Am 7. Juni war Architekt Willi Müller 80 Jahre alt geworden. Am Samstag, 14. Dezember 2019, schloss sich sein Lebenskreis. Dass aus dem Bauernbub aus Wüstenzell, der nur die Dorfschule besuchte, einmal einer der bekanntesten und gefragtesten Architekten der Region werden sollte, war eine Energieleistung und eine Erfolgsgeschichte, wie sie das Leben nur selten schreibt. Dabei blieb er mit beiden Beinen auf dem Boden, stets ansprechbar und für Neues aufgeschlossen.
Nach der Schule hatte Müller in Würzburg Maurer gelernt und dabei seine Leidenschaft fürs Planen und Entwerfen entdeckt. Er besuchte die Meisterschule und begann 1962 als technischer Mitarbeiter beim Marktheidenfelder Ingenieurbüro Edmund Stangl. Im 1964 erbauten Haus an der Ludwigstraße richtete sich Willi Müller später im Keller ein Büro ein, nachdem die nebenberufliche Arbeit immer mehr wurde und er 1974 nach der Zulassung zur Architektenprüfung diese erfolgreich bestanden hatte.
Der junge Vater von zwei Söhnen machte sich schließlich selbstständig. Schon 1978 musste angebaut werden, wuchs die Zahl der Aufträge ebenso wie die der Angestellten. Auch auf die qualifizierte Ausbildung von Bauzeichnern legte Müller großen Wert.
Kirchen, Rathäuser und Mehrzweckhallen
Sein Vertrauen in das eigene Können und das seiner Beschäftigten war groß und gab Müller Recht. Allein 35 Kirchen in der Region, von Böttigheim bis Zimmern, hat Müller renoviert. Dazu kamen Rathäuser, Pfarrhäuser und historisch bedeutende Gebäude wie das Homburger Schloss. Aber nicht nur beim Renovieren war Müller gefragt. So baute er mehrere Feuerwehrhäuser, Kindergärten, Bauhöfe, Banken oder Aussegnungshallen.
Neu geplant hat er darüber hinaus einige Mehrzweckhallen wie jene in Birkenfeld, Erbshausen oder Karbach, das Bürgerhaus in Marienbrunn oder die Technikerschule am Würzburger Heuchelhof. Eine Fülle an Gewerbebauten und rund 1200 Wohnhäuser kamen hinzu.
Insgesamt 15 Dorferneuerungen begleitet
Besondere Leidenschaft und Fingerspitzengefühl entwickelte er bei zahlreichen Bebauungsplänen, vor allem aber bei den 15 Dorferneuerungen, die er begleitete – von Birkenfeld über Neuendorf bis Oberwerrn. Zwei Staatsehrenpreise bekam er für seine Planungen: 2007 für das ehemalige Pfarrhaus in Karbach und 2013 für den Weiler Holzmühle in Remlingen.

Nach dem Eintritt ins Rentenalter und der Übergabe des Büros an Sohn Bernd blieb Willi Müller weiter beratend tätig und entdeckte als Hobby die Restaurierung von Bildstöcken und Flurkapellen. Es wurden schließlich über 50 an der Zahl.
Die Trauerfeier für Willi Müller ist am Donnerstag, 19. Dezember, um 13 Uhr, in der St. Josefskirche Marktheidenfeld. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Friedhof am Äußeren Ring statt.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!