"Es ist schwieriger, Qualität im Kindergarten zu messen, als in einer Schraubenfabrik." Ute Ammersbach hat klare Worte für den komplizierten Begriff Qualitätsmanagement. Für sie bedeutet er unter anderem, mit der Zeit zu gehen, die Wünsche der Eltern zu kennen und die Arbeit des Kindergartens transparent zu machen.
Einblick gewähren die meisten Kindergärten mit einer Konzeption. Das ist ein Leitfaden, in dem das pädagogische Konzept aufgeschrieben ist und das für jedermann zugänglich ist. "Die vier städtischen Kindergärten haben das seit etwa sieben Jahren", erklärt Dieter Daus, der bei der Stadt Lohr für die Kindergärten zuständig ist. Konzeptionen sind laut Daus Grundlage der Qualitätssicherung und werden ständig verändert, den Wünschen der Eltern angepasst. Das fängt bei den Öffnungszeiten (auch in den Ferien) an und hört bei außergewöhnlichen Angeboten auf. So bietet der Kindergarten Seeweg beispielsweise Sprachkurse für ausländische Kinder.
"Spätestens seit der Pisa-Studie sind die Anforderungen der Eltern gewachsen", bemerkt Margit Gottschalk, Leiterin des Seeweg-Kindergartens. Um Qualität dauerhaft sicherzustellen, arbeitet das Seeweg-Team mit einer Art Aufgaben-Liste, die helfen soll, sämtliche Bereiche im Kindergarten ständig zu kontrollieren. Dabei geht es nicht nur um den direkten Umgang mit den Kindern, sondern beispielsweise auch um Ausstattung der Toiletten, die Atmosphäre in den Gruppenräumen, Begrüßungszeremonien oder Elternarbeit. Dazu wird die Arbeit großteils schriftlich dokumentiert und im Team besprochen.
"Das hilft uns, nichts und niemanden zu übersehen und nicht betriebsblind zu werden. Und es ist wichtig, um nicht stehen zu bleiben", sagt Gottschalk. Gemeinsame Vorstellungen zur Qualitätssicherung entwickelten Leiterinnen aus einer Reihe von Kindergärten aus Lohr und Umgebung bei Treffen im vergangenen Jahr.
Auf die Tagesordnung brachte das Thema das Bayerische Sozialministerium, das seit einigen Jahren spezielle Fortbildungen für Erzieherinnen anbietet. Die Caritas hat als Träger von 500 Kindergärten in Unterfranken ein eigenes Seminar auf die Beine gestellt mit dem Titel "Diözesanes Qualitätsmanagement" (DIQM).
Tanja Trenner, Leiterin des Steinfelder Kindergartens (66 Kinder) wird ab September über drei Jahre an einem solchen Seminar teilnehmen. Die Einrichtung in Steinfeld hat bisher ihre Konzeption nicht schriftlich verfasst: "Wir haben damit eine Sonderstellung, die uns nicht gefällt", sagt Trenner. In den kommenden drei Jahren wird sie Schritt für Schritt ein so genanntes Qualitätsmanagement-Handbuch erstellen. Es soll Eltern, Trägern und Erzieherinnen eine konkrete Hilfe sein und weit über eine Konzeption hinausreichen.
"Wir wollen eine Diskussion über Standards in Kindergärten", sagt Michael Deckert, Leiter des Referats katholischer Kindereinrichtungen bei Caritas. 1995 habe ihn der Vorsitzende eines Kindergarten-Vereins gefragt, wie ein Träger die Arbeit einer Einrichtung bewerten kann. Den Verantwortlichen bei Caritas kam die Industrie-Norm ISO 9001 in den Sinn, die eine objektive Bewertung von Arbeitsabläufen und Strukturen ermöglichen soll. "Wir wollen aber keine Norm, sondern eine Arbeitshilfe", macht Deckert deutlich.
In dem Seminar, das von 1998 bis 2000 in Zusammenarbeit mit 40 Einrichtungen entwickelt wurde, sollen die Prozesse, die in allen Kindergärten gleich sind, effizienter gestaltet werden. Deckert: "Der Kindergarten in Wombach soll aber auch in Zukunft pädagogisch anders arbeiten können als der am Heuchelhof in Würzburg." Von jedem der neun Treffen sollen Erzieherinnen Aufgaben mit in ihren Kindergarten nehmen, die bis zum nächsten Treffen abgearbeitet werden. Vertreter der Träger-Vereine arbeiten ihre Strukturen und Ideen zeitgleich auf. Deckert erhofft sich von diesem Prozess eine gewisse Standardisierung auch vor dem Hintergrund der Kostenfrage, und eine Art Entrümpelung.
Das dabei entstehende Handbuch soll Trägern einen konkreteren Einblick geben, Erzieherinnen Anleitung zur Selbstkontrolle sein und Eltern ausführlich informieren, welche pädagogischen Ansätze in ihrem Kindergarten wie umgesetzt werden. Zugute kommen soll die nachprüfbare Qualität auch den Kindern. Denn ein Wunsch der Eltern ist laut Ute Ammersbach seit Jahrzehnten unverändert: "Kinder sollen glücklich aus dem Kindergarten kommen."