Dienstagabend in Wüstenzell im Landkreis Würzburg an der Grenze zum Main-Spessart-Kreis: Das abendliche Fernsehprogramm langweilt die Rentnerin Ursula Ueberschär. Ohne Ziel klickt sie durch die Kanäle. Beim Fernsehsender Pro7 bleibt die frühere Krankenschwester hängen. Dort läuft „The Next Uri Geller“, die Show in der der israelische Bühnenmagier neue Talente sucht. „Spannend finde ich die Sendung ja – nur die Reklame nervt“, findet die zierliche 78-Jährige.
Seit den 70er Jahren ist Uri Geller weltweit als Magier unterwegs. Mit dem Verbiegen von Löffeln wurde er einst berühmt. Seinen bekanntesten Trick zeigt er auch am Dienstagabend auf Pro7. In der Sendung fordert er die Zuschauer vor den Fernsehgeräten auf, sich auf dem heimischen Sofa mit einem Löffel auszustatten.
„Also bin ich in meine Küche und habe einen alten Löffel geholt. Mit so einem verteile ich normalerweise den Dünger in meinen Blumenkästen“, sagt Ursula Ueberschär. Zurück im Wohnzimmer, folgt die 78-Jährige den Anweisungen des Fernsehmagiers. Den Löffel hält sie mit dem Stiel nach unten und mit der Wölbung vom Körper weg. Zwischen Daumen und Zeigefinger reibt die 78-Jährige das obere Ende des Stiels.
Hebräische Zauberformel
Während sie den alten Edelstahl-Löffel massiert, schaut sie gebannt auf ihren Fernseher und ruft wie Uri Geller die hebräischen Worte: „Achat shtaim shalosh“. Plötzlich habe sich der Löffel um knapp 180 Grad gebogen. Um den stabilen Löffel zu verformen, habe sie kaum Druck ausgeübt, nur was zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger entstand.
„Ich bin ja nicht abergläubisch oder glaube an Geister – aber das ist verrückt, ich bin es nicht“, sagt die fidele Rentnerin selbstbewusst. Die Kraft, den Löffel anschließend zurückzubiegen, hat sie nicht und sagt: „Mir ist das alles schleierhaft, aber eines ist sicher: Die nächste Sendung schaue ich mir wieder an!“ Der verbogene Löffel wird dann auf ihrem Wohnzimmertisch liegen. „Der bleibt jetzt so schief“, sagt sie und lacht.
Experte: Wenig Kraft kann schon ausreichen
Der Löffel von Wüstenzell gibt Rätsel auf: „Alleine durch ein bisschen Wärme kann man einen Löffel nicht biegen“, sagt Wissenschaftler Dr. Rainer Wolf. Der Würzburger beschäftigt sich schon seit Jahren mit Uri Geller und den verformten Löffeln.
Zum Fall Ueberschär kann er wenig sagen: „Ich war nicht dabei“, so der 66-Jährige. Beim Reiben am Löffel könnte aber Druck entstehen: „Oft braucht man nur wenig Kraft, um einen warmen Löffel zu biegen“, weiß der Biologe, der sich seit Jahren mit Wahrnehmungspsychologie beschäftigt.
Laut Dr. Wolf ist es meist sogar deutlich schwerer, einen bereits verbogenen Löffel wieder gerade zu biegen. Mit einer Videoanalyse könne man oft Tricks von Uri Geller erkennen, jedoch nicht immer. „Das Schwierige ist, solche paranormalen Fähigkeiten nachzuweisen. Genauso wenig könne man aber nachweisen, dass jemand solche besonderen Fähigkeiten nicht habe, so der Experte, der sich mit anderen Skeptikern Uri Gellers in der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften zusammengeschlossen hat. Und wie kommt es zum Erfolg von Geller und der Fernsehsendung? „Geller macht eine gute Show“, zollt Dr. Wolf ihm Respekt. Zudem würde er immer eine andere Methode wählen, um sein Publikum zu verblüffen.
Die Begeisterung bei den Zuschauern läge tief in der menschlichen Psyche verwurzelt: „Menschen glauben einfach furchtbar gerne Dinge, die widerlegbar sind“. Kaum ein Mensch sei frei von solch einem Glauben. „Credomanie“ nennt das der Wahrnehmungsforscher.