Fußball, Feuerwehr und vor allem die Musik bestimmten einen großen Teil seines Lebens. Erich Bald, ein "Urwüfelder", ist am 23. März 1934 in Wernfeld geboren und aufgewachsen und wohnt mit seiner Frau Bärbel in der Oberdorfstraße. 90. Geburtstag feiert er heute. Jahrzehntelang war er ehrenamtlich in leitenden Funktionen in den Ortsvereinen tätig und kann daher viel erzählen.
"Es war im Krieg eine schlechte Zeit für uns Kinder. Wir hatten nur sporadisch Unterricht und wenn, dann oft nur mit Aushilfslehrern. Das Schlimmste war aber der Bombenangriff auf Wernfeld (Anm. d. Red.: am 4. April 1945), bei dem über 20 Menschen starben, darunter auch einige Schulkameraden", erinnert sich Bald sichtlich bewegt an den Tag, an dem auch die Scheune des elterlichen Anwesens abbrannte.
Nachdem es nach der Schulzeit keinerlei Lehrstellen gab, bildete er sich mit seinem handwerklichen Geschick selbst fort, machte anschließend den Führerschein und arbeitete fortan als Kraftfahrer, fuhr Lastwagen und später auch Bus.
Mit dem Fahrrad zu den Auswärtsspielen
In seiner Freizeit spielte er schon in der Wernfelder Jugend Fußball auf Sportplätzen, die nicht vergleichbar sind mit heutigen Anlagen. "Zu den Auswärtsspielen fuhren wir mit dem Fahrrad oder auf der Ladefläche eines Lkw. Das ging manchmal ganz schön weit, weil es noch nicht so viele Mannschaften gab. Der Verein hatte nur zwei Bälle und das Gras auf dem Platz habe ich mit dem Bulldog gemäht. Bis ich 34 Jahre alt war, habe ich beim TSV als Torwart in der ersten Mannschaft gespielt, war Trainer und noch 40 Jahre lang Schiedsrichter."
Seine größte Leidenschaft aber galt der Blasmusik, wobei er eine lange Tradition fortsetzte. Schon der Großvater und der Vater leiteten die Kapelle und in diese Fußstapfen trat auch Sohn Erich. Instrumente gab es zuhause und somit konnte man die ersten Töne der diatonischen Ziehharmonika und dem Flügelhorn entlocken. Seinen ersten Auftritt hatte der junge Musikant am Weißen Sonntag 1948. Für die fundierte Ausbildung bekam er Unterricht am Konservatorium in Würzburg. "Da bin ich vorbei an den Schutthalden der zerstörten Häuser bis fast nach Heidingsfeld gelaufen. Die Mutter hat mir immer 40 Pfennig für die Straßenbahn mitgegeben, aber dafür habe ich mir lieber ein Eis gekauft."
Nachwuchs der Kapelle ausgebildet
In den 1960er Jahren übernahm er dann die Kapelle, bildete Nachwuchs aus, war Vorsitzender und fast 40 Jahre lang Dirigent. 1977 entstand unter seiner Führung die "Original Fränkische Trachtenkapelle Wernfeld", die fortan auch auswärts Erfolge feierte. So zeigten die Wernfelder in Norddeutschland und in Hessen auf verschiedenen Schützen- und Volksfesten ihr Können. Umgekehrt kam der Besuch aus dem Norden zum Wernfelder Weinfest.
Zu seinen Aktivitäten zählt auch die Feuerwehr, der er seit seiner Jugend bis zum heutigen Tag angehört. "Nach dem Krieg war ich mit 15 Jahren der Jüngste", berichtet Bald, der noch mit dem Horn zum Einsatz und zur Übung alarmiert hat. In die zwölf Jahre seiner Kommandantenzeit fällt der Bau des Feuerwehrhauses. "Zuerst haben wir uns einen Transporter zum Feuerwehrauto umgebaut und dann mit 6000 Stunden Eigenleistung das Feuerwehrhaus gebaut. In nur zwei Wochen war es bis Deckenhöhe hochgemauert."
Zwei Töchter, vier Enkel und drei Urenkel gratulieren
Für sein außergewöhnliches ehrenamtliche Engagement wurde Erich Bald mit vielen Ehrungen ausgezeichnet. Auf die vorsichtige Frage nach eventuell weiteren Hobbys lacht der Jubilar und meint im schönsten Würfelder Dialekt: "Sonst hatt‘ ich ke Hobbys. Das langt. Ich wäss heut‘ goar nit, wann ich das alles gemacht hab‘".
Gefeiert wird der runde Geburtstag im Familienkreis. Es gratulieren die beiden Töchter mit Familien, darunter vier Enkel und drei Urenkel. Und wenn alle gesund bleiben, gibt es im August wieder was zu feiern. Dann sind Erich und Bärbel Bald seit 60 Jahren verheiratet.