Mit einer Eulenschau begeisterte der Würzburger Falkner Harald Dellert die Besucher beim Bauwagen des Bund Naturschutz (BN) am Karlstadter Stationsweg. Rund 30 Kinder und fast noch einmal so viele Erwachsene ließen sich von dem Fachmann über diese Greifvögel informieren. Eingeladen hatte im Rahmen des Sommerferienprogramms der BN Karlstadt.
„Attila“ ist wirklich ein Prachtkerl. Der große Uhu ist trotz seines jugendlichen Alters von knapp vier Monaten über drei Kilogramm schwer und zeigt, auf einem Baumstumpf hockend, seine beeindruckenden Krallen sowie einen kräftigen Krummschnabel. Seinen riesigen leuchtenden Augen entgeht nichts, zumal er seinen Kopf um 270 Grad drehen kann und somit den totalen Überblick hat. Nicht umsonst warnt der Falkner seine Gäste, dem Vogel nicht zu nahe zu kommen.
Richtig spannend aber wird es, wenn Dellert das Tier auf den mit einem Lederhandschuh geschützten Arm nimmt. Ob die Kinder einmal die mächtige Spannweite von Attila sehen wollen, fragt er. Klar, dass ihm ein begeistertes Jaaa! entgegen schallt. Nun sollen die kleinen Zuschauer den Vogel bitten, seine Flügel auszubreiten – doch der reagiert nicht. Erst beim „Zauberwort „bitte“ beginnt der Uhu zu flattern, und seine Schwingen zeigen gewiss eine Spannweite von gut einem Meter. Die Jungen und Mädchen kriegen vor Staunen fast so große Augen wie der Vogel.
Prachtkerl ist ein Mädchen
Doch jetzt rückt der Falkner mit einem Geheimnis heraus: Attila ist zwar wirklich ein Prachtkerl, aber er ist gar kein Kerl, sondern in Wahrheit ein Mädchen. Aber das war zu dem Zeitpunkt, als ihn die Greifvogelhilfe Würzburg übernahm, noch nicht ersichtlich.
Der Falkner setzt aber nicht ausschließlich auf Aktion, sondern er erzählt viel Wissenswertes über die zehn Arten der Eulenvögel und seine Greifvogelstation. Da gibt es die Kauze. Zum Beispiel den Sperlingskauz, der es, obwohl er kaum größer als ein Spatz ist, faustdick hinter den Ohren hat. Weil er mit seinen melodischen Rufen Singvögel anlockt, wird er auch „Kleiner Drecksack“ genannt. Weitere Verwandte sind der Waldkauz, der Steinkauz und der zeitweise ausgerottete Habichtskauz. Daneben demonstriert Dellert anhand von ausgestopften Tieren auch die Ohreneulen wie die Sumpfohreule, die Waldohreule und – selbstverständlich in natura – den größten Eulenvogel, den Uhu.
Auch biologische Hintergründe kennt der Vogelkenner. Er schilderte die besonderen Sinne der Eulenvögel: der lautlose Flug, das unglaublich gute Gehör und die hervorragende Nachtsicht, die es dem Tier ermöglicht, eine Maus in 40 bis 50 Meter Entfernung auszumachen. Klar, dass die Kinder mehr über Attila wissen wollen. Er ist in der Greifvogelstation aufgewachsen, wiegt 3,1 Kilo und hat wegen seiner 14 Halswirbel eine Rundsicht von 270 Grad. In der Natur kann ein Uhu fünf bis acht Jahre alt werden, in Gefangenschaft sind Fälle bis zu 20 Jahren bekannt.
Harald Dellert ist der Vorsitzende der Greifvogelhilfe Würzburg, die in Oberdürrbach und Oberaltertheim Auffangstationen für verletzte Greifvögel und Eulen betreibt. Ein Großteil davon – bis zu 120 Tiere pro Jahr – wird wieder ausgewildert. Außerdem kümmert sich der Verein um neue Nistplätze und die Nachzucht bedrohter Arten. Wichtig ist auch Öffentlichkeitsarbeit durch Besuche in Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen.
Ganz zum Schluss kommt aber noch für die kleine Paulina ein großes Erlebnis: Dellert hat einen jungen Falken aus der Aufzuchtstation mit dabei, der heute ausgewildert werden soll. Das Mädchen darf das Tier mit Lederhandschuhen vorsichtig in die Hände nehmen, noch schnell einen passenden Namen finden und ihm dann mit einem kräftigen Schwung die Freiheit schenken. Als das Tier pfeilschnell davonfliegt und noch einmal über dem Platz kreist, kriegt Paulina schon ein bisschen feuchte Augen.
Weitere Informationen: unter www.greifvogelhilfe-wuerzburg.de