Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

KARLSTADT: Untha wieder auf der Überholspur

KARLSTADT

Untha wieder auf der Überholspur

    • |
    • |
    Besiegelt: die Vertreter der Karlstadter Firma Untha mit den chinesischen Geschäftspartnern, für die in Karlstadt eine Recyclinganlage gebaut wird. Von links technischer Leiter Bernhard Biener, Geschäftsführer Peter Heßler, Min Wang, Kaihua Xu, Geschäftsführer Thomas Gundersdorf.
    Besiegelt: die Vertreter der Karlstadter Firma Untha mit den chinesischen Geschäftspartnern, für die in Karlstadt eine Recyclinganlage gebaut wird. Von links technischer Leiter Bernhard Biener, Geschäftsführer Peter Heßler, Min Wang, Kaihua Xu, Geschäftsführer Thomas Gundersdorf. Foto: Foto: Untha

    Peter Heßler und Thomas Gundersdorf blicken optimistisch ins nächste Jahr. Dazu haben sie allen Grund. Die beiden Geschäftsführer der Karlstadter Firma Untha Recyclingtechnik GmbH haben Aufträge an Land gezogen, die dem Unternehmen mit seinen 40 Mitarbeitern für 16 Monate die Arbeit sichern.

    Eine Anlage zur Aufarbeitung von Leiterplatten-Schrott soll für China gebaut werden. Der 13-Millionen-Euro-Auftrag ist der größte der Firmengeschichte, freut sich Heßler. Der nächste Auftrag ist eine Anlage für Hongkong zur Abscheidung von Elektroschrott. Hinzu kommt als dritter Auftrag eine Recyclinganlage für IT-Material in Israel.

    Leiterplatten, auch Platine genannt, kommen fast in jedem elektronischen Gerät vor, also beispielsweise in einem Radio oder einem Computer. Sie sind die Träger von elektronischen Bauteilen. Leiterplatten enthalten unter anderem Gold, Silber, Palladium und Kupfer. Klar, dass es sinnvoll ist, diese Stoffe bei der Verschrottung des Geräts zurückzugewinnen. Der Auftraggeber aus China ist seit 2010 Kunde von Untha.

    Er gilt als der weltgrößte „Urban Miner“. Das ist einer, der aus Schrott oder Müll wertvolle Stoffe gewinnt – wie ein Bergbauer aus einer Erzmine. Seine Firma wurde vor zehn Jahren gegründet und hat jetzt 3000 Mitarbeiter. Er produziert bereits Kobalt-, Kadmium- und Nickelpulver aus Altbatterien.

    Striktes Sparprogramm

    Heuer war Untha an Karlstadter Stammtischen ins Gerede gekommen, weil im Frühjahr drei Ganztagskräfte und zwei Halbtagskräfte entlassen werden mussten. Ein Auftrag für Indien ging in Wartestellung, ein anderer für die Kanarischen Inseln wurde storniert. „Wir mussten als Unternehmer reagieren“, sagt Gundersdorf. In solch einem Fall könne man nicht „weiterwursteln“. Das könnte das ganze Unternehmen gefährden. Also wurde ein striktes Sparprogramm eingeläutet. Lediglich eine Anlage zum Kühlgeräterecycling wurde heuer gefertigt und nach Schweden geliefert. Sie brachte Arbeit für mehr als ein halbes Jahr. Den Rest musste das Unternehmen beispielsweise mit kleineren Aufträgen überbrücken.

    Hochs und Tiefs gehen einem Unternehmen im Anlagenbau besonders an die Substanz. Bei durchschnittlich drei bis fünf großen Anlagen pro Jahr schlägt der Wegfall von zwei Aufträgen – wie heuer – massiv durch. Das ist anders als etwa bei einem Versandhandel, der in einem guten Jahr 1,1 und in einem schlechten 0,9 Millionen Bestellungen hat. Die 1995 gegründete Untha GmbH ist seit zehn Jahren schwerpunktmäßig im Anlagenbau tätig. Er macht etwa zwei Drittel des Umsatzes aus.

    Inzwischen ist Untha wieder gut im Rennen. Und zwei neue Mitarbeiter konnten für die Montage eingestellt werden. Die Belegschaft setzt sich aus jeweils rund zehn Personen in folgenden Sparten zusammen: Projektierung und Vertrieb, Konstruktion und Projektmanagement, Service, Verwaltung. Um im Wettbewerb stets die Nase vorn zu haben, ist man bei Untha auch in der Forschung und Entwicklung tätig. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Umwelt- und Energietechnik der Universität Duisburg laufen derzeit zwei Forschungsprojekte.

    Eines beschäftigt sich mit der Rückgewinnung von Quecksilber aus Flachbildschirmen. Dabei bindet sich ein Großteil des Quecksilbers beim Zerkleinern an die Bruchflächen des Schredderguts. Der ausgasende Teil wird so gebunden, dass am Ende Quecksilbersulfid entsteht. Die Materialien kommen anschließend zu einer Quecksilberdestille nach Leipzig. Gefördert wird dieses Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

    Seltene Elemente

    Beim zweiten Projekt geht es um sogenannte strategische Metalle. Das sind seltene Elemente. Beispielsweise gibt es für Indium kein natürliches Vorkommen in Europa, wohl aber in China. Und Indium ist in jedem Display in aufgedampfter Form enthalten. Die Bundesregierung hat appelliert, solche Stoffe zurückzugewinnen. Untha trennt die Bestandteile ohne Indium von denen mit Indium. „Wir erhalten ein gemahlenes Pulver mit 1000-mal höherem Anteil an Indium, als es im Erz vorkommt“, berichtet Gundersdorf.

    Das Engagement des Unternehmens geht noch weiter. So ist Peter Heßler auch Mitglied im DIN-Ausschuss. Hier geht es beispielsweise auch darum, dass Waren so produziert werden, dass sie eines Tages besser recycelt werden können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden