Es kommt relativ selten vor, dass ein Beschlussgremium des Gemeinderates unter freiem Himmel zur Abstimmung gebeten wird. Notwendig ist ein solches Prozedere immer dann, wenn es um ein Projekt geht, für das man sich bei einem Ortstermin weitere Informationen erhofft.
Als am Dienstagabend in der öffentlichen Sitzung des Bauausschusses das mittlerweile recht brisante Thema "Hartgraben Lengfurt" zur weiteren Beratung anstand, "tagte" das Gremium vor Ort. Treffpunkt war eine recht idyllisch gelegene Waldwiese am Rande des Lengfurter Gewerbegebietes, auf der sonst Alpakas grasen und von den Urlaubern aus den nahen Baumhäusern als Augenweide empfunden werden. Alpakas sind Tiere, die aus der Familie der Kamele stammen, die hauptsächlich in den südamerikanischen Anden zu Hause sind und in Lengfurt von der Familie Judith Hock und Christian Wilms betreut werden. "Alpakas tun der Seele gut!", hatte sich einmal Judith Hock über ihre vierbeinigen Freunde geäußert. Die von der Familie Hock gepachtete Waldwiese befindet sich im Eigentum des Marktes Triefenstein.
Bei dem Projekt Hartgraben geht es im Grundsatz um eine Ableitung des Oberflächen-Wassers aus den Kanälen des Gewerbegebiets über zwei Rückhaltebecken und ein weiteres Kanalsystem in den etwa einen Kilometer entfernten Main. Sachkundig wurde das Gremium von dem planenden Architekten Thomas Harth aus Marktheidenfeld beraten.
Das Thema "Hartgraben" war über Jahre hinweg nur hie und da ein öffentlicher Beratungsgrund im Gemeinderat, obwohl es von den zuständigen Behörden immer wieder "angemahnt" und dem Markt Triefenstein quasi sehr zum Leidwesen der Triefensteiner Kommunalpolitiker als "Pflichtaufgabe" auferlegt worden war.
Erste Auftragsvergabe nichtöffentlich vergeben
Bürgermeister Norbert Endres machte bei dem Ortstermin auf der Waldwiese, wo das erste von zwei Erdbecken mit einem Fassungsvermögen von rund 5000 Kubikmetern angelegt werden soll, deutlich, dass es bei der Hartgraben-Maßnahme im Grundsatz um die Erfassung von Starkregen gehe. Schon einmal waren Wolkenbruch ähnliche Niederschläge "ungeordnet" zu Tal geflossen. Die Wassermassen hatten damals vor rund dreißig Jahren sogar das Bildungszentrum beschädigt. Ähnliche Vorfälle sollen künftig vermieden werden.
Bruno Hock, der für die Freien Bürger im Triefensteiner Gemeinderat sitzt, konnte sich mit dem Rückhaltebecken auf der Waldwiese nicht anfreunden. Er möchte vor allem wissen, was die zuständigen Behörden – vor allem die Untere Naturschutz-Behörde im Landratsamt – zu sagen haben. Ein möglicher Ölunfall im Bereich des Kanalsystems im Gewerbegebiet sei kein allzu großes Problem, weil Ölabscheider einen weiteren Abfluss verhinderten, hieß es weiter bei dem Ortstermin, der in der Nähe des alten Lengfurter Sportplatzes mit einem neuen Beschluss beendet wurde, dass man das Projekt weiter verfolgen und prüfen wolle.
Eine erste Auftragsvergabe in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro erfolgte kürzlich nichtöffentlich für die notwendigen Tiefbauarbeiten an die Firma Zöller, die im Lengfurter Gewerbegebiet zu Hause ist.