Zum 1. September vergangenen Jahres gab der Johanniszweigverein Rechtenbach als erster ehrenamtlicher Verein im Landkreis Main-Spessart die Trägerschaft des örtlichen Kindergartens an den Caritasverband Main-Spessart ab. Im nächsten Schritt stehen für den Johanniszweigverein weitere wichtige Veränderungen an: In der Jahresversammlung an diesem Mittwoch, 28. Juni, um 20 Uhr im Pfarrheim stehen Neuwahlen und eine wegweisende Satzungsänderung an.
Personalprobleme
Grund für den Wechsel der Trägerschaft war, dass der Vorstand des Johanniszweigvereins diesen ehrenamtlich nicht mehr vernünftig führen konnte, erläuterte Vorsitzender Roland Hartung im Gespräch mit dieser Redaktion. Vor allem die Personalsuche, rechtliche und buchungstechnische Themen gestalteten sich immer schwieriger. "Man kann einen Kindergarten mit einem Budget von 200.000 Euro und Personalverantwortung nicht professionell führen", sagte Hartung. Deshalb ist der Johanniszweigverein an den Caritasverband herangetreten, um als Vorreiter die Trägerschaft abzugeben. "Das war der richtige Schritt", ist sich Roland Hartung im Nachhinein sicher. Er schätzt, dass auch weitere Kommunen folgen werden.
Mit dem Wechsel der Trägerschaft bestehen in Rechtenbach die Befürchtungen, dass der Verein nicht mehr benötigt wird. Dem ist nicht so, entgegnet Hartung. Der Verein mit etwa 85 Mitgliedern soll künftig als Förderverein mit kirchlich-katholischer Prägung weiterbestehen und wird sich die Förderung und Unterstützung der Kindertagesstätte zur Aufgabe machen. Dazu ist eine Satzungsänderung notwendig. Die Vereinsführung soll dadurch einfacher werden. Beispielsweise wird die Amtsdauer von vier auf zwei Jahre verkürzt. Wie bereits in der Jahresversammlung 2022 angekündigt, müssen die Posten des Ersten und Zweiten Vorsitzenden sowie des Schriftführers neu besetzt werden.
Bislang war der Vorstand vor allem mit technischen und rechtlichen Dingen beschäftigt. Jetzt könnten sich die Eltern, die nah am Kindergarten dran sind, einbringen. Der Verein hinterlässt auch gewisse Rücklagen, mit denen der neue Vorstand gut arbeiten kann.
Fast ein Jahr Vorbereitung
Nach fast einjähriger Vorbereitung war der Übergang zum 1. September 2022 sehr gut abgestimmt, und der Betrieb konnte problemlos zum neuen Kindergartenjahr starten, beschreibt der Geschäftsführer des Caritasverbands Main-Spessart Florian Schüßler die Umstellung. Es gab zum Zeitpunkt der Übergabe eine Verkettung von verschiedenen Situationen, die herausfordernd waren, die auch den bisherigen Träger eingeholt hätte, so Schüßler.
Dazu gehörten auch der bereits lange angekündigte Weggang der Kindergartenleitung sowie im späteren Verlauf von zwei weiteren Mitarbeiterinnen aus privaten Gründen. Bei der Neubesetzung der Stellen konnte die Caritas mit ihrem hauptamtlichen Netzwerk bereits erstmals ihre Stärke ausspielen und die Stellen innerhalb von drei Wochen neu besetzen. Der ehrenamtlich geführte Johanniszweigverein hätte dies nicht gepackt, und Schließtage hätten gedroht, sagte Roland Hartung.
Eltern haben vom Trägerschaftswechsel recht wenig mitbekommen, berichtet Nina Franz-Seubert vom Elternbeirat. Bei Elternabenden hätten sich die neuen Ansprechpartner vorgestellt. Freitags gibt es neuerdings ein warmes Essen, und die Öffnungszeiten der Kita wurden bedarfsorientiert nach Wunsch der Eltern festgelegt. Die Hoffnungen, dass über die "große Organisation Caritas" leichter Personal gefunden werden kann, sind laut Vertreterin des Elternbeirats noch nicht in Erfüllung gegangen. Dies dürfte aber der allgemeinen Situation auf dem Arbeitsmarkt geschuldet sein.
Springerpool soll aufgebaut werden
Ab September wird der Caritasverband auch für den Kindergarten Karlburg mit etwa 180 Kindern die Trägerschaft übernehmen. Mit jeder weiteren Trägerschaft werden sich weitere Synergieeffekte in der Verwaltung und beim Personal ergeben, erläutert Florian Schüßler.
Bei der Behandlung von Problemthemen in der Einrichtung können andere Dienste durch das breite Tätigkeitsfeld in der Kinder- und Jugendpflege unterstützen. Als Arbeitgeber von 250 Mitarbeitern hat der Verband bei der Personalgewinnung und -entwicklung ganz andere Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Dadurch lässt sich laut Schüßler der Fachkräftemangel zwar nicht lösen, aber der Caritasverband kann besser damit umgehen als ein kleiner Kindergarten. Nachfragen zum Thema Trägerschaft gibt es daher immer wieder. Es ist auch geplant, einen Springerpool für Pflege und Kindertagesstätten aufzubauen.
Für die Entwicklung des Kindergartens ist laut Schüßler der angedachte Umzug in die alte Schule ein wichtiges Thema. Aktuell werden zwölf Kinder in der Kleinkindgruppe und 25 in der Regelgruppe betreut. Einige Kinder stehen bei der Regelgruppe auf der Warteliste, so dass der Umzug von Träger und Mitarbeitern schon sehnsüchtig erwartet wird.