Dort erwartete die 55 Gäste des Feinschmeckerabends nicht nur Gewildertes aus dem Spessartbach und Geschossenes von der Armbrust sondern auch ein Überfall der Spessarträuber. Gegen 22 Uhr drangen die fünf düsteren Gestalten mit lautem Knall in den Landgasthof ein. Die „erschreckten“ Gäste ließen sich aber gerne von Räuber Jürgen mit Kohle bemalen und von Räuber Günter mit Schnaps abfüllen.
Sie zeigten sich auch nicht beeindruckt von dem Holzknüppel, den Räuber Hans drohend schwenkte, oder dem Seil mit dem der älteste der Räuber, der 83-jährige Adam, seine Opfer einfing. Auch der Chef des Landgasthofs, Thomas Kessler, kam den Räubern nicht aus und bekam mit dem Trichter einen ordentlichen Schluck Kirschwasser eingeflößt. Kessler, der verriet, dass er kein Schnapsliebhaber sei und selbigen auch nicht sehr gut vertrage, hatte hernach beim Anrichten des Desserts großen Spaß.
Der Überfall der fünf Räuber markierte nur einen Höhepunkt des Feinschmeckerabends der Aktionsgemeinschaft „Frische aus Main-Spessart“, an dem Kessler und sein Team die Gäste der Kulinarischen Reise mit Köstlichkeiten rund um das Thema „Fuhrmannsschmaus“ verwöhnten. Der Küchenchef hatte mit seinen beiden Auszubildenden David Riedmann und Patrick Boryczka die kulinarischen Genüsse vorbereitet. So dass der Abend selbst für das Team, das durch den Frischegastronom Markus Friedel vom Gasthof „Zum grünen Baum“ verstärkt wurde, relativ ruhig verlief.
Köche sind Künstler
Die Samtsuppe aus gelben Rüben, verfeinert mit Ingwer, Kürbiskernöl und frittierten Karotten kitzelte die Geschmacksnerven der Feinschmecker. „Köche sind einfach Künstler“, stellte Angelika Gerhard, die Frau des „Karschter Flaak“, fest. Der „Karschter Flaak“ alias Reinhold Gerhard hatte sich nach Frammersbach und in den Landgasthof Kessler auf den Weg gemacht, um die Weine des Eußenheimer Weingutes Klaus Höfling vorzustellen. „Wein und Essen gehören zusammen“, verdeutlichte der Winzer den Gästen. „Aber“, so sagte er mit erhobenem Zeigefinger „der Wein ist ein Begleiter und darf nicht zu dominant sein. Die richtige Mischung ist, wenn beide gewinnen, der Wein und das Essen.“
Nachschlag von Omas Wirsing
Diese Mischung war Thomas Kessler und Klaus Höfling gelungen, denn die beiden hatten die Weine aus den Lagen Eußenheim, Gössenheim und Stetten für die Speisenfolge des Feinschmeckerabends zusammengestellt. Die ausgesuchten Weine vom Karlstadter Roßtal, Eußenheimer First, Stettener Stein und Gössenheimer Homburg harmonierten hervorragend mit dem Fünf-Gänge-Menü, mit dem Kessler seine Gäste bestens verwöhnte.
So reichte er Champagnerlinsen zum Räubernest, einem Carpaccio von der Roten Beete mit Feldsalat und Waldnussdressing sowie schwarze, braune und rote Nudeln zum Spessartbachforellenfilet. Zum Hauptgang, dem Steak vom Wildschweinrücken an Wacholdersauce mit Großmutters Wirsinggemüse und Fuhrmannstaler, gab es sogar noch Nachschlag für alle, die nicht genug kriegen konnten.
„Mmmhhh, einfach ein Genuss“, stellte eine Mittfünfzigerin fest, als sie auch den letzten Klacks vom Wirsinggemüse aufschleckte.
Zum Schluss des Abends stimmte die Küchenmannschaft um Thomas Kessler mit einem warmen Lebkuchenstrudel an Lavendelsauce und einem Klecks Sahne die Gäste auf die Adventszeit ein. Kessler ist einer der zwölf Gastronomen der Aktionsgemeinschaft „Frische aus Main-Spessart“, die mit über 30 Direktvermarktern den Gästen der Kulinarischen Reise durch den Landkreis, die von der MAIN-POST redaktionell begleitet wird, immer wieder vor Augen führen, dass es das Gute und Leckere direkt vor der Haustür gibt.