Die hessische Landesregierung forderte den Energie-Konzern auf, umgehend für Klarheit zu sorgen. Umweltministerin Silke Lautenschläger (CDU) und Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) zeigten sich „hochgradig verwundert“.
„Wenn Eon von Staudinger abzurücken gedenkt, erwarten wir, dass der Vorstandsvorsitzende dieses uns umgehend mitteilt. Und wenn Eon an Staudinger fest hält, muss er ebenfalls sofort für eine Klarstellung sorgen“, erklärten die Minister am Donnerstag in Wiesbaden. Der zuständige Eon-Sprecher in Düsseldorf war für Stellungnahmen zunächst nicht zu erreichen.
Eine Eon-Sprecherin am Standort Großkrotzenburg betonte, dass die Erweiterung unverändert vorangetrieben werde. „Wir halten an Block sechs fest und bereiten derzeit die nächsten Schritte vor.“ Selbstverständlich sei jedoch, „dass solch ein Milliarden-Projekt ständig überprüft wird“. Eon will bis 2013 einen sechsten Block bauen und im Gegenzug drei alte stilllegen.
Dem Zeitungsbericht zufolge steht Block 6 aus mehreren Gründen auf dem Prüfstand. Ein Eon-Sprecher verwies auf die Wirtschaftskrise, die auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach Strom habe, und auf die deutlich gestiegenen Baukosten solcher Anlagen. Eine Überprüfung könne sowohl zum Ergebnis haben, dass das Vorhaben wie geplant durchgezogen werde, wie auch einen späteren Baubeginn oder gar einen Verzicht auf den Neubau, sagte er. Mit der Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken, wie sie derzeit in Berlin diskutiert werden, habe dies aber nichts zu tun.
Eon-Chef Wulf Bernotat hatte zuletzt angekündigt, dass das Unternehmen seine Investitionen um sechs Milliarden Euro kürzen wolle. Für den 10. November ist in Großkrotzenburg an der hessisch- bayerischen Grenze der Beginn der Erörterung im laufenden Genehmigungsverfahren für Block 6 geplant. Gegen das umstrittene, 1,23-Milliarden-Euro-Projekt waren zuletzt mehr als 8500 Beschwerden von Kraftwerksgegnern im Regierungspräsidium Darmstadt eingegangen.
Umweltschützer bekräftigten ihre Forderung nach einem Stopp des Baus. „Eon muss auf das Projekt verzichten. Das geplante Kohlekraftwerk würde jährlich mehr als sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen“, erklärte Greenpeace.