Bei der Qualitätskontrolle des Trinkwassers geht es um kleine Maßeinheiten: Milligramm und Mikrogramm. Die Prüfberichte liegen allein für ein Jahr in Lohr allerdings im Kilobereich. Das zeigt Markus Emmert, Stellvertreter des Wassermeisters, im Aktenschrank im Gebäude der Stadtwerke Lohr. Allein für die Routinekontrollen zur Eigenüberwachung fallen pro Jahr mehrere Ordner an und machen den Aufwand und die Anforderungen an das Lebensmittel Trinkwasser deutlich. Wird die Dokumentation der Kontrolle digitalisiert, was laut Emmert geplant ist, wird es schwerer, sich den Umfang vorzustellen.
Das Wasserwerk am Schwebberg ist Lohrs größtes. Laut Emmert sind hier für das Wasserversorgungsunternehmen sieben Routinekontrollen zur Eigenüberwachung vorgeschrieben. Bei den Kleineren seien es vier. Dazu kämen für das Versorgungsunternehmen jährliche Kurzüberwachungen und alle fünf Jahre eine sogenannte Volluntersuchung. In Lohr sind es die Stadtwerke, die unter anderem für die Trinkwasserversorgung und die Abwasserbeseitigung zuständig sind.
"Die Häufigkeit der Trinkwasserkontrolle richtet sich nach der Abgabemenge", erläutert Facharbeiter Emmert. Das Wasserwerk Schwebberg fällt in die Gruppe größer 1000 und kleiner 10.000 Kubikmeter Wasser pro Tag, die von den Verbraucherinnen und Verbrauchern aus dem Hahn entnommen werden.
"Grundlage ist die Trinkwasserverordnung", sagt Emmert. Wo auf welche Stoffe in den einzelnen Wasserwerken geprüft werden muss, lege das Gesundheitsamt fest. So müsse bei Quellen, die im Wald liegen, weniger auf Pflanzenschutzmittel kontrolliert werden als beispielsweise in der Wöhrde, Steinbach oder Wombach, wo größere landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet werden.

Prüfung auf Chemikalien und Bakterien
Mehr als zwei DIN/A4-Blätter füllen die eng untereinandergeschriebenen Pflanzenschutzmittel (PSM), auf die zu prüfen ist. Zu den PSM gehören Mittel gegen Pilzbefall, Insekten und unerwünschte Beikräuter. Bei allen Wasserwerken der Stadt und bei jeder Kontrolle wird das Wasser laut Emmert mikrobiologisch untersucht, zum Beispiel auf Escherichia Coli. Auch auf Stoffe wie Nitrat und Nitrit werde geprüft, ebenso auf erwünschte Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium. Der Prüfbericht ist auf der Webseite der Stadtwerke veröffentlicht.
"Wasser ist ein Naturprodukt", sagt Emmert. Damit es klar und rein aus der Wasserleitung kommt, werde es entsprechend aufbereitet. Im Wasserwerk am Schwebberg erklärt er die einzelnen Schritte. Zunächst wird das Wasser zur Reinigung mit Ozon versetzt, das über Aktivkohlefilter wieder aus dem Wasser entfernt wird. Nach der Ultrafiltration durchläuft es eine Anlage mit ultraviolettem Licht zur Desinfektion. Bereits die Filtermembrane könnten Verunreinigungen in der Größe der Colibakterien größtenteils zurückhalten.

Zurzeit ist keine Chlorung nötig
Eine Chlorung sei meist nur bei langen Rohrnetzen als sogenannte Transportchlorung notwendig. In Lohr und seinen Stadtteilen sei dies derzeit nicht erforderlich. Zum Abschluss läuft das Wasser zur Entsäuerung über Mehrfachfilter.
"Wir sind nur bis unmittelbar nach der Wasseruhr zuständig", sagt der Facharbeiter. Im Haus seien die Bewohner zuständig, dass sie einwandfreies Wasser trinken. Weil sich Bakterien in der Wärme vermehren, rät er, das Wasser erst einmal laufen zu lassen, bis es kühl aus dem Hahn kommt. Um kein Wasser zu verschwenden, könne man es in einem Eimer sammeln und zum Putzen oder Gießen verwenden.

Gechlort werde, wenn es durch Schadensereignisse zu Verunreinigungen komme. Weil es eine Weile dauere, bis das Chlor überall im Leitungsnetz angekommen ist, werde, wenn erforderlich, ein Abkochgebot ausgesprochen. Dies erfolge immer in Absprache mit der Kontrollbehörde, dem Gesundheitsamt. Auch die Berichte der Routineuntersuchungen gingen gleichzeitig an die Stadtwerke und die Gesundheitsbehörde.
Wie die Probeentnahme funktioniert
Für die Probeentnahme gibt es in den Wasserwerken entsprechende Auslassventile. Emmert erhitzt das Stahlröhrchen so lange mit dem Bunsenbrenner, bis es glüht. "Zur Desinfektion", erklärt er. Anschließend lässt er das Wasser laufen, bis es kühl aus der Leitung kommt. Bei den Routineuntersuchungen gehe es ums Wasser im Rohrnetz, das er auf diese Weise entnimmt. Die Temperatur überprüft er mit einem Thermometer. Wichtig sei es, bei der Probeentnahme nicht zu sprechen und die Türe zu schließen, um die Probe nicht zu verunreinigen.
Bevor er das sterile Probengefäß zur Hand nimmt und öffnet, zieht er Einmalhandschuhe über. Benötigt werden 500 Milliliter. Bei dieser Menge bleibt noch etwas Luft bis zum Verschluss. "Manche Bakterien brauchen zur Vermehrung Sauerstoff", erklärt Emmert. Und genau das solle ja geprüft werden.

Wasser wird rund um die Uhr geliefert
Um die Situation im Rohrnetz zu simulieren, kommt die Probe anschließend für den Transport ins Labor in eine Kühltasche. Im brütend warmen Auto würden sich ungekühlt selbst unbedenkliche Keimzahlen vermehren und das Ergebnis im Hinblick auf die Bedingungen im Leitungsnetz verfälschen.
Untersucht werden die Proben von einem zertifizierten Labor. "Das ist so vorgeschrieben", sagt der Facharbeiter der Stadtwerke. "Das Wasser soll kühl, klar und geruchlos aus der Leitung kommen." Preisgünstig ist es obendrein. 1000 Liter kosten einschließlich Abwassergebühr etwas über sieben Euro. Das sind gut sieben Cent für den Liter. Geliefert wird – Schadensfälle ausgenommen – verpackungsfrei und rund um die Uhr ins Haus.

