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Ungezügelte Liebe ohne Sanftheit

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Ungezügelte Liebe ohne Sanftheit

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    Mühlbach (dh) Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen am Sonntag, 6. Juni, um 1015 Uhr in der Auslese den Film "Gegen die Wand". Mit seinem Film "Gegen die Wand" inszeniert der deutsch-türkische Autor und Regisseur Fatih ein rauhes Liebesdrama zwischen Elbe und Bosporus. Er zeichnet ein taffes Porträt türkischer Immigranten-Generationen im heutigen Deutschland, die sich nicht zwangsläufig hier auch zu Hause fühlen, sondern auf der Suche nach Heimat zwischen Deutschland und der Türkei hin und her pendeln.

    In einem Krankenhaus in Hamburg-Altona begegnen sich Sibel, die gerade, um ihrer restriktiven Familie zu entkommen, einen Selbstmordversuch unternommen hat, und Cahit, ein desillusionierter Alkoholiker vom Hamburger Kiez, um die 40, ist betrunken mit dem Auto gegen eine Wand geknallt. Er hat das Leben satt, sie ist begierig darauf. Nicht gerade zimperlich bringt Sibel den lebensmüden Einzelgänger dazu, mit ihr eine Scheinehe einzugehen, die ihr die ersehnte Freiheit bringen soll.

    Die Hochzeitsnacht endet zwar desaströs, aber die Zweck-WG hat zunächst auch Gutes. Sibel steckt Cahit mit ihrer hemmungslos zelebrierten Lebensgier und der Freude über die neue Freiheit an. Widerwillig akzeptiert von ihrer Familie, kann sie sich nun endlich ausleben, und während sie eine Affäre nach der anderen hat, entdeckt der versteinerte Mann seine verschütteten Gefühle.

    Beide empfinden stärker für einander denn je, und es entwickelt sich eine "amour fou" der besonderen Art: keine in sanft verzaubertem Licht, sondern eine ungezügelte, eine, die fern jeder Sanftheit ist.

    Akins Figuren suchen nach Glück, nach Liebe, und denken nicht nach über Einbauküche, Eigentumswohnung und die richtige Rentenversicherung, denn der Regisseur fühlt sich nicht zuständig für Feel good- und Happy-End-Movies. Vergangenheit und Gegenwart lassen sich nämlich nicht so einfach vereinen. Zu viel ist passiert: Sibel und Cahits Leben driften auseinander. Liebe, Hass, Eifersucht, Suizid, Totschlag und Drogen sind die Ingredienzien dieser hochprozentigen Gefühlstragödie.

    Für "Gegen die Wand" bekam Fatih Akin im Februar den Goldenen Bären der Berlinale, und auch in der Türkei ist der Film mittlerweile zu einem Publikumsrenner geworden.

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