschen, deren Einstellungen und Gewohnheiten. Darauf versucht er, einzugehen. In Lohr sei es so, dass die Leute „wegen des Essens kommen“, also eine stärkere Nachfrage da ist. Also hat er die „Wochenkarte“ eingeführt.
Franz lächelt, denn für die Mitarbeiter muss er sowieso ein Mittagessen anbieten. Bei ihm arbeiten 70 Küchenaushilfen und von den 70 Bedienungen im Festzelt arbeiten 30 im Frühdienst, die ebenfalls Hunger haben. Daran partizipieren nun auch die Gäste im Festzelt. Zudem ist Franz Widmann junior wichtig, ein vegetarisches Gericht im Angebot zu haben.
Er möchte „Neues ausprobieren, denn man darf niemals stehen bleiben“, sonst geht man unter. „Lohr ist unser Flaggschiff, unser stärkstes und wichtigstes Fest“, sagt der junge Widmann. Seine Leitlinie lautet deswegen: „Tradition bewahren mit neuem, frischem Zeitgeist.“ Franz Widmann junior ist nun dabei, seine Ideen umzusetzen.