Erich Hilpert kann sich noch gut erinnern, wie er als Schulkind Ausflüge zum sogenannten „Tiefen Brunnen“ gemacht hat. Dies ist ein circa zwei Kilometer nord-westlich der Gemeinde Himmelstadt gelegener Brunnen in der Waldung „Hohe Tanne“ an der Grenze zu Laudenbach. Er befindet sich dort in eine Senke etwas abseits des heutigen Forstweges und hatte damals für die Kinder etwas Geheimnisvolles und Abenteuerliches.
Er war ebenerdig zubetoniert, so dass niemand hereinfallen konnte. Aber ein Loch habe er doch gehabt, sagt Hilpert. „Da haben wir Steinchen hineingeworfen und auf den Knall gewartet, wenn der Stein auf den Boden aufschlug“, so Hilpert.
Wasser war schon damals keins mehr im Brunnen. Möglicherweise haben zu viele Kinder im Lauf der Jahrzehnte zu viele Steinchen in den Brunnen geworfen. Das eingetragene Bodendenkmal wurde in den vergangenen Monaten umfangreich saniert. Er steht jetzt wieder prächtig da und zeugt von einer Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Damals gab es noch den höher gelegenen Ummenstaller Hof, der im Jahr 1223 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Dies hat der Himmelstadter Erich Weichsel herausgefunden.
An diese alte Hofanlage erinnert heutzutage kaum mehr was. Ruinen sind nicht zu sehen. Dort, wo sie stand, wird heute Ackerbau betrieben. Auf Luftbildern sind die Umrisse dieser Einöde zu erkennen, da aufgrund der alten Fundamente im Boden die Feldfrüchte eine andere Färbung haben.
Bis 1900 war die Hofanlage bewohnt und wurde dann abgerissen. Im Lauf seiner Geschichte wechselten die Eigentümer vom Kloster Neustadt zum Kloster Himmelpforten, um schließlich nach der Säkularisation in Privatbesitz überzugehen.
Der Brunnen selbst wurde nach Recherchen von Weichsel um 1730 gebaut. Er diente den Bewohnern des Ummenstaller Hofs zur Wasserversorgung. Als es den Brunnen noch nicht gab, hatten sie sich mit einem Esel das Trinkwasser aus dem Brunnen des Dorfes beschafft.
Der Besitzer des Brunnens ist die Bayerische Staatsforsten, in dessen Wald der Brunnen liegt. Die Staatsforsten haben die Kosten für die Restaurierung des Brunnens übernommen, die von Stefan Wohlfahrt aus Zellingen ausgeführt wurde. Er ist sichtlich stolz auf seine Arbeit und er beschreibt, wie er zum Bau der Sandsteinmauer sich immer wieder geschickt sichern musste, dass er nicht in den Brunnenschacht fällt. „Es hat aber auch Spaß gemacht“, sagt er.
Mit verlegt hat Wohlfart ein Leerrohr, durch dass sich ein Kabel in das Brunneninnere leiten lässt. Damit lässt sich der Schacht beleuchten. Ein Strahler wird in den nächsten Wochen installiert. Das Problem ist, dass man für Licht Strom braucht. Der Arbeitskreis Tourismus hat sich auch dazu schon Gedanken gemacht. „Möglich wäre dies nach dem Prinzip des Dynamos“, meint Sprecher Erich Hilpert. Ob jetzt mit einer Drehkurbel oder mit einem Fahrrad, die eine Lichtmaschine antreiben, sei noch nicht entschieden. Fest steht dagegen, dass der Brunnen ein Deckel aus dickem Glas bekommt, das nicht bricht, so dass niemand hereinfallen kann.
Hilpert und auch Himmelstadts Bürgermeister Gundram Gehrsitz freuen sich jedenfalls darüber, dass es gelungen ist, dieses historische Erbe zu sichern und der Nachwelt zu erhalten. Er soll zu einem Ausflugsziel werden. Dazu wird der Brunnen noch eine Sitzgruppe bekommen. Offizielle Einweihung des Brunnens ist zusammen mit dem wieder errichteten Kalkofen ebenfalls in der Gemeinde Himmelstadt (wir berichteten) im kommenden Frühjahr.